Eto'o: Ein Weltstar auf dem Dorfplatz

APA8441914-2 - 28062012 - IRDNING - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Fußball-Testspiel zwischen den Kapfenberger SV 1919 Amateuren und dem ruschischen Klub Anjii Machatschkala am Donnerstag, 28. Juni 2012 in Irning. Im Bild: Machatschkala-Spieler Samuel Eto'o. APA-FOTO: EXPA/MARIO KUHNKE
Samuel Eto’o schnürt in Bruck/Mur seine Schuhe.

Real Madrid, Mallorca, der FC Barcelona und Inter Mailand waren gestern. Anschi Machatschkala heißt die Gegenwart. Anschi wer? Vielleicht kann es Samuel Eto’o selbst nicht ganz richtig aussprechen. Vielleicht ist es ihm auch egal. Wer in seiner Karriere nicht weniger als 17 Titel gewonnen hat, davon drei Mal die Champions League (2006, ’09, ’10), der steckt sich neue Ziele und setzt andere Prioritäten.

Da darf auch gerne das Bare in den Mittelpunkt rücken. 20 Millionen Euro netto verdient Eto’o im Jahr in Machatschkala, wo er seit August 2011 spielt und noch bis 2014 unter Vertrag steht. Damit ist er der bestbezahlte Fußballer der Welt. Nebeneinkommen aus der Werbung exklusive. Doch der 32-Jährige ist keiner, der just um seinetwillen groß abcasht. Eto’o finanziert zu 80 Prozent eine Stiftung gegen Noma, eine Krankheit, die nach akuter Unterernährung die Gesichter der Erkrankten entstellt. Er hat beträchtliche Anteile an rund 30 Fußball-Internaten in ganz Afrika, die Kindern eine Perspektive bieten sollen. Talent, Ehrgeiz und soziales Engagement haben den Kameruner zu dem gemacht, was er heute ist: zu einem Weltstar.

Trainingslager

Seit letztem Sonntag ist er in Österreich. Martin Walizadeh von International Football Camps Styria (IFCS) hat ihn vom Flughafen Graz abgeholt und nach Irdning im Ennstal chauffiert, wo Anschi Machatschkala in der vergangenen Woche trainiert hat. Eto’o ist mit dem Privatjet aus Paris gekommen. „Dort ist er mit dem Motorrad direkt bis aufs Flugfeld gefahren und in die Maschine gestiegen“, erzählt Walizadeh, der bereits mit Stars wie Beckham, Totti, Rooney oder Henry zu tun hatte. „Je prominenter der Star, desto bodenständiger und unkomplizierter ist er.“ Auch Eto’o sind Allüren völlig fremd. „An der Mautstelle beim Gleinalmtunnel hat er mich gefragt, ob er die acht Euro zahlen soll.“

Worüber man sich mit so einem Star unterhält, wenn man eineinhalb Stunden mit ihm im Auto sitzt? „Über ganz simple Dinge. Zum Beispiel darüber, ob ein Blackberry oder ein iPhone mehr kann.“ Über Fußball wird eher wenig gesprochen. Das runde Leder steht ohnehin am Sonntag wieder im Mittelpunkt, wenn Machatschkala mit Eto’o in Bruck an der Mur gegen PAOK Saloniki testet (17.00 Uhr).

Neben Eto’o gibt es im Trikot von Machatschkala gleich mehrere Klassekicker zu sehen. Etwa Russlands Teamkapitän Igor Denisow oder Juri Schirkow, den man aus seiner Zeit bei Chelsea (2009 – ’11) noch besser kennt. Auch Frankreichs Internationaler Lassana Diarra (Chelsea, Arsenal, Real Madrid) hat viel gesehen von der großen weiten Fußball-Welt. Für 35 Millionen Euro Ablöse an Schachtjor Donezk gesellte sich 2012 auch noch der Brasilianer Willian dazu, obwohl er auch zwischen den feinsten Adressen in Europas Fußball hätte wählen können. Warum er das tat? Freilich nicht, weil es sich im Kaspischen Meer, an dem Machatschkala liegt, so herrlich schwimmen lässt. Schon eher, weil er und seine Familienmitglieder durch seine Unterschrift für den Rest ihrer Tage im Geld baden.

In Machatschkala, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan, sind die Herren ohnehin nicht oft anzutreffen. Wegen des benachbarten Tschetschenien gilt auch Dagestan als Krisengebiet. Immer wieder kommt es in der Region, in der 255 Euro monatlich der Durchschnittsverdienst sind, zu Anschlägen. Die Mannschaft lebt und trainiert in Moskau und muss zu den Heimspielen 1600 Kilometer fliegen.

Der Mäzen

Finanziert wird der Spaß von Suleiman Kerimow. Der 47-jährige Oligarch ist russischer Parlamentsabgeordneter. Er gilt als größter Aktionär von Polymetal, dem fünftgrößten Silberproduzenten der Welt, und steht hinter der Investmentfirma Nafta Moskau, die Anteile an mehreren Banken hält.

Budgetfragen bleiben vom Klub unbeantwortet. Wenn Kerimow einen Star will, bekommt er ihn. Klar, dass mit Guus Hiddink auch einer auf der Bank sitzt. Der Niederländer genießt in Russland Heldenstatus, seit er das Team 2008 ins EM-Halbfinale geführt hat. Er verdient 15 Mio. Euro im Jahr.

Davon kann sein Landsmann Huub Stevens nur träumen. Der Ex-Salzburg-Coach betreut derzeit PAOK Saloniki. Heute sind die beiden in Bruck/Mur Gegner.

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