Peter Pacult ist wieder daheim

Wieder auf Draht: Pacult spricht in der FAC-Kantine über Wildenten, Eier und seine Heimat Floridsdorf.
Peter Pacult kehrt als FAC-Trainer dorthin zurück, wo er vor 50 Jahren das Kicken gelernt hat.

Dort drüben", sagt Peter Pacult und zeigt auf den kleinen Trainingsplatz. "Dort drüben hab’ ich mein erstes Tor geschossen. Mit schwarzen Lackschuhen. Kein Schmäh, ich hatte damals noch keine Fußballschuhe."

Das ganze ist nun fast 50 Jahre her. Damals begann der heute 55-Jährige seine ersten (Fußball-)Schuhe zu verschleißen. Beim FAC. Dem Verein, der zumindest in Wien-Floridsdorf die Bezeichnung Traditionsklub verdient. Jetzt kehrte er heim, löste Mittwochvormittag offiziell in einer "Nacht-ohne-Nebel"-Aktion Hans Kleer als Trainer des Erste-Liga-Klubs ab. "Sehr kurzfristig" sei das Ganze passiert, wie der ehemalige Meister-Trainer von Rapid und Sportchef Peter Eigl betonen.

Spätestens seit Kleer aber eine Stunde nach der 0:1-Heimniederlage am Dienstag gegen Liefering entlassen und Pacult auf der Tribüne gesichtet wurde, war klar, wie die Geschichte weitergehen würde. Aber auch, weil Pacult oft Zaungast war. Im Stadion und irgendwie auch zu Hause. "Von meiner letzten Wohnung sieht man direkt auf den Platz." Ein Kind aus Floridsdorf eben.

Nun mehr denn je.

Der Wildenten-Schützer

Pacult ist also wieder zurück, nimmt Platz in der Kantine und stellt sich einer breiten Masse an Medienvertretern. Einer von ihnen weiß: "Wenn irgendein Moser oder Hofer als Trainer vorgestellt worden wäre, wären zwei Hansln hier." Jetzt darf Pacult wieder mit den Medien reden und tut es überaus launig. Zum Beispiel über seinen letzten Abstiegskampf mit dem deutschen Zweitligisten Dresden, wo er bei seiner bisher letzten Trainerstation bis zum 18. August 2013 tätig war. Dort, wo die Trainingsbedingungen schlechter als beim FAC waren. "In Dresden konnten wir oft nicht trainieren, weil Wildenten den Platz beanspruchten." Wildenten wurden in Floridsdorf, in der Hopfengasse 8, noch keine gesichtet. Dafür jede Menge Spieler, die wieder aufgepäppelt werden müssen. "Wir brauchen keinen Trainer, sondern einen Zauberer", sagt Eigl.

Der Zauberer

Zaubern kann Pacult nicht. "In den verbleibenden sieben Spielen kann ich den Spielern taktisch nicht mehr viel beibringen, auch konditionell ist in sechs Wochen nicht viel möglich", sagt Pacult, deshalb wird das Hauptaugenmerk auf Spielergespräche gelegt. "Sie müssen alle wissen, dass es nicht nur um die Existenz des Vereins geht, sondern auch um die der Spieler", philosophiert Pacult und strapaziert in diesem Zusammenhang das Wort "Existenzfrage." Und seine? Warum geht ein Meistertrainer überhaupt in die zweite Liga? "Es steht nirgends geschrieben, dass ein Trainer nicht seinen Blickwinkel verändern kann."

Ob er sich eine langfristige Existenz in seiner engeren Heimat vorstellen kann? "Zuerst werden die Eier gelegt und dann ausgebrütet."

Am Freitag ist Horn auswärts der Gegner. Mit dem dortigen Coach Christoph Westerthaler verbindet Pacult eine gemeinsame Sturm-Zeit in Tirol. "Wir haben vier, fünf Jahre gemeinsam dort gespielt. Am Freitag wird aber für Erinnerungen keine Zeit bleiben, beide Mannschaften brauchen Punkte."

Der Ehrenmann

Auch zu Amtsvorgänger Hans Kleer gab Pacult seinen Senf dazu, ehe es Würstel für alle gab: "Er hat hervorragende Arbeit geleistet, ist mit dem Verein aufgestiegen. Man muss ihm danken." Peter Eigl tat dies auch, sagte aber: "Wir haben von sechs Heimspielen im Frühjahr nur eines gewonnen. Da hilft es nichts, wenn wir auswärts oft überraschen."

Für Pacult zählt eh nur der Erfolg: "Ich will immer gewinnen, das war auch immer im Training schon so. Das ist mein Naturell."

Spielplan, Ergebnisse, Tabelle

Erstmals müssen zwei Vereine definitiv absteigen, davor gab es für den Neunten noch die Chance auf den Klassenerhalt in der Relegation. Und das bei nur zehn Klubs. Zudem hat sich in Österreichs zweithöchster Spielklasse eine Dreiklassengesellschaft gebildet: Mattersburg und LASK spielen um den Aufstieg, Liefering (Farmteam von RB Salzburg) darf nicht aufsteigen. Sieben Vereine kämpfen gegen den Abstieg. Daher entwickelt sich die Liga zum Trainer-Friedhof.

Nur Liefering (Zeidler), Mattersburg (Vastic) und Kapfenberg (Russ) haben diese Saison den Trainer nicht gewechselt.

Beim LASK folgte Martin Hiden auf Karl Daxbacher.

St. Pölten hat mit Jochen Fallmann schon den dritten Trainer nach Herbert Gager und Michael Steiner.

In Innsbruck begann Michael Streiter, auf Interimslösung Florian Klausner folgte Klaus Schmidt.

Auch Austria Lustenau hat nach Helgi Kolvidsson und Mladen Posavec mit Lassaad Chabbi schon den dritten Betreuer auf der Bank.

Zuletzt zog man beim FAC die Reißleine, auf Johann Kleer folgt bis Saisonende Peter Pacult.

In Horn verlor Wilhelm Schuldes seinen Job, sein Assistent Christoph Westerthaler übernahm.

In Hartberg war der Bosnier Ivo Istuk nur vier Wochen im Amt und ging noch vor dem ersten Saisonspiel (nach eigenen Angaben unter Druck der Wettmafia). Mit Bruno Friesenbichler übernahm danach der Vorjahrescoach das Traineramt.

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