Altach und Mattersburg in der Favoritenrolle
In der Saison 2008/’09 zogen Damir Canadi und Alfred Tatar noch an einem Strang. Bei Lokomotive Moskau waren die beiden Assistenten von Chefcoach Raschid Rachimow. Tatar als „Co“ und Canadi als Individualtrainer für die talentiertesten jungen Spieler. In der kommenden Saison sind die beiden als Cheftrainer die schärfsten Konkurrenten. Canadis Altacher und Tatars Mattersburger sind die beiden großen Titelfavoriten in der Ersten Liga, die heute mit der 1. Runde startet. Dahinter werden St. Pölten und Austria Lustenau als Mitfavoriten gehandelt.
Bereit für den Titelkampf ist man auch in Mattersburg. „In jedem der 36 Runden wird uns eine topmotivierte Mannschaft gegenüber stehen, darauf werden wir uns einstellen“, sagt Tatar, nach dessen Abgang von der Vienna Gerhard Fellner in Wien-Döbling vom Co- zum Cheftrainer aufgestiegen ist. Erschwert wird Fellners Aufgabe durch die drei Minuspunkte, mit denen die Vienna aufgrund von Lizenzierungs-Verfehlungen startet. „Raunzen gilt aber nicht. Wir haben als einzige Mannschaft schon zwei Punkte aufgeholt (Anm. die Strafe wurde von fünf auf drei Punkte reduziert). So gesehen haben wir bisher die erfolgreichste Saison gespielt“, beweist der 43-Jährige Humor. Keinen Spaß kennt er bei der Disziplin. „Pünktlichkeit und ein gewisses Auftreten sind mir wichtig. Es gibt zum Beispiel keine Handys beim Essen. Jeder muss mitarbeiten. Wir sind kein Magic-Life-Club, wo wir als Animateure vorgeben, was passiert.“
Der Begriff „Heimvorteil“ wird auf der Hohen Warte ungewöhnlich interpretiert. „Unser Vorteil ist, dass wir wissen, wie schlecht der Platz ist“, sagt Vienna-Trainer Gerhard Fellner und zeigt auf die schüttere Rasenfläche vor der Tribüne. Vor allem im Strafraum machen sich braune Erdflecken breit, die weißen Football-Markierungen erinnern noch an das letzte Spiel der Vienna Vikings.
Gut, dass das erste Heimspiel in Döbling erst in einer Woche stattfindet. Den Ligaauftakt am Freitag bestreitet das Team des neuen Trainers Gerhard Fellner am Freitag in Hartberg (20.30 Uhr). „Das wird für uns schon ein wichtiger Gradmesser sein“, sagt der 43-jährige Salzburger, der seit sechs Jahren in Döbling arbeitet – zuerst als Spieler, danach drei Jahre als Co-Trainer an der Seite von Alfred Tatar. Am Freitag bestreitet Fellner sein erstes Ligaspiel als Chefcoach von Österreichs ältestem Fußball-Klub, der nach Verstößen gegen die Lizenzauflagen mit drei Minuspunkten in die Saison startet.
Vor der Premiere in der Steiermark spricht er über ...
... seine neue Aufgabe
„Ich habe nicht lange überlegen müssen. Fußball hat vorher schon mein Leben bestimmt, da hat sich nichts verändert.“
... den neuen Kader
„Zwölf Spieler haben gleich nach der letzten Saison wieder unterschrieben, das ist ein gutes Zeichen. Mit zehn Neuzugängen sind wir auf jeder Position doppelt besetzt. Es ist eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern.“
... den Abgang von Kapitän Jochen Fallmann
„Das schmerzt schon sehr. Er war nicht nur auf dem Platz ein Führungsspieler, sondern hat auch abseits davon die Mannschaft zusammengehalten. Ich denke, dass jemand erfahrener wie Thomas Mandl jetzt so eine Rolle einnehmen wird. “
... die Saisonziele
„Wir wollen den nächsten Schritt machen. In einem Jahr würde ich gerne eine Mannschaft sehen, die befreit Fußball spielt und am Platz alles gibt, so dass die Leute gern auf die Hohe Warte kommen und sich gut unterhalten fühlen.“
... seine Philosophie
„Pünktlichkeit und ein gewisses Auftreten sind mir wichtig. Es gibt zum Beispiel keine Handys beim Essen. Ab dem Anpfiff erwarte ich volle Konzentration. Jeder muss mitarbeiten. Das heißt überspitzt: Wir sind hier kein Magic-Life-Club, wo wir als Animateure vorgeben, was passiert.“
... den Auftaktgegner Hartberg
„Jeder weiß, was ihn erwartet, wenn er nach Hartberg fährt: fliegende Körper, Zweikämpfe, Gewurl. Da geht es Mann gegen Mann. Sie haben heuer eine sehr gute Mannschaft, vielleicht die beste in den letzten Jahren.“
... die schlechten Vorzeichen
„Wir wissen, dass wir mit drei Minuspunkten starten, das kann ich nur akzeptieren. Raunzen gilt nicht. Wir haben als einzige Mannschaft schon zwei Punkte aufgeholt (Anm. Strafreduktion). So gesehen haben wir bisher die erfolgreichste Saison gespielt.
... die Favoriten
„Altach und Mattersburg. Der Rest kann überraschen, da nehme ich auch St. Pölten und Austria Lustenau mit dazu.“
Seit Jänner 2007 ist Martin Scherb Trainer in St. Pölten. Einen derartigen Umbruch hat es beim SKN aber noch nie gegeben. Nach dem enttäuschenden Frühjahr wurde der gewohnte Weg (junge Niederösterreicher und ein paar Spanier) verlassen. „Die neue Multi-Kulti-Mischung tut uns gut“, sagt Scherb, der neben dem Spanier Jano einen Polen (Wisio), einen Engländer (Noel), sowie Spieler mit Wurzeln am Balkan (Sadovic, Salkic) und der Türkei (Taner Ari, Bozkurt) trainiert. Weil es nicht gelang, einen etablierten Goalgetter zu verpflichten, darf Eigenbauspieler Schibany stürmen. Die Favoriten auf den in St Pölten geplanten „Gipfelsturm“ heißen aber Altach und Mattersburg.
Am Freitag (18.30 Uhr) geht es zuhause gegen Kapfenberg los. An eine Revanche für das historische 1:7 denkt Scherb nicht: „Für die Spieler ist das kein Thema mehr. Wir blicken nach vorne.“
Scherbs gewünschter Zuschauerschnitt („4000 bis 5000“) scheint kaum möglich, weil von der Euphorie um das neue Stadion ein Jahr nach dem Einzug in die NV-Arena in St. Pölten nichts mehr zu spüren. „Letzten Herbst wurde leider verabsäumt, die vielen Besucher auch an den SKN zu binden“, kritisiert Scherb.
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