Ferri erntete für seinen Lauf einen Lovestorm wie schon 2014, als er in Brasilien mit seinem Superman-T-Shirt im Achtelfinale zwischen Belgien und den USA aufs Feld lief. Seine Botschaft damals: „Save Favelas Children“. Auch so eine Forderung, der sich so schnell keiner widersetzen mag.
Ferri macht schon seit 2010 das Flitzen zum Politikum. Waren es in der Geschichte der Platzstürmer meist blößenwahnsinnige Scherzkekse, so geht es in der jüngeren Sportgeschichte oft um echte Botschaften.
Beim WM-Finale 2018 in Moskau etwa stürmten drei als Polizeibeamte verkleidete Aktivisten und Aktivistinnen aus dem Umfeld der Protest-Punk-Band Pussy Riot in Polizeiuniformen das Feld. Sie wollten auf das brutale Straflagerwesen in Russland aufmerksam machen und haben die Freilassung von politischen Gefangenen gefordert. Die Flitzer mussten danach selbst ins Gefängnis.
Mark Roberts ist ein Unverbesserlicher, der mit mehr als 500 Auftritten so etwas wie der "König der Flitzer" ist. Der 57-Jährige aus Liverpool zeigte David Beckham sein bestes Stück, ließ in Wimbledon vor Anna Kournikowa alle Hüllen fallen und flitzte bei olympischen Curling- und Reitbewerben. Er erzählte, dass er nur zwei Mal Strafe zahlen musste.
Der Katalane Jaume Marquet hingegen häufte mit seinen Aktionen Schulden von rund 300.000 Euro an. Die konnte er als Koch nicht abzahlen, sprang vom Flitzer-Zug ab und ging nach Berlin, wo der 46-Jährige als Immobilienmakler arbeitet.
Jimmy Jump, so sein Künstlername, lief bei der Aufwärmrunde über eine Grand-Prix-Strecke, beim Finale der Tennis-French Open. Vor dem Anpfiff des WM-Finales 2010 in Johannesburg scheiterte er nur kurz davor, dem WM-Pokal eine Barretina, die typisch katalanisches Mütze überzustreifen.
2008 stürmte er beim EM-Semifinale in Basel auf das Feld, mit einem T-Shirt auf dem „Tibet ist not China“ stand. Diese Aktion war nur im Schweizer Fernsehen und dem wegen Bildstörung ebenfalls das Schweizer Signal nutzenden ZDF zu sehen, da die UEFA (ebenso die FIFA) solche Aktionen in ihren TV-Übertragungen zu unterbinden versucht. Offiziell, weil man Nachahmer vermeiden wolle.
Aber es gibt nicht nur den körperlichen und politischen Exhibitionismus, sondern auch handfeste wirtschaftliche Flitzer. 2019 lief Kinsey Wolanski in Istanbul beim Champions-League-Finale zwischen Liverpool und Tottenham in sehr wenig Badeanzug über das Feld. Die Botschaft der USA-Amerikanerin war sehr profan. Sie transportierte Werbung für den Pornokanal ihres Freundes über das Feld.
Ein Jahr später tauchte die Blondine im selben Outfit beim Nachtslalom in Schladming auf, allerdings nicht mehr mit kommerzieller Werbung. Mit „RIP Kobe 24 #Legend“ erinnerte die 25-Jährige an die kurz davor verstorbene Basketball-Legende.
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