Der Begriff Kreuzbandriss tut vielen schon beim Lesen weh. Die schwere Knieverletzung, die im Fußball aufgrund der steigenden Belastungen an Häufigkeit gewonnen hat, hat im Oktober vergangenen Jahres auch Andreas Weimann eingeholt. Etwas anders als in den meisten Fällen jedoch hatte der Wiener keine Schmerzen. „Ich bin sogar zurück aufs Feld gelaufen und habe noch zwei Minuten weitergespielt, bevor ich ausgewechselt wurde“, erinnert sich der 29-Jährige. „Es hat nicht wehgetan, das Knie war nur instabil.“
Umso mehr war die Diagnose zwei Tage später ein Schock. Der Klubarzt habe ihm dann erklärt, wie es sein kann, dass er trotz der Schwere der Verletzung nicht vom Platz getragen werden musste. „So absurd das klingt: Das Knie hat perfekt ausgesehen.“ Meistens werden bei Kreuzbandrissen auch noch der Meniskus oder andere Bänder in Mitleidenschaft gezogen. Nicht bei Weimann. „Im Kreuzband selbst gibt es keine Nerven, daher hatte ich keine Schmerzen. Es bleibt eine schlimme Verletzung, aber besser hätte mein Kreuzband nicht reißen können.“
Rasche Reha
Dadurch ist die Reha bei Weimann auch eine Spur flotter verlaufen. Seit Kurzem trainiert er wieder mit der Mannschaft von Bristol City. Die „Robins“ („Rotkehlchen“) werden die 2. Liga ohne ihren Österreicher am kommenden Wochenende im hinteren Tabellendrittel beenden.
Österreicher? Tatsächlich ist Weimann, der im August seinen 30. Geburtstag feiern wird, bereits seit 14 Jahren Legionär in England. Wie ein Native Speaker klingt er längst, wenn er Englisch spricht. Bristol City ist nach Aston Villa, Watford, Derby County und Wolverhampton der fünfte Klub des 14-fachen Teamspielers auf der Insel. Ob noch in diesem Jahr ein neuer Klub dazukommen wird? Weimanns Vertrag läuft nach drei Jahren aus. Doch auch das bereitet ihm keine Schmerzen. „In diesen Zeiten gibt es sicher einige, die schwitzen. Aber ich habe nicht die Angst, dass ich übrig bleibe.“ Der Verein hat die Möglichkeit einer Option, Trainer Nigel Pearson gilt als Befürworter des Angreifers, der universeller geworden ist. „Außer linker Verteidiger und Innenverteidiger hab’ ich bei Bristol schon alles gespielt.“
Vor seiner Verletzung sei er aber vor allem als zentraler Mittelfeldspieler zum Einsatz gekommen. „Das hat alle meine Stärken hervorgebracht.“ Seine Pferdelunge etwa und die gute Schusstechnik, wie seine beiden Saisontore in sieben Einsätzen zeigen.
„Ich würde gerne bleiben, weil es mir bei Bristol gefällt.“ Auch privat passt es. Zwar hat Weimann in der Hafenstadt nur ein Apartment, während seine Frau mit den beiden Kindern in Solihull wohnt. Doch das Familienhaus bei Birmingham ist mit dem Auto in nur einer Stunde und 20 Minuten zu erreichen. Der Herzschmerz hält sich also in Grenzen.
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