Duell der Trainertalente im Europa-League-Halbfinale

Unai Emery plante schon als Spieler seine Trainerkarriere
Mit Emery und Montella treffen bei Sevilla gegen Fiorentina zwei sehr interessante junge Trainer aufeinander.

Am Donnerstagabend kommt es zu den Hinspielen im Europa-League-Halbfinale, das Duell zwischen Sevilla und der Fiorentina ist dabei wohl die etwas namhaftere Partie. Die Klubs aus zwei der schönsten Städte Europas konnten im Europacup schon mehrere Erfolge feiern und wollen heuer die Chance nutzen, sich durch den Titelgewinn in der Europa League für die Champions League zu qualifizieren.

Beide Teams liegen derzeit in ihrer Liga auf Rang fünf, im Gegensatz zur Fiorentina hat der FC Sevilla aber auch noch in der Liga gute Chancen sich für die Champions League zu qualifizieren. Die letzten Jahre verliefen für beide Klubs aber durchaus erfolgreich.

Wesentlichen Anteil am Erfolg haben dabei die Trainer: Sevilla-Coach Unai Emery und Fiorentina-Trainer Vincenzo Montella gelten als zwei der vielversprechendsten Trainertalente der Welt. Montella durfte mit 36 Jahren bereits die AS Roma trainieren, Emery wurde einst mit 36 Jahren zum jüngsten Trainer der Vereinsgeschichte von Valencia.

Emerys erfolgreicher Karrierestart

Unai Emery war nur ein durchschnittlicher Fußballer, er spielte im Nachwuchs von Real Sociedad, danach reichte es aber nur für eine Karriere in der zweiten und dritten Liga. Doch schon damals hatte Emery seine Trainerkarriere im Kopf. Er merkte, dass das Trainer-sein einfach in ihm liegt und begann daher schon als Spieler damit seine Trainerlizenzen zu absolvieren. „Ich wollte immer dazulernen als Spieler. Ich speicherte alle Informationen, die ich hatte, ab, so dass ich sie als Trainer später verwenden kann“, sagte Emery einst gegenüber dem World Soccer Magazine. Emery schaute so viele Spiele er konnte, versuchte die Geschehnisse am Platz zu verstehen und notierte sich alles.

Als sich Emery 2004 bei Lorca Deportiva verletzte und daraufhin seine Spielerkarriere beendete, dauerte es nicht lange bis er seine Karriere als Trainer startete. Er begann kurz danach bei Lorca Deportiva und führte den Drittligisten überraschenderweise in die zweite Liga. Dort spielte der Aufsteiger völlig unerwartet lange Zeit um den Aufstieg in die Primera Division mit. Mit Almeria schaffte Unai Emery schließlich den Aufstieg und daraufhin sogar einen eindrucksvollen achten Platz in der ersten Liga.

2008 kam er zum FC Valencia, den er trotz der großen finanziellen Probleme zuerst auf Platz sechs und dann drei Mal auf den dritten Platz führte. Nach einem weniger erfolgreichen Engagement in Russland bei Spartak Moskau landete Emery letzte Saison in Sevilla, wo er prompt die Europa League gewinnen konnte.

In Sevilla verhalf der 43-Jährige etwa dem Kolumbianer Carlos Bacca zum Durchbruch, in Valencia brachte er Spieler wie Juan Mata, David Silva oder Roberto Soldado zu Höchstleistungen. Emery gestikuliert stets wild herum, ist sehr emotial auf der Trainerbank und hat sich mittlerweile den Ruf als einer der besten Taktiker der Liga erarbeitet. Seine Aufstellungen sind nur schwer vorherzusagen, er nimmt von Spiel zu Spiel stets einige Veränderungen vor, Prunkstück seiner Mannschaften ist dabei aber die sehr variable Defensive und die hohe Balance.

Spanischer Fußball in Italien

Vincenzo Montella dagegen vertritt einen sehr offensiven Ansatz. Er steht in Florenz für typisch spanischen Ballbesitzfußball. Montellas Spielerkarriere verlief weitaus erfolgreicher als jene seines Trainerkollegen von Sevilla, „il aeroplanino“ – „das kleine Flugzeug“, wie er früher genannt wurde - brachte es auf über 140 Tore in der Serie A. Dadurch bekam er auch schon sehr früh seine erste Chance als Trainer in der Serie A, im Februar 2011 übernahm er die Roma, musste nach Saisonende den Klub aber wieder verlassen.

Montella ging nach Catania, wo er Nachfolger von Diego Simeone wurde. Nach einer guten Saison beim Klub aus Sizilien wanderte der Ex-Nationalteamstürmer weiter zur Fiorentina, die er wieder zu alten Erfolgen führen sollte. Titel konnte er in Florenz noch keine gewinnen, jedoch erreichte Montella zwei starke vierte Plätze und stand letztes Jahr auch im Cupfinale. Womöglich wäre er in Florenz auch schon erfolgreicher gewesen, wenn das Sturmduo Giuseppe Rossi und Mario Gomez mal fit und in Form wäre.

Doch auch so hat der 40-jährige Trainer bereits einen hervorragenden Ruf in Italien. Er wechselt sehr oft zwischen Dreier- und Vierabwehr, legt dabei aber immer sehr hohen Wert auf die Kontrolle des Zentrums und des Mittelfeldes. Die Art und Weise wie sein Team den Ball zirkulieren lässt und das Spiel stets dominiert begeistert die Fans. Zudem hat Montella in Florenz auch die richtigen Spieler für seine Spielweise, sein Kader besteht Großteils aus Spaniern und Südamerikanern, Italiener findet man nur noch selten in der Startelf.

Emery als Kandidat bei Milan

Montellas Fiorentina besiegte in der Europa League heuer schon einige namhafte Gegner, in der Ko-Phase wurden bisher Tottenham, Roma und Dynamo Kiew ausgeschaltet. Sevilla besiegte bereits Mönchengladbach, Villarreal und Zenit Sankt Petersburg. Nun kämpfen beide gegeneinander um den Einzug ins Finale.

Montella und Emery könnten sich in Zukunft aber noch öfter gegenüberstehen, der Spanier wird derzeit nämlich mit dem AC Milan in Verbindung gebracht. Unai Emery gilt für die nächste Saison als Favorit auf den Trainerposten in Mailand, wo er den AC zu alten Erfolgen zurückführen soll. Derzeit ist Emery in Gedanken aber noch eher in Florenz als in Mailand, wie er vor dem Halbfinalhinspiel sagte.

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