„Manchmal rufen mich ein, zwei Journalisten aus Vorarlberg an, weil ich von dort komme. Weiter östlich wissen wohl nicht viele, dass ich ein österreichischer Legionär bin“, erzählt Stojanovic im KURIER-Gespräch.
Das könnte sich ändern. Zumindest, wenn es nach Peter Zeidler geht. Der Trainer von St. Gallen, von 2012 bis 2015 für Red Bull (Liefering und Salzburg) tätig, meint: „Ich traue Dejan auf jeden Fall eine Karriere im ÖFB-Team zu. Er gilt in der Schweiz seit dieser Saison ohne Zweifel als einer der Top-Goalies einer guten Liga.“
Die Geschichte des vergessenen Legionärs beginnt in Vorarlberg. Geboren in Feldkirch, ausgebildet bei SW Bregenz, schafft es das Talent mit nordmazedonischen Wurzeln in die Vorarlberger Akademie und mit nur 17 Jahren zum Profidebüt für den FC Lustenau.
Im Kampf um die Nr. 1 im ÖFB-Nachwuchs gab es schon damals einen starken Konkurrenten: „Richard Strebinger war im U-19-Team, wir haben um den Platz im Tor gerittert“, erinnert sich Stojanovic.
„Ich bin dann schon 2011 zu Bologna gewechselt und mit den Jahren zur Nummer 2 aufgestiegen“, erzählt der heute 26-Jährige. 2013 und 2014 brachte es der 1,96-Meter-Hüne auf insgesamt fünf Startelf-Einsätze in der Serie A. Auch nach einer Leihe bei Crotone blieb der ganz große Durchbruch aus.
Stojanovic näherte sich 2016 wieder seiner Heimat an und wechselte zu St. Gallen in die Ostschweiz. Anfang 2018 war es endlich soweit, Stojanovic wurde zum Stammtorhüter.
Zeidler ist überzeugt
Seit vergangenen Sommer ist Peter Zeidler der Chefcoach beim ältesten noch bestehenden Fußballverein auf dem europäischen Festland (gegründet 1879).
Der Deutsche berichtet von einer enormen Steigerung: „Sein Torwartspiel und die Größe haben schon viel versprochen. Aber zuletzt hat Dejan auch bei seiner positiven Ausstrahlung und mit seiner Top-Mentalität einen Sprung gemacht.“
Für Stojanovic liegt das auch am Red-Bull-Stil von Zeidler: „In der Schweiz ist diese Spielweise ungewohnt. Wir gehen früh drauf, ich laufe oft aus dem Strafraum – da kommt mir meine gute Technik mit dem Fuß zu Hilfe.“ Zeidler sagt: „Wir spielen nicht 10 plus 1, mit Dejan haben wir elf Fußballer. Das hilft schon sehr.“
Konkurrent Klinsmann
Dabei hatte ein Mann mit bekanntem Nachnamen die Nummer 1 im Visier. Jonathan Klinsmann, der 22-jährige Sohn von Hertha-Trainer Jürgen Klinsmann, wechselte im Sommer aus Berlin nach St. Gallen. „Sie haben sich gegenseitig gepusht. Aber es gibt keinen Grund, dass Dejan nicht mehr spielen sollte. Außer einen Verkauf“, meint Zeidler.
Für den 57-Jährigen ist nur logisch, dass die Schweiz nicht das Maximum für Stojanovic sein sollte: „Ihr kennt das ja in Österreich: Es ist auch eine Ehre, Spieler für Top-Ligen auszubilden. Dejan bringt da sehr vieles für so einen Transfer mit.“
Auch Stojanovic, dessen Vertrag sich nach einer fixen Zahl an Einsätzen bis 2021 verlängern würde, denkt groß: „Momentan liegt mein Fokus nur auf St. Gallen und unsere Saison, in der vieles möglich ist. Aber natürlich habe ich Interesse an einer noch stärkeren, größeren Liga.“
Und an einem Einsatz in Österreich: „Ich würde sehr gerne für Österreich spielen und hoffe, dass ich mit meinen Leistungen das Interesse beim ÖFB wecken kann.“
Zeidlers Vergleich: „Cican Stankovic habe ich trainiert, als er noch nicht so stabil war. Und Heinz Lindner kenne ich als Gegner aus der Schweiz gut, das ist ein anderer Typ Tormann. Für mich hätte sich Dejan sicher eine Chance beim ÖFB verdient.“
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