Ein armer Oligarch lenkt Austrias Gegner

Ein armer Oligarch lenkt Austrias Gegner
Alexander Jaroslawski, Präsident von Metalist Charkiw, ist unter den Oligarchen eine kleine Nummer.

Metalist Charkiw kann dank eines Big Spender finanziell aus dem Vollen schöpfen: Der Klub ist das liebste Spielzeug des Oligarchen Alexander Jaroslawski. Seit 2003 füllt der Präsident alljährlich das Klubkonto dermaßen auf, dass der Verein Fußballer aus aller Herren Länder, bevorzugt aus Argentinien und Brasilien, in den nordöstlichen Teil der Ukrainer locken kann. 2003 spielte Metalist noch in der zweiten Liga, schon im Jahr darauf gelang der Aufstieg.

Dabei ist Jaroslawski in seiner Heimat nur eine kleine Nummer. Das polnische Magazin Wropst veröffentlicht eine Liste der reichsten Osteuropäer. Dort ist Rinat Achmetow Zweiter und damit reichster Ukrainer mit einem geschätzten Vermögen von 23 Milliarden Dollar. Nur auf Rang 53 kommt sein Landsmann Jaroslawski mit lächerlichen 1,3 Milliarden Dollar.

Jaroslawski, einst Boss der ukrainisch-sibirischen Bank, gründete die Businessgruppe "Development Construction Holding" (DCH), die sich mit Finanzen, Industrie, Bauwesen, Geschäfts- und Wohnimmobilien befasst. Der Schriftzug DCH prangt auch auf den Dressen von Metalist.

Österreich-Verbindung

2007 unterzeichnete er mit seinem russischen Miteigentümer Oleg Deripaska und dem österreichischen Unternehmer Hans Peter Haselsteiner das Gründungsübereinkommen für die "Strabag Ukraine AG". Das Trio blätterte vor zwei Jahren locker zweihunderttausend Euro auf den Tisch, zur freien Verwendung für ein Kinderheim in Charkiw.

Der ehemalige Polizist Jaroslawski hat aber nicht nur dafür gesorgt, dass Metalist im Europacup eine Rolle spielt, sondern auch dafür, dass Charkiw Stadt der EURO 2012 wurde. In der 1,5-Millionen-Metropole werden drei Vorrundenspiele ausgetragen.

Trainingsanzug

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Mehr als 200 Millionen Euro soll der bald 52-Jährige mit seinen Firmen in die Infrastruktur investiert haben. Das Stadion ist schon fertig, nur der Flughafen und die vierspurige Autobahn ins Stadtzentrum, die Jaroslawki aus der eigenen Börse bezahlte, harren der Fertigstellung. Vor allem auf dem Flughafen fehlte bis zuletzt eine nicht ganz unwichtige Kleinigkeit - die Beleuchtung der Start- und Landebahn.

Was Rinat Achmetow, auch laut Forbes mit Abstand reichster Ukrainer, in Donezk ist, ist Jaroslawski - in weitaus kleinerer Form - in der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt Charkiw nahe der russischen Grenze. Im Gegensatz zu Achmetow gibt sich Jaroslawski alles andere als scheu gegenüber der Öffentlichkeit: Der 52-Jährige sitzt stets im Trainingsanzug von Metalist bei Heimspielen auf der Ehrentribüne und klatscht auch gerne nach jedem Tor mit dem Fußvolk ab.

Er kam mit dem Privatjet zum Hinspiel nach Wien, hatte vor zwei Jahren auch Graz besucht, wo Sturm die Ukrainer in der Qualifikation zur Europa League ausschalten konnte.

Freunderlwirtschaft

In seinem Büro hängt ein Bild von ihm und Bill Clinton und von ihm und Roman Abramowitsch, "ein Freund seit über 20 Jahren". Im Gegensatz zu seinem Kumpel investiert Jaroslawski aber nicht in London, sondern daheim in Charkiw. "Ich könnte in London, Paris oder New York leben. Aber wer würde mich dort kennen, sie kennen in London ja nicht einmal Roman Abramowitsch. Ich lebe hier, und ich gehe durch die Straßen, die Leute sagen dann: ,Hallo Alex'".

Er ist ein Oligarch zum Angreifen, der sich hier nicht vor Angriffen fürchten muss: Gerade einen unauffälligen Bodyguard hat er um sich.

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