Ein Arbeitsbesuch bei den Bayern
Die Serie des FC Bayern ist derzeit einzigartig in Europas Profifußball. Die Münchner haben seit dem Fehlstart gegen Gladbach (0:1) zehn Pflichtspiele in Folge gewonnen. Und alle zehn zu null.
Jupp Heynckes hat nach seiner Rückkehr zum deutschen Rekordmeister die richtigen Entscheidungen getroffen und damit die Siegesmaschine angeworfen, die am Samstag auch in Hoffenheim funktionieren soll. Bruno Friesenbichler durfte in der vergangenen Woche beim 66-jährigen Trainer-Routinier hospitieren und spricht im KURIER über die Erfolgsgeheimnisse des FC Bayern, für den Friesenbichlers Sohn Kevin im Nachwuchs stürmt.
"Mein langjähriger Co-Trainer Christian Ilzer und ich durften eine Woche alle Trainingseinheiten filmen, die gesamten Klub-Räumlichkeiten besichtigen und konnten mit den Entscheidungsträgern sprechen", erzählt Friesenbichler, der im November für seine Prüfung zum UEFA-Profi-Lizenztrainer über seine Hospitation referieren wird.
Der 41-jährige Steirer, der im Sommer seinen Vertrag bei Zweitligist Hartberg nach vier Jahren nicht mehr verlängerte, erklärt: "Die Rahmenbedingungen sind sensationell, der Terminplan passt jeden Tag perfekt. Es war in München sehr beeindruckend." Vor allem das zweistündige Gespräch mit Heynckes und Co-Trainer Hermann Gerland. "Diese Trainer sind unglaublich souverän, waren aber auch sehr offen und ehrlich."
Angetan von Alaba
So erfuhr Friesenbichler etwa von den Hintergründen der Trennung von Louis van Gaal. "Gerland betont, dass van Gaal ein Weltklassetrainer ist und die Spieler noch von seiner Fußballphilosophie profitieren." Doch die Menschenführung wäre unter Heynckes anders, kommunikativer geworden. "Jetzt spürt man, dass alle Spieler jeden Tag absolut bereit sind und eine beeindruckende Einstellung zum Beruf haben."
Besonders angetan war Friesenbichler von David Alaba: "Er arbeitet wie ein Wahnsinniger und wird deshalb auch von allen im Verein gelobt. An Alaba und seiner Einstellung sieht man, dass wir in Österreich die Talente scheinbar nicht richtig erreichen. Da sind auch wir Trainer schuld."
Trainingslehre
Im Trainingsaufbau fiel dem Bruder von Neustadt-Stürmer Günter auf, "dass wirklich jeden Tag zumindest in einer Einheit Schnelligkeit trainiert wird. Und dass die Spielformen auf sehr engem Raum geübt werden. Das war auch bei allen Nachwuchsmannschaften so." Nachwuchsleiter Werner Kern bestätigte den Gästen die durchgängige Trainingsphilosophie der Bayern von klein bis groß.
Andries Jonker, der nun die Bayern Amateure trainiert, gab Friesenbichler ebenfalls sein Wissen weiter. Zur gleichen Zeit kam Sohn Kevin zum ersten Mal unter dem früheren Co-Trainer von van Gaal für die Amateure in einem Test gegen Unterhaching zum Einsatz. Der 17-jährige Nachwuchs-Teamstürmer war vor einem Jahr um 500.000 Euro von der Admira gekauft worden, musste aber zuerst an der Schulter operiert werden und brach sich im Frühjahr einen Wirbelfortsatz.
"Kevin ist jetzt endlich schmerzfrei und soll aufgebaut werden, um im Frühjahr für die Amateure in der Regionalliga zu stürmen", erklärt der Vater, der nach seinem Besuch im Getriebe der Siegesmaschine nun selbst bereit wäre für eine neue Aufgabe als Trainer. "Ich habe mitgenommen, dass auch bei den Bayern nicht gezaubert wird. Aber die Grundeinstellung der Spieler ist viel professioneller als in Österreich."
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