Durchs wilde Kebabistan

Durchs wilde Kebabistan
Fahrtenbuch: Der schmale Grat zwischen Systemgastronomie und Geschmacklosigkeit.

So muss sich Christoph Kolumbus gefühlt haben, als er seine Füße auf den Boden der neuen Welt gesetzt hat. Eines jeden Entdeckers größtes Glück ist es ja, neue Länder und neue Welten zu entdecken. Bei der vom KURIER finanzierten Expedition ins wilde Posen wurde ein neues Land entdeckt. Die Einheimischen gaben dem Landstrich den Namen "Kebabistan". Mündlichen Aufzeichnungen zufolge heißt die alte Hauptstadt Iskender, und der erste König wurde auf den Namen Adana getauft.

Kebabistan hat erst vor Kurzem den Krieg erklärt. Und zwar einem wilden Volk, dass nicht weit entfernt liegt. Die Kebabistaner müssen nur einen Strom aus gefräßigen Blechtieren durchqueren, um in die Enklave "The Mexican" zu gelangen. Dort werden sie von einer Horde wild herumlaufender Kellner und Kellnerinnen mit rauchenden Colts empfangen. "The Mexican" hat schon neun verschiedene Kolonien und will dort die Menschen mit scharfen Tortillas und riesigen Margaritas die Eindringlinge bekehren.

Die Grenze zwischen Systemgastronomie und Geschmacklosigkeit ist schmal. Auch wenn das Essen hinhaut, kann man beim Rundherum danebenhauen. So wie der Chef seine Servicekräfte hergerichtet hat, so war das vielleicht bei den Kinderpartys in den 70er-Jahren in. Wer will heute noch als Cowboy auftreten? Die Leute knallen nicht einmal mehr ihrer Liebsten ein Röslein, geschweige denn dass sie mit Kindercolts herumfuchteln.

Durchs wilde Kebabistan
Anstoß: Magische Momente

Macht so was überhaupt Spaß? "Es gibt Schlimmeres", sagt Piotr.

Wann schießt du? "Wann ich will. Meistens wenn ich die Rechnung bringe", sagt Piotr.

Würdest du einen Zechpreller erschießen? "Sicher", sagt Piotr und knallt sich eine Platzpatrone.

Da kann man sich leicht die Finger verbrennen. So wie im Layla, einem original polnisch-orientalischen Lokal. Wenn man nicht aufpasst, bekommt man dort eine Shisha hingestellt, eine Wasserpfeife, mit der Tabak geraucht wird. Angeblich kann man dabei chillen, also entspannen. So wie die Kellnerin, die offenbar nicht nur Tabak in der Pfeife gehabt hat und Ewigkeiten mit dem Wechselgeld verschollen war. Als plötzlich ein Bursche mit einem kleinen in Stanniolpapier gepacktem Häferl auftauchte, schien die Erlösung nah. Als er die ausgestreckte Hand sah, glaubte er wohl, er habe jemanden vor sich, der zu tief in die Wasserpfeife geschaut hat. Der Junge sammelte die alten Kohlen von den Pfeifen und legte frische, glühende drauf.

Die Kellnerin blieb übrigens verschollen, wahrscheinlich ist sie mit den zehn Zloty (2,5 Euro) durchgebrannt und fängt in Kebabistan neu an.

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