Dragovic: "Es muss sich was ändern"

Elf Mal spielte Dragovic im Herbst für Leverkusen
Der Teamverteidiger über das Länderspieljahr 2017 und den Auftakt in Deutschland.

Um 18 Millionen Euro wechselte der 25-jährige Aleksandar Dragovic im Sommer von Kiew nach Leverkusen. Die Frühjahrssaison beginnt für ihn am Sonntag gegen Hertha BSC, einem Konkurrenten um einen Europacup-Platz. Mit seinem Klub hat er ebenso Auf-holbedarf wie mit dem Team.

KURIER: Wie fällt Ihre Bilanz des ersten Halbjahres in Leverkusen aus?

Aleksandar Dragovic: Wir haben nicht die beste Hinrunde gespielt. Wir haben auch vier Elfmeter verschossen, die entscheidend waren und die uns auf Platz drei oder vier gebracht hätten. Aber wir haben einiges gut zu machen. Auch von mir persönlich war es nicht das beste Jahr. Gegen Ende des Jahres war es aber okay und ich war schon langsam wieder der alte Drago, der ich bei der EM ganz klar nicht war.

War der Umstieg nach Deutschland schwieriger als erwartet?

Es war schon viel Neues für mich. In Kiew sind wir immer sehr tief gestanden, in Leverkusen spielen wir Angriffspressing. Tempo und Intensität sind zwei Nummern höher als in der Ukraine, wo du nur in Spitzenspielen gegen Donezk zu hundert Prozent gefordert wirst.

Wie haben sich die Anforderungen an Sie noch verändert?

Weil wir weit vorne attackieren, hat man als Verteidiger hinten mehr Laufduelle und Sprints.

Mussten Sie an Ihrer Schnelligkeit arbeiten?

Nicht wirklich. Ich brauche es zwar nicht mit Aubameyang aufzunehmen. Aber langsam bin ich auch nicht. Ich brauche mich mit meinem Speed nicht zu verstecken.

Wie wichtig ist Variabilität im modernen Fußball?

Jeder sieht Fußball anders. Ich halte es für gut, wenn man einen Plan B oder C hat. Am Ende des Tages gibt der Trainer die Richtung vor und wir Spieler müssen nach seiner Pfeife tanzen.

Der fehlende Plan B wurde zuletzt Österreichs Team nachgesagt. Steht das auf der To-do-List für 2017?

Vor einem Jahr war noch alles eitel Wonne. 2017 beginnen wir wieder bei Null. Marcel Koller hat seine Philosophie. Die Marschroute, die er vorgibt, werden wir versuchen bestmöglich umzusetzen.

Ihr Kollege Julian Baumgartlinger hat unlängst gemeint, es sei im Moment des Erfolges verpasst worden, den nächsten Schritt zu setzen. Hat er recht?

Die Ergebnisse waren nicht gut, vieles wird ins Negative gestellt. Wenn er das so sieht, ist das legitim.

Hat man darauf vertraut, dass es so weiterlaufen wird?

Ich hab’ schon damals gesagt, dass wir nicht zwei Klassen besser waren als die Gegner in der Quali. Aber klar ist: Wenn wir uns noch qualifizieren wollen, muss sich etwas ändern.

Muss man variabler werden?

Muss man nicht. Wenn jeder seine Leistung bringt, was zuletzt nicht der Fall war, und da nehme ich mich nicht aus, dann kommen wieder die Siege. Variabel zu sein ist gut, man muss aber auch seiner Linie treu bleiben.

Nach Ihrem Wechsel von Basel nach Kiew 2013 hat man Ihnen nachgesagt, sie würden dem Geld nachlaufen. Wie beurteilen Sie die aktuellen Lockrufe aus China?

Ich beschäftige mich keine Sekunde damit, weil es jetzt nie infrage kommen würde. Man braucht keinen Hochschulabschluss, um zu erkennen, dass diese Summen Wahnsinn sind. Für Europas Fußball ist es schade, wenn Topspieler nach China gehen. Andererseits würden Sie wahrscheinlich auch nach China gehen, wenn Ihnen eine Zeitung dort das Zehnfache bezahlt.

Auf Chinesisch könnte ich kein Interview mit Ihnen führen.

Sie wissen schon, wie ich das meine.

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