Mehr netto
Dass die FIFA die Nettospielzeit erhöhen will, war bereits am zweiten Turniertag unübersehbar: Am vergangenen Montag wurden die vier bislang längsten Spielhälften der WM-Geschichte abgepfiffen.
Ob die UEFA mitzieht, etwa bei der Champions League, ist offen. Rund um den (erwarteten) Schlusspfiff werden die wertvollsten Werbungen verkauft. Soll riskiert werden, dass die für lukrative TV-Spots begrenzte Sendezeit verloren geht?
Eindeutig verändert haben sich im Vergleich zu 2018 die Ergebnisse. Gab es in Russland insgesamt nur ein 0:0, waren es 2022 schon im ersten Rundlauf vier Nullnummern.
Auf den zweiten Blick logisch erscheint die Verteilung von Sieg und Unentschieden. Dabei hilft ein Blick auf die Auslosung. In jeder Gruppe war ein Titelkandidat in Topf eins gesetzt, Katar spielt als sportlich schwachbrüstiger Gastgeber dabei die Ausnahme.
Von diesen acht „Gruppenköpfen“ hat zum Auftakt kein einziger unentschieden gespielt. Sechs haben teils überzeugend gewonnen, Argentinien hat sich blamiert (und auch Katar hat verloren). Der Torschnitt bei diesen acht Partien mit Sieger liegt bei 4,1 Treffern.
Ganz anders wurde die andere Paarung der jeweiligen Gruppe angegangen. Es wurde so ausgelost, dass noch kein Duell von Teams aus einem Kontinentalverband stattfindet und so, dass kein Topf-1-Team gegen den vermutlich stärksten Konkurrenten loslegen musste.
So trifft etwa Spanien erst am Sonntag auf Deutschland.
Die Folge: Die Favoriten auf das zweite Achtelfinalticket starteten gegen durchwegs ambitionierte Herausforderer. Das Motto „Nur nicht verlieren“ war schnell ersichtlich. Ganz anders als bei den Duellen Favorit gegen Underdog entwickelten sich auch die Ergebnisse: Gleich vier Partien endeten mit einem 0:0, dazu kam mit dem 1:1 von den USA gegen Wales ein fünftes Remis.
Bezeichnend war die Reaktion der Teamchefs aus Kroatien und Dänemark, immerhin Vizeweltmeister sowie Europas Überflieger des letzten Jahres, auf das 0:0: „Ein Punkt zum Auftakt ist in Ordnung.“
Die Schweiz nahm gegen Kamerun ebenfalls wenig Risiko, gewann aber 1:0.
Klar auf Sieg spielte Deutschland gegen Japan nach dem Ausgleich des Außenseiters – und wurde mit einer zu hoch stehenden Verteidigung durch das Tor zum 1:2 prompt bestraft.
Es war das einzige Duell dieser Konstellation mit drei Treffern.
Das einzig klare Ergebnis gelang den Niederlanden gegen Senegal, wobei die Tore zum 2:0 auch erst in den Minuten 84 und 99 fielen. Neben den fünf Remis sagt auch der Torschnitt einiges über die Spielanlage aus: nur 1,0 Treffer pro Partie.
In Durchgang zwei steigt nun das Risiko. Spätestens in den Schlussminuten.
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