Die wichtigsten Fragen zum "Geheimprojekt Superliga"

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Heißes Thema: Europas Topklubs sollen eine Revolution planen, die den Fußball verändern würde.

Eine Liga mit den europäischen Großklubs ist schon seit Jahren im Gespräch, so konkret wie derzeit sollen die Umsetzungspläne aber noch nie gewesen sein – jedenfalls dann, wenn man dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel glaubt. Dieses berichtet, dass Europas Topklubs ab 2021 in einer sogenannten „European Super League“ spielen könnten.

Was würde so eine Superliga für den Fußball bedeuten? Der KURIER versucht, die wichtigsten Fragen zu beantworten.

Was wäre an der „European Super League“neu?

Diese würde privatwirtschaftlich und damit nicht von bereits bestehenden Verbänden organisiert werden – anders als etwa die Champions League, die vom europäischen Verband UEFA veranstaltet wird.

Wer würde in dieser Superliga dabei sein?

Mit Bayern München, Real Madrid, FC Barcelona, Manchester United, Chelsea, Arsenal, Manchester City, Liverpool, Paris Saint-Germain, Juventus und Milan würden elf Klubs als sogenannte „Gründer“ der neuen Liga auftreten. Dazu sollen fünf sogenannte „Gäste“ mitspielen. Das wären vorerst Atletico Madrid, Dortmund, Marseille, Inter Mailand und AS Roma. Im Gespräch soll auch eine zweite Liga sein, in der die „Gründer“ allerdings nicht absteigen könnten.

Was hat es mit der Absichtserklärung auf sich?

Laut Spiegel soll diese ein 13-seitiges Dokument sein, in dem sich die elf Gründer bindend erklären, an der „European Super League“ teilzunehmen. Diese Absichtserklärung, die von einem in Madrid sesshaften und Real-nahen Unternehmensberater namens Key Capital Partners verfasst worden sein soll, soll im November unterfertigt werden. Zumindest die Bayern wollen davon aber nichts wissen.

Wie würde sich die neue Superliga finanzieren?

Das ist noch unklar. Bisher war immer zu hören, dass chinesische Investoren hinter so einem Projekt stehen sollen.

Wem würde so eine neue Superliga schaden?

Ganz sicher der Champions League und damit der UEFA, die rund 70 Prozent ihrer Einnahmen über den wichtigsten Klubbewerb der Welt lukriert. Ohne die Topklubs würde die Königsklasse nicht nur an sportlicher Attraktivität verlieren, sondern wohl auch für Sponsoren und TV-Stationen, die aktuell Milliarden für die Übertragungsrechte bezahlen, uninteressant werden.

Wie reagiert die UEFA auf die Pläne?

Aktuell noch gar nicht. Bisher wurden die Großklubs bei der Verteilung der Champions-League-Gelder immer bevorzugt, um sie bei der Stange zu halten. Diese Saison gibt es deshalb erstmals den „Koeffiziententopf“, der mit 585 Millionen Euro und damit rund 25 Prozent der Gesamtprämien gefüllt ist. Dieser wird nach der Platzierung im Zehn-Jahres-Ranking verteilt, das von Real angeführt wird. Die Madrilenen erhalten nur aus diesem Topf 35,46 Millionen. Insgesamt winken dem CL-Sieger 140 Millionen.

Was könnte hinter den Plänen stecken?

Es könnte sich erneut um ein „Drohszenario“ der Topklubs handeln, um noch mehr Geld aus den Champions-League-Töpfen zu bekommen. Denn die Verhandlungen über die Verteilung der Gelder ab 2021 beginnen im kommenden Jahr.

Welche Konsequenzen drohen den Vereinen?

Mit dieser Frage dürften sich auch die Klubs der „Super League“ beschäftigen. Laut Spiegel sollen etwa die Bayern schon 2015 von einer Anwaltskanzlei prüfen haben lassen, wie sie aus dem Europacup und der deutschen Liga aussteigen könnten. Wie die Folgen ausschauen würden, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Dass es Konsequenzen durch die FIFA und UEFA geben würde, davon ist auszugehen.

Was würde die Liga für die Spieler bedeuten?

Es würde Probleme geben. So würde wohl die Abstellpflicht für Nationalteams fallen. Andererseits könnte es Klagen der Spieler geben, sollten die Topklubs ihren Stars die Teilnahme an WM- und EM-Turnieren untersagen. Gerade aber dort konnten diese bisher ihre Marktwerte erhöhen – besonders für die Werbewirtschaft.

Ist es vorstellbar, dass irgendwann auch ein österreichischer Klub in der Superliga mitspielt?

Nein, ist es nicht. Österreich ist als TV- und Werbemarkt zu klein, um im Konzert der Großen dabei sein zu können.

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