Die Ronaldo-Show: Wenn ein Superstar die Fassung verliert
Irgendwie war er in seinem Element. Wild gestikulierend und laut schreiend stand Portugals Teamkapitän vor jenem niederländischen Schiedsrichter-Assistenten, der den Ball nach seinem Volleyschuss nicht mit vollem Umfang hinter der Linie des serbischen Tores gesehen hatte. Seinem vermeintlichen Siegestreffer wurde also im Marakana von Belgrad die Anerkennung versagt. Die Portugiesen mussten sich schlussendlich im WM-Qualifikationsspiel nach einer starken ersten Hälfte mit einem enttäuschenden 2:2-Unentschieden begnügen.
Kurz nach der umstrittenen Entscheidung hatte der Superstar allerdings schon wieder den Kopf für eine Botschaft an die portugiesische Nation frei: Gerade in schwierigen Zeiten müsse man sich der nächsten Herausforderung stellen, teilte der 36-jährige Routinier noch am späten Samstagabend über seinen Instagram-Account mit. Er habe aber das Gefühl, meinte Cristiano Ronaldo, dass eine ganze Nation verletzt wurde.
Führung verschenkt
Die Portugiesen hatten sich in ihrem zweiten Spiel in der Gruppe A allerdings auch selbst ein Bein gestellt. „Wir haben es nicht geschafft, den Sack zuzumachen, das darf uns nicht mehr passieren“, stellte Doppeltorschütze Diogo Jota fest. Auch Teamchef Fernando Santos ärgerte sich über das eigene Unvermögen. Er habe die Spieler in der Pause vor einer veränderten Ausrichtung des Gegners in der zweiten Halbzeit gewarnt: „Ich habe keine Erklärung dafür, warum wir sie ins Spiel zurückgelassen haben“, sagte Santos.
Ronaldo war freilich nicht wegen der verspielten 2:0-Führung wütend. Sondern über diese eine Szene des Qualifikationsspiels in Belgrad, genau nach 2:51 Minuten der Nachspielzeit, als er das vermeintliche 3:2-Siegtor für die Gäste erzielte. Doch der niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie gab den Treffer nicht – und der Videoschiedsrichter (VAR) steht in der WM-Qualifikation anders als bei der Endrunde im nächsten Jahr in Katar nicht zur Verfügung.
Nach einer weiten Flanke hatte der Juventus-Stürmer den Ball halbrechts kurz vor der Grundlinie volley genommen, der Ball rollte über die Linie – und war höchstwahrscheinlich komplett dahinter. Das zeigten jedenfalls auch die oft wiederholten TV-Bilder. Die Portugiesen jubelten schon, doch Makkelie ließ weiterspielen.
Der viel umjubelte Treffer zählte also nicht. Stattdessen wurde dem frustrierten und protestierenden Ronaldo auch noch eine Gelbe Karte gezeigt. Wütend stürmte der fünfmalige Weltfußballer (zuletzt 2017) vom Rasen, die dunkelblaue Kapitänsbinde schleuderte er weg. Symbolisch war das allerdings laut seiner Aussage keineswegs gemeint. Denn der Kapitän der portugiesischen Mannschaft zu sein, sei für ihn der größte Stolz und das größte Privileg seines Lebens, versicherte Ronaldo umgehend auf Instagram.
1.000 Spiel
Viel Zeit zum Ärgern gibt es im engen Terminplan der WM-Qualifikation aber nicht. Schon am Dienstag geht es auswärts gegen das Überraschungsteam Luxemburg, das sich am Samstagabend in Irland mit 1:0 durchsetzen konnte. Dieses Spiel ist ein ganz besonderes für Teamchef Fernando Santos. Der 66-Jährige, der Portugal 2016 bei der EURO in Frankreich zum Titel geführt hatte, geht in sein 1.000 Spiel als Trainer auf Vereins- und Nationalteam-Ebene.
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