Acht Knie-Operationen musste sie schon über sich ergehen lassen. "Es ist so, dass ich es fast gewohnt bin, Probleme mit dem Knie zu haben", sagte sie vor der EM. Erst Anfang des Jahres war wieder einmal eine Leidenszeit beendet. Schnaderbeck wurde zum Lehrgang nach Marbella mitgenommen, davor hatte sie wegen Verletzungsproblemen seit 27. Oktober 2020 nicht mehr für die ÖFB-Auswahl gespielt.
Am Sofa geweint
In einem Interview mit The Athletic erzählte sie: "Es gab Tage, an denen musste ich am Sofa weinen. Ich habe von früh bis spät trainiert, alles Mögliche probiert, aber verändert hat sich nichts."
Schon vor dem "Sommermärchen" in den Niederlanden 2017 hatte sie bezüglich ihrer Turnier-Teilnahme ordentlich zittern müssen, ein Knochenmarksödem im Knie warf sie aus der Bahn. Zu dieser EM fuhren die Österreicherinnen quasi als Unbekannte. Laura Feiersinger kannte man wegen ihres Vaters, Ex-Profi Wolfgang. Und Schnaderbeck wurde immer wieder beschrieben als Cousine von Sebastian Prödl, Österreichs Teamverteidiger.
Aber mit den starken Auftritten und dem Einzug ins Semifinale etablierten sich Feiersinger, Schnaderbeck sowie alle anderen Teamspielerinnen als eigenständige Erfolgsfrauen.
Dilemma mit dem Knie
Schnaderbeck ordnete schon früh alles dem Fußball unter. Sie begann in ihrer Heimatgemeinde Kirchberg/Raab mit dem Fußballspielen, debütierte bei LUV Graz in der Bundesliga und ging mit 16 Jahren nach Deutschland. Gemeinsam mit Carina Wenninger ging sie ab 2007 in München zur Schule und wurde bei den Bayern zur Bundesligaspielerin ausgebildet. Aber schon damals begann das Dilemma mit dem Knie. 2008 zog sie sich einen Kreuzbandriss zu, es folgte ein zweiter. Knapp zweieinhalb Jahre lang musste sie pausieren. Während dieser Auszeit machte sie die Matura, eigentlich das Abitur. Es folgte eine Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation, später studierte sie Sportmanagement.
Seit 2010 gehörte sie der ersten Frauschaft an. Mit den Münchnerinnen gewann sie 2015 und 2016 den deutschen Meistertitel. 2018 ging sie zu Arsenal, wo sie sich noch in der Vorbereitung am Knie verletzte.
Schnaderbeck war aber stets eine, die etwas zu sagen hatte – sportlich wie gesellschaftlich. So verwunderte es auch nicht, dass sie kurz vor Weihnachten 2019 ein Bild von sich und ihrer Freundin auf Instagram postete – mit den Worten "Love always wins". Kurz darauf zog ihre Teamkameradin Sarah Puntigam nach, die kurz vor der EM ihre Freundin geheiratet hat.
Abschied zeichnete sich ab
Schnaderbecks Freundin Anna Markhus ist Lehrerin und kommt aus Bergen. Dort, in Norwegen, verbrachte die Österreicherin auch die Zeit, als während des ersten Lockdowns die englische Frauen-Liga abgebrochen wurde.
"Ich möchte meine Stimme erheben. Ich werde keine radikale Veränderung bewirken, aber ich möchte einen Beitrag leisten und Verantwortung übernehmen", schrieb Schnaderbeck im Sommer 2020. Damals antwortete sie mit einem international viel zitierten offenen Brief jenem schwulen Fußballprofi, der – anonym – erklärt hatte, der englische Herren-Fußball wäre noch nicht bereit für ein Outing. Sie selbst habe sich lange Zeit geschämt und sei unsicher gewesen ob ihrer sexuellen Orientierung.
Diesen Sommer endete ihr Vertrag mit Arsenal. Ihr Abschied von der Fußballbühne zeichnete sich ab. Zuletzt war sie Stargast bei einer Veranstaltung der Jungen Wirtschaft Südoststeiermark in Saaz. Dort sagte sie: "Viele vergessen, dass Erfolg eine Reise ist, oft ein langer Weg. Auch Rückschläge gehören dazu."
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