Di Matteo: Krönung für den Jungtrainer

Di Matteo: Krönung für den Jungtrainer
Der 41-Jährige Italiener hat geschafft, woran Jose Mourinho gescheitert ist.

Nach nur vier Jahren steht Roberto Di Matteo ganz oben. Der 41-jährige Italiener, der in Schaffhausen in der Schweiz geboren wurde, ist erst seit 2008 Trainer. Seit Samstag darf er sich als erster Coach des FC Chelsea bezeichnen, der die Champions League gewonnen hat. Eine Ehre, die sogar einem Meister des Trainerfachs wie José Mourinho in London versagt geblieben ist.

Ob er in London bleibt, ist dennoch fraglich. Denn Di Matteo hat die "Blues" als Interimscoach (seit Anfang März) zum Triumph geführt. "Ich sehe kaum eine Chance für ihn, der offizielle Chef bei Chelsea zu werden und trotzdem seine jetzt erfolgreiche Art beizubehalten.

Der Druck wäre gewaltig. Und er müsste die Verjüngung des Teams durchsetzen, die er bisher noch hinausschieben konnte", sagt Paul Scharner. Der österreichische Teamspieler ist ein ehemaliger Schützling des Italo-Schweizers.

Ruhepol

2010 holte Di Matteo nach dem Aufstieg mit West Bromwich den Niederösterreicher zum Traditionsklub. Die beiden verband eine friktionsfreie Beziehung. "Ein sehr angenehmer Mensch und Trainer, der auch im Misserfolg bis zum Rauswurf im Februar 2011 immer gefasst blieb", erzählt Scharner.

Di Matteo begann 2008 als Trainer beim Drittligisten Milton Keynes, wo er 2009 einen österreichischen Spieler hatte, den nunmehrigen Vienna-Verteidiger Florian Sturm.

Di Matteo, der 1998 im WM-Kader Italiens stand, hat erkannt, woran Vorgänger André Villas-Boas gescheitert ist: Das Triumvirat der "Alten" Drogba, Terry und Lampard ließ sich vom jungen Portugiesen nicht aus der Mannschaft drängen. "Also hört er auf sie und lässt sie auch bei der Aufstellung mitreden", erzählt Scharner.

Die Routiniers dankten es ihm mit vollem Einsatz in der Champions League (etwa bei den Abwehrschlachten gegen Barcelona) und beim Titelgewinn im FA-Cup. "Aber jetzt muss trotzdem umgebaut werden", glaubt Scharner: "Der einzige Leistungsträger, der nach Mourinho dazugekommen ist, war Ramires."

Di Matteo spielte Ende der 80er-Jahre mit Joachim Löw gemeinsam bei Schaffhausen. "Er war bereits als Spieler jemand, der sich sehr viele Gedanken gemacht hat über Taktik", sagt der deutsche Teamchef. Über den FC Zürich und Aarau kam Di Matteo zu Lazio Rom. 1996 bis 2002 spielte er in Chelsea. 1998 gewann er mit den Engländern den Europacup der Cupsieger gegen den VfB Stuttgart unter Trainer Joachim Löw. 2000 erlitt er einen dreifachen Beinbruch und musste zehn Mal operiert werden.

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