Deutschlands lästige Fußball-Legenden

Aussortiert: Nach Michael Ballack wird mit Birgit Prinz die zweite deutsche Fußball-Ikone ins Abseits gestellt

Birgit Ballack oder Michael Prinz. Man kann es drehen und wenden, wie man will, das Ergebnis bleibt unterm Strich dasselbe. Zwei Legenden des deutschen Fußballs erleben derzeit einen traurigen Abschied. Die Denkmäler beginnen zu bröckeln.

Hier Michael Ballack, 34, viele Jahre Deutschlands einziger Feldspieler mit Weltklasseformat, der in 98 Länderspielen 42 Tore erzielte und in seiner Blütezeit als der torgefährlichste Mittelfeldspieler dieses Planeten galt.

Dort Birgit Prinz, 33, die in 216 Länderspielen sagenhafte 128 Volltreffer landete. Was beide gemeinsam haben? Sie haben ihren Zenit überschritten und werden im Nationalteam aufs Abstellgleis gestellt. Ihr Zug ist abgefahren.

Ballack verzichtet nach einem verbalen Disput mit Bundestrainer Joachim Löw sogar auf ein Abschiedsspiel, das dem Leverkusener mehr als nur gebühren würde. Der "Capitano" wurde in Deutschland trotz überzeugender Leistungen und Engagements bei Weltklasse-Vereinen wie Bayern und Chelsea immer wieder kritisiert, weil ihm seit 2002 der Ruf des ewigen Zweiten an den Fersen haftet. Michael Ballack, der Hubert Strolz des deutschen Fußballs?

2002 hatte Ballack drei große Titel vor Augen, stand jedoch am Ende mit leeren Händen da: Zweiter mit Leverkusen in der Liga und der Champions League, Zweiter bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea.

Während Ballack den großen Titeln vergeblich hinterhersprintete, füllte Birgit Prinz ihre Vitrine nach Belieben mit Pokalen, Medaillen und Auszeichnungen: Zwei Mal Weltmeisterin, fünf Mal Europameisterin, neun Mal deutsche Meisterin.

Zweite Wahl

Und dennoch ist sie bei der aktuellen Frauen-WM in Deutschland nicht mehr gut genug. Nach den Siegen über Kanada und Nigeria wurde die Kritik an ihrer Person so groß, dass Bundestrainerin Silvia Neid ihren Star gegen Frankreich auf die Bank platzierte. Nach dem 4:2 werden die Rufe nach Fußball-Königin Prinz immer leiser. Sie wird auch im Viertelfinale gegen Japan nicht von Beginn an auf dem Platz stehen.

Silvia, der Neid-Hammel, weicht diplomatisch aus: "Wir haben ja noch ein paar Trainingseinheiten. Ich habe es so empfunden, dass sie im Training zuletzt sehr viel befreiter war. Ich denke, dass wir von Birgit bestimmt noch was sehen werden."

Nur wann?

Inka Grings hat ihre Chance mit zwei Toren gegen Frankreich genützt, die Thronfolgerinnen verstellen Prinz den Platz. Nicht einmal für einen Kurzeinsatz reichte es im letzten Gruppenspiel. Neid hatte dafür Argumente: "Ich hatte überhaupt keinen Grund, Birgit zu bringen. Alexandra Popp musste auch mal wieder Spielpraxis bekommen. Wieso sollte ich Birgit bringen, wenn es wunderbar lief? Dass Sie dann schreiben können, Birgit hat zehn Minuten gespielt und kein Tor geschossen, aber dafür Inka? Das hätte ihr doch heute gar nichts gebracht. So war es viel, viel besser, so hat es Birgit sehr gutgetan."

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