Deutsche WM-Selbstkritik: "Wir sind eine sehr, sehr liebe Mannschaft"

Ab nach Hause: Leroy Sané und seine Kollegen mussten nach drei Partien die Koffer packen
Viel Talent, aber kein Sinn für dreckige Siege. Dazu Experimente statt Automatismen. Welche Schuld trägt Hansi Flick?

Hansi Flick selbst hatte die Frage nach seiner persönlichen Zukunft schon vor dem finalen Gruppenspiel gegen Costa Rica weggelächelt. „Ich habe Vertrag bis 2024, und ich freue mich auf die Heim-EM.“ An dieser Einstellung hat sich auch nach dem Aus nichts geändert. „Mir macht’s Spaß“, sagte Flick in der ARD. „Wir haben eine gute Mannschaft.“ Am zweiten Teil seiner Aussage bestehen mittlerweile Zweifel. Ist das deutsche Team wirklich so gut?

Der Trend spricht dagegen. Nach dem Vorrundenaus 2018 in Russland war 2021 bei der Europameisterschaft im Achtelfinale Schluss – und jetzt in Katar trotz des 4:2-Sieges gegen Costa Rica erneut nach der Gruppenphase. „Das ist nicht unser Standard“, sagte Kai Havertz, der nach seiner Einwechslung mit zwei Toren von 1:2 auf 3:2 gestellt hatte. Der Sieg nutzte nichts, weil Japan das Parallelspiel gegen Spanien mit 2:1 für sich entschied. Bezeichnend, dass die Partie der Deutschen noch lief, während die andere schon abgepfiffen und das Aus besiegelt war. Flick und sein Team kämpften in den letzten Sekunden einen aussichtslosen Kampf.

„Es liegt an uns“, sagte der 57-Jährige. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen.“ Welche Schuld trägt der Bundestrainer? „Ich bin immer einer, der sehr kritisch ist, und das wird auch in die Analyse mit einfließen.“

Bernd Neuendorf, der DFB-Präsident, kündigte eine Krisensitzung für die kommende Woche an: mit Flick, mit Sportmanager Bierhoff und mit Hans-Joachim Watzke, dem Dortmund-Chef als Vertreter der Bundesliga.

„Meine Erwartung an die sportliche Leitung ist, dass sie zu diesem Treffen eine erste sportliche Analyse vornimmt, dass sie aber auch Perspektiven entwickelt mit Blick auf die EM im eigenen Land“, sagte Neuendorf. Eineinhalb Jahre bleiben, um bis zur EM eine konkurrenzfähige Mannschaft zu konstruieren. „Wir stehen wieder bei null“, sagte Innenverteidiger Antonio Rüdiger. „Das ist die harte Realität, in der wir uns befinden.“

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