Warum bei Austria und Rapid im Rathaus auch die Politik mitspielte

Die Vier auf dem Podium: Hofmann und Klauß von Rapid, Helm und Zagiczek (v.l.) von der Austria
Der oberste Wiener hatte in die heiligen Hallen des Rathauses geladen, und alle tanzten sie an, die Vertreter der Wiener Austria und von Rapid. Die Trainer, die Präsidenten, die Sportdirektoren und die Geschäftsführer.
Zur Begrüßung meinte Bürgermeister Michael Ludwig launig und mit einem Seitenhieb: „Wenn wir Rapid und Austria zu so einer Pressekonferenz zusammenbringen, sollte das mit einer Regierung doch auch bald möglich sein.“

Ludwig war der gemeinsame Auftritt von Violett und Grün durchaus ein Anliegen, er sprach von einem wichtigen Miteinander für die Stadt, einem schönen Zeichen von sportlicher Rivalität, die im Rahmen bleiben sollte.
Abseits davon hatte der Bürgermeister mit Rapid-Präsident Alexander Wrabetz Wichtiges zu besprechen.
Salz ohne Suppe, Nr. 1
Am Sonntag steigt in der Generali Arena das erste von vier Derbys ohne Gästefans. Alle Beteiligten bedauerten diesen Umstand, weil Fans das bekannte Salz in der berühmten Suppe seien, verwiesen aber darauf, dass diese Maßnahme nach den Vorkommnissen des letzten Aufeinandertreffens (Platzsturm und Wurfgeschoße in Sektoren) unabdingbar war.
Austrias AG-Vorstand Harald Zagiczek verrät, dass er in keinem Spiel zu Rapid halte, dennoch zu einigen Rapidlern eine enge Freundschaft pflege: „Rivalität ja, Feindschaft nein. Das Derby ist ein Wiener Kulturgut, der gegenseitige Respekt darf nie verloren gehen.“
Rapids Geschäftsführer Steffen Hofmann betont den regen Austausch seit dem Derby in Hütteldorf. Drei Mal setzte man sich darüber hinaus zusammen, um den langfristigen Prozess in Sachen Fans abzustimmen.
„Es geht in erster Linie um die Bewusstseinsbildung“, betont Zagiczek.
Violette Welle
Sein Trainer Stephan Helm sieht Derbys „mit beiden Parteien im Stadion“ als „Idealzustand“, kann sich aber zumindest auf die Austria-Fans freuen: „Wir haben eine enge Bindung. Es kann sein, dass sie uns auf einer Welle durchtragen. Ich muss nur aufpassen, dass der Spannungsbogen bei den Spielern bis zum Anpfiff am Sonntag passt.“
Helm kann ebenso wie Robert Klauß auf die geplante Stammelf zurückgreifen. Einig ist sich der Deutsche mit dem Burgenländer auch, dass der jeweilige Gegner „einen klaren Spielablauf hat und deswegen die Vorbereitung darauf sehr gut geht“.
Zusatz von Klauß: „Aber auf dem Feld ist es dann immer etwas anderes als bei den Videos davor. Besonders ohne die gewohnte Unterstützung unserer Fans. Das wird schon etwas verändern, und wir werden vor dem Derby auch die Spieler darauf vorbereiten.“
Der beidseitige Respekt ist groß, Rapid habe „eine hervorragend zusammengestellte Mannschaft“, die Austria würde „sowohl Angreifen wie Verteidigen sehr gut beherrschen, das ist selten“.

Wrabetz als Minister
Der Bürgermeister blieb übrigens trotz seiner Aufgaben in den Regierungsverhandlungen bis zum Schluss und hörte gemeinsam mit den Präsidenten Alexander Wrabetz und Kurt Gollowitzer zu.
Wrabetz hat derzeit überhaupt vieles mit Michael Ludwig zu besprechen. Der Bürgermeister forciert den früheren ORF-General als SPÖ-Minister in der (wieder) verhandelten Koalition.
Wie berichtet hat sich Rapid bei der jüngsten Hauptversammlung für einen fliegenden Wechsel des Präsidenten gewappnet: Das gewählte Präsidium darf bis November im Amt bleiben, ohne eine vorgezogene Neuwahl ausrufen zu müssen.
Sollte Wrabetz tatsächlich in ein Ministeramt wechseln, wäre laut KURIER-Recherchen Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger die Favoritin auf den Posten der geschäftsführenden Vizepräsidentin bei Rapid.
Kommentare