Der Underdog übt sich im Understatement
Wenn Joachim Löw zum Volke spricht, hören rund 500 Journalisten zu. Wenn sein Kollege Fernando Santos bei einer Pressekonferenz zum Mikro greift, sind vielleicht 30 Journalisten im Raum. Während die Deutschen in Danzig in der Sperrzone des Hotels Dwor Oliwski Hof halten, haben die Griechen nicht das gesamte Hotel Warszawianka gebucht, sondern leben dort unter einem Dach mit polnischen Familien. Nur selten wollten die Kinder Fotos mit den Spielern – seit dem Einzug ins Viertelfinale ist der Bekanntheitsgrad von Karagounis und Kollegen aber merklich gestiegen.
Billigabsteige
Zwischen 75 und 100 Euro kosten im Hotel die Zimmer pro Nacht. In der Dämmerung kommen vom nahen See die Gelsen auf Besuch. Klimaanlagen gibt es auf den Zimmern keine. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum griechische Journalisten unken, dass es sich der griechische Verband nie und nimmer hätte leisten können, ein ganzes Hotel nur für die Mannschaft zu buchen. Die Griechen fühlen sich wohl im Norden von Warschau, im Naherholungsgebiet der polnischen Hauptstadt. Rund 30 Kilometer nördlich liegt das Hotel im Dorf Serock, wenige Kilometer entfernt wird in Legionowo trainiert, auf einem gepflegten Dorfplatz mit Laufbahn.
Die griechischen Fußballer sind bei dieser EM locker drauf. Nur wenn die Rede wieder einmal auf die Krise des Staates kommt, werden sie einsilbig. "Keine Fragen mehr zur politischen Situation", knurrte der Pressesprecher bei der Pressekonferenz. Aber auch der griechische Fußball ist nicht frei von Disput. Der Verband lässt AEK Athen nicht in der Europa League antreten, weil der Traditionsklub 35 Millionen Euro Schulden hat. Die UEFA hat fünf weitere griechische Klubs wegen ihrer finanziellen Situation verwarnt und mit Transfersperren belegt.
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