Der neue Austria-Trainer Wimmer: "Man hat immer etwas zu verlieren"

Der neue Austria-Trainer Wimmer: "Man hat immer etwas zu verlieren"
Der 42-Jährige spricht über Werte wie Respekt und Ehrlichkeit, die Liebe seiner Frau zu Wien und seine Probleme mit dem Abschalten.

Michael Wimmer ist der neue Trainer der Wiener Austria. Mit dem KURIER sprach er über seine ersten Eindrücke.

KURIER: Sie sind seit zehn Tagen Austria-Trainer. Wie ist Ihr erster Eindruck von Mannschaft und Verein?

Michael Wimmer: Sehr positiv, wie ich es erwartet habe. Ich fühle mich wohl hier, ich habe im neunten Bezirk auch endlich eine Wohnung gefunden. Meine Familie kann somit bald zu Besuch kommen. Mir war wichtig, die Menschen ein wenig kennenzulernen und durch die Gänge zu gehen in der Geschäftsstelle.

Ist ein Urteil über die Mannschaft noch zu früh?

Vielleicht schon. Aber was mir bisher aufgefallen ist: Die Spieler sind willig, wissbegierig und ehrgeizig. Es lässt sich gut arbeiten. Ich habe eine intakte Mannschaft vorgefunden.

Indirekt ein Lob an Ihren Vorgänger Manfred Schmid?

Absolut. Die Mannschaft befindet sich in einem guten Zustand.

Trainer wollen immer Neuverpflichtungen, Sie in diesem Fall nicht. Warum?

Ich bin überzeugt vom Kader, das hat sich nicht verändert. Die Mannschaft kann spielen, was wir spielen wollen. Und ich kann auch nicht über Neuverpflichtungen sprechen, ohne die Mannschaft vorher kennengelernt zu haben.

Was genau will die Austria unter Ihnen spielen?

Unser Fußball soll mutig, frech, zielstrebig und aktiv sein. Wir wollen schon die Ballkontrolle haben, es kann sein, dass wir über zehn Pässe den Angriff starten, oder auch über nur einen.

Kann man mit diesem Kader Angriffspressing spielen?

Stand jetzt sage ich ja. Die Spieler wollen das und haben auch die Bereitschaft dazu.

Wie sehr haben Sie sich vorab über Austria informiert?

Über Lukas Mühl und Manuel Polster habe ich schon immer wieder ein wenig mitbekommen. Die Austria ist eine Top-Adresse und hat viel Tradition. Natürlich habe ich um die finanziellen Probleme gewusst, habe sie aber bei meiner Entscheidung ausgeblendet. Nach meiner Präsentation habe ich viele positive Nachrichten aus Deutschland bekommen.

Haben Sie in dieser Konstellation nichts zu verlieren?

Man hat immer etwas zu verlieren. Ich sehe es als Chance, ich kann viel gewinnen. Es gibt keinen Trainerjob, der einfach ist. Man wird am Erfolg gemessen.

Manfred Schmid war bei den Fans beliebt. Wie wollen Sie die für sich gewinnen?

In erster Linie ist wichtig, dass die Fans diese junge Mannschaft unterstützen. Die Spieler brauchen das, so etwas trägt das Team. Ich würde mich freuen, wenn die Arbeit honoriert wird.

Sehen Sie die Austria auch als Bühne?

Natürlich, weil man hier auch in Deutschland wahrgenommen wird.

Welcher Trainertyp sind Sie?

Ich bin schon ein emotionaler Trainer, mir ist wichtig, vorzuleben, was ich von den Spielern erwarte. Da draußen bin ich schon aktiv.

Ist der Trainer Wimmer identisch mit dem Privatmensch Wimmer?

Das genaue Gegenteil. Ich bin zwar nicht schüchtern, aber zurückhaltend und ruhiger und bescheiden. So bin ich erzogen worden. Wenn mich meine Frau in der Coaching-Zone sieht, dann glaubt sie, ich bin ein anderer.

Kommt die Familie nach?

Ich bin ein Familienmensch, sie steht für mich an oberster Stelle. Sie bleibt aber in Dingolfing wohnen, auch, weil der Sohn dort in die Schule geht. Außerdem sind es ja nur knapp drei Stunden nach Wien. Und die Ferien verbringen wir gemeinsam.

Haben Sie schon etwas von Wien gesehen?

Nein, es war sehr intensiv. Aber ich war schon ein paar Mal am Naschmarkt essen. Meine Frau liebt Wien, mit ihr werde ich mir dann alle Sachen anschauen. Ich habe es an den Reaktionen gesehen, denn alle haben mir geschrieben: Was für eine geile Stadt!

Sie werden noch Zeit zum Genießen haben.

Hoffentlich (lacht).

Wie lebt es sich als Trainer generell mit einem Ablaufdatum? Belastet es das Privatleben?

Dadurch, dass wir eine Homebase haben, nein. Und bei meinen vorigen Stationen bin ich länger geblieben. Aber wenn man den Job antritt, dann muss man mit der Schnelllebigkeit leben.

Was hat Sie geprägt, was ist Ihnen wichtig?

Ich bin ein kommunikativer Mensch, mit dem man Dinge offen und ehrlich aussprechen kann. Respekt und Ehrlichkeit sind mir wichtig, sodass man später, wenn man sich wieder trifft, normal reden kann. Wie mit Martin Hinteregger oder Sasa Kalajdzic beispielsweise, die sich bei mir gemeldet haben.

Wie viel Gelassenheit braucht man in diesem Job zum Ausgleich?

Die ist notwendig, und das gelingt mir noch zu wenig. Daran muss ich arbeiten.

Betreiben Sie Sport?

Ich bin ein Jogger, früher habe ich Eishockey gespielt bis zur Jugend, ich gehe auch gerne Snowboarden. Aber das Abschalten muss ich noch etwas besser lernen.

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