Copa-America in Brasilien: "Alle zusammen" gegen Austragung
David Alabas zukünftiger Teamkollege und Brasiliens Kapitän Casemiro sprach sich im Anschluss des 2:0-Sieges gegen Ecuador in der WM-Qualifikation offen gegen eine Austragung der bevorstehenden Copa America auf heimischem Boden aus. Für den gesamten Kader samt Trainer Tite sei die sich verschlimmernde Covid-Krise ein zu hohes Risiko.
Das Turnier, das parallel zur Fußball-EM laufen soll, wurde an Brasilien als Veranstalter übergeben, nachdem Kolumbien und Argentinien abgesprungen waren.
Laut übereinstimmenden Medienberichten soll der brasilianische Kader über die Nachricht fassungslos gewesen sein, diese löste offenbar auch einen wütenden Streit mit Verbandspräsident Rogerio Caboclo aus.
Die Spieler wären der Coronavirus-Krise ausgesetzt, darüber hinaus sei es unsensibel, die Copa America in einem Land auszutragen, in dem über 470.000 Menschen gestorben sind. In Brasilien wurden am Dienstag 95.601 neue Fälle registriert - in Argentinien hatte man das Turnier aus diesem Grund abgesagt.
"Alle zusammen"
Casemiro sei vom brasilianischen Verband daran gehindert worden, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag Beschwerden zu äußern, kam aber nach dem 2:0-Sieg in der WM-Qualifikation am Freitagabend gegen Ecuador zu Wort. "Jeder kennt unsere Position bei der Copa America in Brasilien. Es könnte nicht klarer sein", sagte Casemiro nach dem Sieg.
"Wir wollen unsere Meinung nach dem Spiel gegen Paraguay äußern. Nicht nur ich, nicht nur die Spieler, die in Europa spielen. Es sind alle, einschließlich Trainer Tite. Alle zusammen."
Die Copa America soll am 13. Juni beginnen, wenn Brasilien gegen Venezuela spielt. Der wegen der Pandemie bereits um ein Jahr verschobene Wettbewerb sollte ursprünglich von Kolumbien ausgerichtet werden. Das Land musste sich allerdings wegen sozialer Unruhen zurückziehen, Argentinien lehnte in weiterer Folge letzte Woche die Veranstaltung des Turniers wegen einer dritten Welle der Pandemie ab.
Selecao-Coach "im Frieden mit sich selbst"
Trainer Tite soll bereits unter Druck geraten sein, nachdem er sich vor dem Spiel gegen Ecuador, das Brasilien dank Toren von Richarlison und Neymar gewann, gegen die Ausrichtung des Turniers ausgesprochen hatte. Der 60-Jährige sei an Gesprächen mit Caboclo beteiligt gewesen und sagte, er sei "im Frieden mit sich selbst" in der Pressekonferenz vor dem Spiel. Tite fügte hinzu: "Meine Widrigkeiten sind im Vergleich zu anderen Menschen sehr gering."
Anhänger des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro haben Tites Rücktritt gefordert. Der brasilianische Präsident selbst hat sich der Politik der sozialen Distanzierung widersetzt und gemeint, dass Sperrmaßnahmen mehr töten würden als das Virus.
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