Guardiola in der ungeliebten Hauptrolle

epa03539241 (FILE) Photo dated 25 May 2012 shows FC Barcelona's outgoing coach, Josep Guardiola during the King's Cup final match between FC Barcelona and Athletic Bilbao at Vicente Calderon stadium in Madrid, Spain. Bayern Munich have won the race to sign former Barcelona coach Josep Guardiola, according to reports on 16 January 2013. Guardiola will receive a contract until 2016 and replaces Jupp Heynckes, whose two-year contract expires after the season, at the German Bundesliga leaders. Guardiola coached Barcelona to 14 titles - including two Champions Leagues and World Club Cups each, and three Liga titles - during his four-year tenure at the Nou Camp between 2008 and 2012. EPA/Juan Carlos Hidalgo
Der ehemalige Barcelona- und baldige Bayern-Trainer steht vor dem Duell der beiden Klubs im Fokus.

Er ist das Phantom in der Münchner Fußball-Oper. Josep Guardiola, kurz Pep genannt, ist zwar selten zu sehen, nicht zu hören und dennoch ständig präsent.

Und das kommt so.

Ende April 2012 hat er nach dem Aus im Champions-League-Semifinale gegen Chelsea seinen Job bei Barcelona für beendet erklärt und sich nach Ende der Saison eine Auszeit gegönnt. Guardiola entzog den Fans sein bekanntes Gesicht, indem er mit Ehefrau Cristina Serra und den drei Kindern Márius, María und Violeta in die USA flog.

Central Park

Guardiola in der ungeliebten Hauptrolle
Pep Guardiola with his son Marius watch Barcelona players in his team play in a charity soccer match against Barcelona players in Tito Vilanova's team, at Sant Jordi Olympic stadium in Barcelona May 27, 2012. The match is organized by public television of Catalonia (TV3) under the "Marathon of Poverty" to raise money intended to help the needy. REUTERS/Gustau Nacarino (SPAIN - Tags: SOCIETY SPORT SOCCER POVERTY ENTERTAINMENT)
In New York wohnen die Guardiolas in einem Apartment im exquisiten Ardsley-Hochhaus am Central Park – um 31.000 Dollar Monatsmiete. Pep besucht Galerien und Museen. Er ging mit Woody Allen essen, ebenso mit Manchester Uniteds Trainer Alex Ferguson, der das US-Open-Finale mit seinem schottischen Landsmann Andy Murray besuchte. Guardiola schaute ebenfalls nicht unerkannt bei den US-Tennis-Open und beim Golf-Ryder-Cup vorbei. In Facebook und Twitter findet man Schnappschüsse von Pep mit seinen Kindern, seiner Frau oder einer anderen Frau, die der Besucher eines Golfshops neben ihn gestellt hat.

Guardiola fährt mit dem Fahrrad zur renommierten „Columbia Universität“, wo er als Gaststudent eingeschrieben ist, und wo er sich ab und an in der Mensa um Essen anstellt. Er besuchte die Vorlesung „Wirtschaftswachstum und -Entwicklung“ von Professor Xavier Sala i Martín. Der war bis 2010 in der Geschäftsführung bei Barcelona.

Ganz ohne Fußball geht es aber auch in den USA nicht. Der Schweizer Blick machte sich auf die Suche nach Guardiolas Spuren und fand einen Kommilitonen. Ein gewisser Mike erzählte: „Einmal saß Guardiola in der Vorlesung neben mir, während die Champions-League-Partie zwischen Dortmund und Real Madrid lief. Ich schaute das Match nebenbei auf dem Laptop. Er beugte sich zu mir rüber und flüsterte grinsend: Ich drücke den Gelben die Daumen.“

Guardiola war kaum über dem großen Teich, da setzten schon Spekulationen darüber ein, wie lange seine Pause dauern werde und was er danach zu machen gedenke.

Sein Name tauchte als Option bei so ziemlich jedem Großklub auf. Bis auf Real Madrid, obwohl gerade bei den Königlichen die Gerüchte um den Abgang von Jose Mourinho nicht verstummen wollen. Aber Guardiola ist so viel Barça, dass Erzrivale Real Madrid wohl nie und nimmer eine Option wäre.

Das Rennen um seine Dienste machten die Bayern. Das Kuriose daran ist, dass sie unter Jupp Heynckes den bislang schönsten und besten Fußball seit vielen Jahren spielen. Die Bayern wurden vorzeitig Meister, sie stehen im Semifinale der Champions League.

Telefon-Joker

Und das ist der Haken an der Sache mit Guardiola. Denn der Weg ins zweite Endspiel in Folge führt über den FC Barcelona.

Guardiola in der ungeliebten Hauptrolle
epa03544273 A Spanish journalist carries a cut-out of future Bayern coach Pep Guardiola before the Bundesliga soccer match between FC Bayern Munich and SpVgg Greuther Fuerth at Allianz Arena in Munich, Germany, 19 January 2013. (ATTENTION: EMBARGO CONDITIONS! The DFL permits the further utilisation of up to 15 pictures only (no sequntial pictures or video-similar series of pictures allowed) via the internet and online media during the match (including halftime), taken from inside the stadium and/or prior to the start of the match. The DFL permits the unrestricted transmission of digitised recordings during the match exclusively for internal editorial processing only (e.g. via picture databases) EPA/ANDREAS GEBERT
In Spanien wie Deutschland bringt Pep einiges an Pep in die Diskussionen.

Ziehen die Bayern vor den Spielen gegen die Spanier den Telefon-Joker und lassen sich von Guardiola Tipps geben? Immerhin hat der mit dem FC Barcelona in vier Jahren 14 Titel geholt. Dortmund-Trainer Jürgen Klopp hatte sogar „meinen Arsch darauf“ gewettet, dass Bayern bei Guardiola anruft.

Die Katalanen jedenfalls reagieren spitz.

Barça-Sportdirektor Andoni Zubizarreta (51) fordert: „Man soll Pep in Ruhe lassen. Das ist ein Spiel zwischen Barça und Bayern. Er hat uns geholfen, solange er bei uns war. Jetzt wird er leiden oder genießen. Ich vermute, er genießt die Spiele, weil er Fußballer ist.“

Aber auch in München ist man not amused. Bayern-Trainer Jupp Heynckes machte hinter das Thema einen Punkt: „Da rufe ich eher Johan Cruyff an, der hat das Barça-System eingeführt. Ich kenne Barcelona ausführlich.“

Tatsache ist, dass es regelmäßigen Kontakt mit dem 42-Jährigen gibt. „Wir telefonieren und schreiben uns. Aber es ist doch klar, dass wir uns regelmäßig treffen müssen“, sagt Klubchef Rummenigge. Und: „Er schreibt neuerdings auf Deutsch, das gefällt mir sehr gut. Auch beim Lernen der Sprache ist er eben sehr fleißig und ehrgeizig.“

Guardiola in der ungeliebten Hauptrolle
epa03235872 Picture made available on 26 May 2012 shows a fan of FC Barcelona holding a flag with the message in catalonian 'Thank you Pep' to support Barcelona's coach, Josep Guardiola, before the start of the King's Cup final match between FC Barcelona and Athletic Bilbao held at Vicente Calderon stadium in Madrid, Spain, 25 May 2012. Guardiola said goodbye as coach of FC Barcelona winning the Kingís Cup final against Athletic Bilbao by 3-0, the 14th trophy he achieves during the four years he directed Barcelona EPA/Juan Carlos Hidalgo
Beim FC Barcelona, wo Guardiola ausgebildet wurde, wo er seine größten Erfolge als Spieler wie Trainer gefeiert hat, soll er so etwas wie ein Hausverbot auf dem Trainingsgelände des Klubs haben. Informationen der Sportzeitung Marca zufolge fürchtet Barcelona, dass Guardiola frühere Barça-Kollegen für seinen Mitarbeiter-Stab in München abwerben könnte. Marca stammt aus Madrid und ist das Haus- und Hofblatt von Real. Trotzdem meint man dort zu wissen, dass Guardiola die Scouts Domènec Torrent und Carles Planchart sowie einige Physiotherapeuten für die Bayern anwerben wolle.

Wie das Betreuerteam der Bayern aussehen wird, welche Spieler kommen werden – darüber wird der Mantel des Schweigens gebreitet. „Pep weiß, dass ich nicht über ihn reden werde bis Jupp Heynckes seinen letzten Tag bei uns absolviert hat“, betonte Sportvorstand Matthias Sammer.

Öffentlich sind bisher nur ein paar Eckpunkte bekannt, was Guardiola machen wird: Wie seine Vorgänger Louis van Gaal und Jupp Heynckes wird Guardiola ein Trainingslager am Gardasee in Italien machen (ab 4. Juli). Bis zum Testspiel-Highlight der Vorbereitung sollten sich aber etliche Wogen geglättet haben. Denn am 24. Juli testen die Bayern gegen den FC Barcelona.

Guardiola in der ungeliebten Hauptrolle
Privat

Josep Guardiola wird am 18. Jänner 1971 in Santpedor in Katalonien geboren. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er mit Cristina Serra zusammen, das Paar ist inzwischen verheiratet und hat drei Kinder.

Spieler

Guardiola kam mit 13 Jahren in die Jugendakademie des FC Barcelona, La Masia. Er spielte bis 2001 beim FC Barcelona, ging danach nach Brescia, Rom, Katar und Mexico.

Trainer

Er coachte ein Jahr das B-Team, wurde 2008 Cheftrainer und holte bis 2012 14 Titel.

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