Juventus überrascht gegen Real
Der italienische Fußball lebt. Nach fünf Jahren Durststrecke kam mit Juventus endlich wieder ein Vertreter in das Semifinale, dazwischen spielten die Italiener einen ziemlichen Stiefel zusammen. Die Turnier haben nach dem 2:1-Heimsieg gegen Real Madrid sogar gute Chancen, das Finale zu erreichen. Wie Inter 2010 – die Mailänder holten dann gar den Titel.
Freilich, in Barcelona spricht alles über das Traumtrio Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez. Gut, so schlecht ist dann jenes Triumvirat von Real auch nicht: Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und James Rodríguez sorgten schon für zahlreiche Treffer in dieser Saison. Diesem Traumsturm stand eine Juventus-Defensive gegenüber, die in der laufenden Champions League-Saison erst fünf Treffer kassiert hatte – und das in zehn Spielen.
Die erste Chance hatte Juventus. Vidal, mit dieser Frisur eine Mensch gewordene Kleiderbürste, fiel im Strafraum – zurecht kein Elfer. Cristiano Ronaldo kam nach sechs Minuten zu einer ersten Freistoß-Gelegenheit und scheiterte an der Mauer.
Nach acht Minuten gab es den ersten Toralarm, als Bilderbuch-Angriff kann man dies bezeichnen. Marchisio bediente mustergültig Tevez, der sofort schoss. Casillas wehrte nur kurz ab, Álvaro Morata, ausgerechnet der Spanier, traf zum 1:0. Und die Gäste? Sie versuchten offensiver zu agieren, gefährlich war aber weder ein Kopfball von Varane noch ein Schuss von Isco. Dafür leistete sich Verteidiger Ramos einen Fehlpass, Tevez traf aber das Tor nicht.
Die Stoßgebete von Trainer Carlo Ancelotti, der vor 32 Jahren in einem Don Camillo-Film mitwirkte, wurden erhört, der Titelverteidiger wurde im Verlauf der ersten Hälfte immer besser. Und dann reichten zwei Geniestreiche: Rodríguez setzte sich auf der Seite durch, bei seiner Maßflanke musste Cristiano Ronaldo nur sein wertvolles Köpfchen hinhalten. Es war sein 76. Treffer in der Champions League, Messi hat 75, kann aber am Mittwoch nachlegen. Das beflügelte den Portugiesen, der nun wieder richtig Lust aufs Kicken bekam. Real hat damit in den jüngsten 49 Champions-League-Spielen in 47 Spielen immer zumindest ein Tor erzielt. Real übernahm das Kommando, Rodríguez traf per Kopf nur die Latte.
Nächster Blitzstart
Das Spiel war auch nach der Pause sehenswert. Tevez vergab eine gute Chance, sein Schuss stellte aber für Casillas keine Gefahr dar. Was sich häufte, waren die Fouls, die Partie wurde ruppiger. Juventus konterte geschickt. Tevez lief allen auf und davon und konnte von Carvajal nur noch durch ein Foul gestoppt werden. Den korrekt verhängten Elfmeter verwandelte der Argentinier Tevez selbst. Die Turiner lagen wieder vorn. Dafür kam Ronaldo allein vor dem Tor einen Schritt zu kurz. Dennoch, Real agierte zu passiv.
Einer will auf jeden Fall ins Finale nach Berlin. Juve-Star Andrea Pirlo wurde dort 2006 Weltmeister.
Turin, Juventus Stadium, 40.000 Zuschauer, SR Martin Atkinson (ENG)
Torfolge: 1:0 ( 9.) Morata
1:1 (27.) C. Ronaldo
2:1 (58.) Tevez (Elfmeter)
Juventus: Buffon - Lichtsteiner, Bonucci, Chiellini, Evra - Marchisio, Pirlo, Sturaro (64. Barzagli) - Vidal - Tevez (86. Pereyra), Morata (78. Llorente)
Real: Casillas - Carvajal, Pepe, Varane, Marcelo - Rodriguez, Ramos, Kroos, Isco (63. Hernandez) - Bale (86. Jese), C. Ronaldo
Gelbe Karten: Bonucci, Tevez, Vidal, Chiellini bzw. Marcelo, Carvajal, Rodriguez
Die Besten: Tevez, Chiellini, Bonucci, Morata bzw. Marcelo, Rodriguez
Rückspiel am 13. Mai in Madrid
Zweites Halbfinale (Hinspiel am Mittwoch, Rückspiel am 12. Mai): FC Barcelona - Bayern München (ohne Alaba/verletzt)
Finale am 6. Juni im Berliner Olympiastadion
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