Arnautovic vor dem Finale: "In meiner Karriere gab es viele Berge"

Serie A - Inter Milan v Cagliari
Das Finale der Champions League gegen Paris könnte das letzte Spiel für den 36-Jährigen bei Inter Mailand sein. Ein Gespräch über Vergangenheit, Emotionen und Wandel.

Wenn am Samstag um 21 Uhr das Finale der Champions League zwischen Paris Saint-Germain und Inter Mailand angepfiffen wird, dann wird er vermutlich auf der Bank Platz nehmen. 

Marko Arnautovic ist seit zwei Jahren – wieder – bei Inter, nachdem er schon 2010 als Reservist unter Starcoach Jose Mourinho mit dem Klub den Henkelpokal gewonnen hat. Nun deutet vieles auf einen zweiten Abschied aus Mailand hin.

Der Vertrag von Arnautovic läuft aus, die Zukunft ist offen. Der KURIER traf Österreichs Rekordteamspieler Anfang der Woche in Mailand.

KURIER: Sie dürfen mit Inter um den Champions-League-Titel spielen. Wie fühlt sich diese Zeit an?

Marko Arnautovic: Es ist speziell. Nach dem Duell mit Barcelona hat es ein bisschen gedauert, bis ich realisiert habe, dass wir im Finale stehen, weil wir ja gleich danach Serie A gespielt haben und nicht so viel Zeit hatten, um darüber nachzudenken und die Emotionen spielen zu lassen. Die Liga ist jetzt vorbei, wir haben eines der wichtigsten Spiele vor der Brust, die man nur haben kann im Leben. Wir werden 120 Prozent geben, möge der Bessere gewinnen.

Wird es Ihr letztes Spiel für Inter Mailand?

Das ist gut möglich und falls es so ist, kann es natürlich sehr emotional werden. Aber das beschäftigt mich jetzt noch nicht. Meine Gedanken sind nur bei diesem Spiel. Es ist jedenfalls was Schönes, wieder mit demselben Klub im Finale zu stehen, wie damals, 2010. Und hoffentlich wird das Gleiche passieren, wie damals.

Damals waren Sie 21 Jahre jung, haben kaum gespielt. Wie steht es um Ihre Erinnerungen?

Ich habe immer gesagt: 2010 habe ich mich nicht so wirklich als Fußballer gefühlt, sondern mehr wie ein junger Knabe, der halt bei Inter mitgelaufen ist. Ich war zwar damals im Finale in Madrid auch auf der Ersatzbank dabei, aber jetzt ist es ganz anders und ich tu’ alles, damit wir uns diesen Traum verwirklichen.

FC Vaduz vs Inter Milan

Der junge Arnautovic: 15 Jahre später schließt sich ein Kreis

Schließt sich jetzt ein Kreis in Ihrer Karriere?

Wahrscheinlich ist es Schicksal. Von damals bis heute gabs in meiner Karriere ja viele Berge. Aber wir sind über alle drüber gekommen. Es hat viele Baustellen gegeben, die haben wir dann auch kaputt gefahren und jetzt sind wir da, wo wir sind. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich diesen Moment jetzt erleben darf.

Beschreiben Sie bitte Ihre Rolle im Team.

In diesen zwei Jahren bei Inter war es mein Job, von der Ersatzbank zu kommen. Es gab natürlich Höhen und Tiefen und ich habe meine Spielminuten bekommen, aber als Fußballer will ich nach wie vor immer auf dem Platz stehen. Jetzt versuche ich, auch aufgrund meines Alters, die Mannschaft und die Jungs darauf einzustellen, wie wichtig dieses Spiel ist.

Was sagen Sie den Kollegen?

Dass man Emotionen im Spiel mit Qualität nicht vermischen soll, weil sonst wirds ein Chaos. Deshalb: Emotionen auf der Seite lassen, aufs Spiel konzentrieren.

Das klingt einfacher, als es vermutlich ist.

Leicht ist es nicht. Ihr kennt mich lange genug und wisst, wie ich bin. Aber manchmal ändern sich die Rollen.

Und wie – in Ihrem Fall?

Früher meinten viele, der Marko ist ein Einzelkicker und will alles alleine machen. Jetzt steh’ ich hier für das Team und will nur, dass es der Mannschaft gut geht.

Was zeichnet die heutige Mannschaft von Inter Mailand aus?

Das Klima ist gut, es ist eine gute Gruppe von älteren, erfahrenen Spielern und guten Jungen. Dieser Mix ist gut, das sieht man ja auch an den Erfolgen. Wir waren letztes Jahr Meister, haben den Supercup gewonnen, waren heuer auch bis zuletzt ganz vorne dabei und stehen im Champions-League-Finale. Da kann man sich vorstellen, wie die Mannschaft intern miteinander umgeht. Die Harmonie ist überragend.

Was zeichnet Simone Inzaghi aus, Ihren Trainer?

Er hat jetzt innerhalb von drei Jahren zwei Mal das Finale der Champions League erreicht. Das ist einzigartig und es ist ungerecht, dass er jetzt nach dem verpassten Meistertitel kritisiert wird, auch wenn im Fußball letztendlich Pokale und Trophäen zählen. Er ist eine Vaterfigur, wir folgen ihm.

Was bedeutet Ihnen dieser Klub?

Einiges. Ich hatte damals und auch jetzt eine sehr schöne Zeit. Inter liegt mir am Herzen und ich hoffe, dass dieser Klub auch weiterhin so viele Erfolge hat.

Wie viele Karten haben Sie für das Finale in München besorgen müssen?

Einige, genau kann ich es nicht sagen, weil sich mein Bruder darum gekümmert hat. Aber wenige sind’s nicht.

Werden wir Sie auf dem Platz sehen?

Das müssen Sie den Trainer fragen.

Kommentare