Alabas 180 Zentimeter müssen reichen

Alaba soll gegen Juventus beweisen, dass Innenverteidiger nicht mehr groß sein müssen.
Der Österreicher ist im Achtelfinal-Hinspiel gegen Juve der größte Verteidiger der Bayern.

David Alaba hat bei den Bayern schon auf fünf oder sechs verschiedenen Positionen gespielt. Vielseitig nennen ihn die einen. Einen kompletten Fußballer die anderen. Doch dass er sogar als Innenverteidiger eine gute Figur abgibt, hätten vor ein paar Jahren noch selbst die größten aller Experten nicht für möglich gehalten.

Man könnte meinen, er wäre mit seinen 1,80 Metern zu klein, um gegen groß gewachsene Mittelstürmer im Kopfballduell reüssieren zu können. Mario Mandzukic etwa, der 2013 noch gemeinsam mit Alaba die Champions League gewann und am Dienstag im Trikot von Juventus Turin sein direkter Gegenspieler sein könnte, ist gleich um zehn Zentimeter größer. Deshalb ist klar: Der Kroate, der nach muskulären Problemen rechtzeitig fit werden dürfte, hat in gewissen Situationen auf dem Spielfeld Vorteile gegenüber Alaba.

Fünf Fragen

Doch die Körpergröße hat im Spiel eines modernen Innenverteidigers auf Topniveau im Vergleich zu anderen Komponenten an Bedeutung verloren. Deshalb kann auch David Alaba die fehlenden zehn Zentimeter durchaus wettmachen. Ein Überblick, wie er das tut, und worauf es gegen Juventus Turin ankommen wird:

Handlungsschnelligkeit

Die Fähigkeit, Situationen im laufenden Spiel schnell zu erkennen ist wichtiger als Größe und Schnelligkeit an sich. Ein Spieler, der schneller die richtige Entscheidung auf dem Spielfeld trifft, kann vermeiden, dass es zu einem Lauf- oder Luftduell kommt. David Alaba gilt als extrem handlungsschnell.

Timing und Sprungkraft

Kommt es doch zum Kopfballduell, muss sich nicht zwingend der größere Spieler dabei durchsetzen. Das richtige Timing beim Absprung und die Sprungkraft an sich spielen eine große Rolle. Alaba ist äußerst sprungkräftig, dabei profitiert er auch vom geringeren Körpergewicht gegenüber Stürmern jenseits der 1,90. Dazu hat er auch die nötige Rumpfstabilität, um sich in der Luft nicht einfach wegdrängen zu lassen.

Spielanlage

In der englischen Premier League würde sich auch der handlungsschnellste Innenverteidiger schwertun gegen kleine Klubs, die vorwiegend mit hohen Bällen gekonnt gegen den Abstieg operieren. Doch je höher das technische Niveau, desto flacher wird der Ball in der Regel gehalten. Juventus Turin setzt unter Massimiliano Allegri auf ein starkes Zentrum vor der Abwehr mit technisch versierten Spielern, die gerne schnelle Konter einleiten oder auch selbst gefällig kombinieren.

Dass die Italiener ihre Spielweise grundlegend ändern, ist nicht zu erwarten. Dennoch wird zumindest ein großer Stürmer einlaufen. Wenn nicht Mandzukic, dann Alváro Morata (1,89). "Juventus Turin hat viel bessere Kopfballspieler", gab zuletzt auch Pep Guardiola zu. "Wenn wir tief verteidigen, wird der Gegner stark."

Die Bayern werden also auch auswärts hoch attackieren. Lieber riskiert man, dem Gegner Platz für Konter zu geben und versucht diese, mit den schnellen Spielern abzufangen, als dass sich Juventus mit hohen Bällen vor das Bayern-Tor arbeitet.

Spielaufbau

Hier sind Alaba und sein noch kleinerer Nebenmann Joshua Kimmich (1,76) gefordert. Alaba ist bewusst, welch wichtige Rolle ihm da heute zuteil wird. "Da sind Ruhe, Mut und Verantwortung gefragt. Ich glaube, dass ich mich diesbezüglich schon steigern konnte", sagt der 23-Jährige. Jeder Fehlpass aus einer hochstehenden Abwehr mit breit aufgestellten Innenverteidigern kann fatale Folgen haben. Denn nichts lieben die Italiener mehr als Konterchancen.

Standardsituationen

Eckbälle oder Freistöße von der Seite sollten die Bayern gerade gegen Juventus tunlichst vermeiden. Denn da wird man sich nicht nur gegen einen großen Mittelstürmer, sondern auch gegen die aufgerückten Verteidiger Bonucci (1,90) und Barzagli (1,88), sowie Pogba (1,91) und Khedira (1,89) stellen müssen.

Bei den Bayern wird Stürmer Robert Lewandowski mit 1,84 Metern der größte auf dem Feld sein. Der Pole wird bei jedem ruhenden Ball vor dem eigenen Tor aushelfen müssen.

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