Causa Zwayer: Ein Referee lässt den deutschen Fußball nicht ruhen

Causa Zwayer: Ein Referee lässt den deutschen Fußball nicht ruhen
Der 40-Jährige war 2005 in den Wettskandal um Robert Hoyzer verwickelt und wurde sogar verurteilt. Heute pfeift er Champions League.

"Wenn du einem Schiedsrichter, der einmal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland überträgst, was erwartest du dir dann?", hatte Jude Bellingham nach der 2:3-Niederlage seiner Dortmunder gegen die Bayern am Samstagabend in Richtung des Referees Felix Zwayer in ein norwegisches TV-Mikrofon gesagt.

Vorweg: Aus dem Stürmer sprach offenbar die Emotion, gepaart mit fehlender Fachkenntnis. Die beiden Entscheidungen, die den Klassiker mitentschieden hatten, waren zumindest laut vieler Experten durchaus korrekt. Ein Hand-Elfmeter für die Bayern, bei dem Mats Hummels seinen Arm 90 Grad vom Körper weggestreckt, diesen also klar verbreitert hatte. Sowie kein Elfmeter für Dortmund, den man hätte geben können, aber nicht müssen, nach einem Rempler von Bayerns Hernandez an Marco Reus.

Was nun Felix Zwayer, der Spielleiter vom Samstag mit der Manipulation von Fußballspielen zu tun hat? Der 40-Jährige war mitbeteiligt am Wettskandal vor 16 Jahren rund um den ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer. Wie die deutsche Zeit bereits im Jahr 2014 aufdeckte, war ein Urteil gegen Zwayer seitens DFB unter den Tisch gekehrt worden.

Sechs Monate gesperrt

Der Berliner wurde sogar vom Deutschen Fußball-Bund im Jahr 2006 für ein halbes Jahr gesperrt, weil er 2004 von seinem einstigen Kollegen und Hauptangeklagten Hoyzer als Linienrichter 300 Euro angenommen hat, um bei dem Spiel SV Wuppertal gegen Werder Bremen Amateure dabei mitzuhelfen, kritische Situationen für Wuppertal zu vermeiden. Darüber hinaus hat Zwayer den Vorfall zunächst nicht gemeldet, sondern erst mit einem halben Jahr Verspätung.

Nach Verbüßung seiner Strafe stand einer Rückkehr auf den Platz und einem weiteren Aufstieg an der Karriereleiter für Zwayer in den Augen des DFB offenbar nichts im Wege. Weil ihm selbst keine Manipulation von Spielen nachgewiesen werden konnte und weil er dann doch mit Verspätung maßgeblich bei der Aufarbeitung und Aufdeckung des Wettskandals mitgeholfen hat.

Zwayer schaffte es nicht nur zum Schiedsrichter der Bundesliga, sondern auch aufs internationale Parkett. Die UEFA betraute ihn bisher immerhin mit 22 Spielen in der Champions League. Er gehört damit der obersten Kategorie der Unparteiischen an bei der europäischen Fußball-Union.

Als der Wettskandal um Hoyzer den deutschen Fußball im Jahr 2005 erschütterte, war Jude Bellingham zwei Jahre alt. Und dennoch ist der Engländer bestens informiert, wie sein Interview vom Samstagabend unterstreicht. Man muss davon ausgehen, dass in den Mannschaftskabinen der deutschen Bundesliga also jedes Mal über Zwayer gesprochen wird, wenn dessen Name vor einem Spiel in der Ansetzung der Referees auftaucht. Ob es für Zwayer selbst angenehm ist, unter diesem Umstand Woche für Woche Spiele auf höchstem Niveau zu leiten? 

Anzeige gegen Bellingham

Für Jude Bellingham wird sein Interview jedenfalls ein Nachspiel haben. Der Schiedsrichter-Beobachter Marco Haase erstattete Berichten des Spiegel und des Portals az-online.de zufolge als Privatperson Anzeige in Dortmund und Berlin.

Die Dortmunder Polizei bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Montag den Eingang der Anzeige, sie sei zur Prüfung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. „Die Aussagen treffen alle Unparteiischen bis zur Basis auf Kreisebene, die Woche für Woche unterwegs sind und dafür sorgen, dass der Spielbetrieb aufrecht erhalten wird und es fair auf unseren Sportplätzen zugeht“, sagte Haase.

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