Österreichs Spitzensport wird im zweiten Corona-Lockdown nicht heruntergefahren. Die Elite des Landes darf weiter trainieren und Wettbewerbe bestreiten. Amateur-, Nachwuchs- und Breitensportler indes können nur noch individuell und unter Einhaltung der Abstandregeln sporteln, das Kickerl mit Freunden ist untersagt. In der Fußball-Bundesliga rollt der Ball weiter, auch das Damen-Tennisturnier in Linz und der alpine Skiweltcup in Lech/Zürs sollen stattfinden.
Die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen gelten ab Dienstag für den gesamten November. Die Fußball-Bundesliga kann auch ohne Stadionzuschauer dank des Profiligen-Förderprogramms der Regierung vorerst leben. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer sprach nach der Verkündung der neuen Maßnahmen mit dem KURIER.
KURIER: Ist sichergestellt, dass die Profiligen mit Geisterspielen fortgesetzt werden?
Christian Ebenbauer: Ja, definitiv. Diese Fortsetzung ist das höchste Gut. Das Überleben ist durch den Profiligen-Fonds vorerst gesichert. Und das Präventionskonzept funktioniert tadellos, auch wenn die positiven Tests bei den Vereinen zuletzt mehr wurden. Mit der Bindung zu den Fans wird es aber jeden Tag schwieriger, das tut weh.
Werden die ausverhandelten 35 Millionen Euro im Profiligen-Fonds für den Fußball und die anderen Mannschaftssportarten reichen?
Ich hoffe, es reicht, aber ich glaube, dass es zum Jahresende hin eng wird. Für den ersten Abrechnungszeitraum bis Ende September sind an die Bundesliga-Klubs „nur“ 3,1 Millionen ausbezahlt worden. Aber da wurde auch noch die Förderung durch die Kurzarbeit gegengerechnet. Jetzt wird das Minus bei allen Vereinen massiv steigen.
Wenn, wie im Frühjahr, die Meisterschaft sogar ausgesetzt werden müsste: Wie viele Spieltermine sind bis zur EM 2021 noch frei?
Sehr wenige. Nachtragsspiele dürften im Frühjahr auch an Europacup-Terminen ausgetragen werden. Aber wenn ein Europacup-Starter, so wie einmal Salzburg, sehr weit kommen würde, wird es ganz, ganz eng. Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir jetzt weiterspielen.
Zweiter Lockdown ab Dienstag
Gibt es seit dem Ausbruch der Pandemie Punkte, die von der Bundesliga nicht gut gemanagt wurden? Was muss verbessert werden?
(denkt lange nach) Wir sind leider auch nach Monaten bei einem zentralen Punkt nicht durchgedrungen: Es wäre viel besser und logischer, wenn die Zuschauer an die jeweiligen Stadionkapazitäten prozentuell angepasst würden, nicht in Absolutzahlen. Das würde den Schaden für Vereine mit mehr Fans und großen Stadien verkleinern.
Hat es seit der Rückkehr der Fans in einem Stadion nachgewiesene Cluster gegeben?
Nein, null. Bei den insgesamt 100 Spielen mit Fans gab es insgesamt vier Fälle, die in den Tagen nach einem Stadionbesuch positiv getestet wurden und Contact-Tracing ausgelöst haben. Ob diese am Spieltag bereits infiziert waren, ist nicht erwiesen. Unseres Wissens nach ist es auch zu keinen weiteren Infektionen gekommen.
Die Vereine mussten in wenigen Wochen Konzepte für fünf verschiedene Zuschauerzahlen erarbeiten. Das Austria-Konzept für 1.500 Fans kam nie zur Anwendung. Gibt es für diese Arbeitsstunden Entschädigung?
Nein. Die Politik hat uns klargemacht: Entweder es wird der Einnahmen-Entgang ersetzt oder die Mehraufwendungen. Aber nicht beides. Tatsächlich ist der Aufwand zuletzt massiv gestiegen. Aber der größere Punkt ist dennoch der Entgang.
Für Europacup-Spiele gibt es aber null Euro Ersatz. Rapid hätte alleine gegen Arsenal eine Million Euro Umsatz gehabt, Salzburg gegen die Bayern ähnlich viel.
Ja, leider. Immerhin konnten wir noch Cup-Spiele und einen Teil der Merchandising-Verluste hineinverhandeln. Aber für Europacup und den Mehraufwand wie für Zuschauerkonzepte gibt es keine finanzielle Hilfe.
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