Salzburgs Sportvorstand Schröder: "Bei Witzen über Deutsche lache ich mit"

Rouven Schröder
Rouven Schröder (49) ist seit Dezember Geschäftsführer Sport in Salzburg und soll den ehemaligen Serienmeister aus der Krise führen.
KURIER: Hatten Sie schon Zeit, Salzburg kennenzulernen, sich einzuleben?
Rouven Schröder: Wenn man 49 Jahre alt ist und Salzburg noch nicht erlebt hat, dann hat man was falsch gemacht. Es ist eine wunderschöne Stadt – aber in den ersten Wochen habe ich das leider noch nicht so genießen können. Ich war hauptsächlich im Stadion, im Trainingszentrum oder im Büro. Bis jetzt macht es großen Spaß. Was die Arbeit und die Mitarbeiter betrifft, habe ich mich sicher schon sehr gut eingelebt.
Rouven Schröder wurde 1975 in Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) geboren.
Karriere als Spieler
Der Innenverteidiger spielte unter anderem beim VfL Bochum, MSV Duisburg und VfB Lübeck. Er hat es auf 8 Einsätze in der Bundesliga gebracht.
Karriere als Funktionär
2011 begann Schröder als Videoanalyst und Scout bei Nürnberg, danach war er Sportdirektor bei Fürth, Bremen, Mainz, Schalke und Leipzig, ehe er im Dezember 2024 als Geschäftsführer Sport nach Salzburg kam.
Salzburg ist Ihre erste Station in Österreich. Haben Sie schon Unterschiede zu Deutschland feststellen können? Eigenheiten?
Ich bin ein weltoffener Mensch. Das Thema Deutschland – Österreich habe ich nie in mir gehabt. Ich habe mich mit allen Menschen immer grundsätzlich wohl gefühlt, egal wo das war. Viele sagen ja, dass es eine Diskrepanz zwischen Deutschen und Österreichern gibt, ich habe nie so empfunden. Bei Witzen über Deutsche lache ich meistens mit. Natürlich sind in Deutschland mehr Zuschauer im Stadion, die Stadien sind größer. Aber ich bin mit voller Überzeugung zu Salzburg gekommen, für mich ist das kein Abstieg, sondern eine absolute Herausforderung.
Wo sehen Sie die Gründe für Salzburgs Krise?
Die Konkurrenz schläft nicht. Wenn du es nicht gut machst, bist du auch in Österreich nicht Erster oder Zweiter. Der FC Red Bull Salzburg hatte über viele Jahre unfassbar gute Spieler, die sich toll entwickelt haben. Wir haben jetzt auch sehr gute Spieler, aber wir haben diese innere Geschlossenheit nicht gehabt. Jeder hat ein bisschen für sich gespielt.
Und Salzburg spielt keinen Red-Bull-Fußball mehr …
Ich habe beobachtet, dass wir ein Stück von unserem Fußball weggekommen sind. Uns war klar, dass wir einen Trainer holen wollen, der den Klub aus dem FF kennt. Er soll Stück für Stück dafür sorgen, dass wir wieder zu unserer Art von Fußball kommen. Wichtig ist die Identifikation, dass jeder sich zum Klub bekennt. Auch mental sich dazu bekennt und nicht schon auf den nächsten Schritt aus ist. Der erste Schritt kommt ja bekanntlich vor dem zweiten. Und man muss erwähnen, dass unter dem neuen Trainer der Konkurrenzkampf wieder neu entfacht ist.
Sie haben in Ihrer Karriere schon einige schwierige Herausforderungen gemeistert. Was haben Sie daraus gelernt?
Man muss vorne weggehen, das, was man sagt, dazu muss man auch stehen. Die Geschlossenheit ist genauso wichtig wie der Erfolgshunger. Ich möchte jedes Spiel gewinnen, ich möchte immer ans Maximum kommen. In gewissen Situationen muss man auch den Finger in die Wunde legen, Dinge klar ansprechen. Wenn man einmal unpopuläre Entscheidungen für die Sache treffen muss, dann muss man sie treffen. Die Gruppe, in diesem Fall der Klub, steht über Allem.
Ihr erster Transfer war ein ungewöhnlicher – weil Onisiwo schon 32 Jahre alt ist. Gibt es eine Trendwende?
Nein, wir wollten einfach noch einen erfahreneren Spieler in der Kabine haben, der sich auch mit Salzburg zu 100 Prozent identifiziert. Aber es wird schon weiter so sein, dass wir auf Talente setzen. Das ist unsere DNA. Aber ein junger Spieler braucht auch einmal einen erfahrenen um sich. Auf dem Platz und in der Kabine. Früher waren das unter anderem Ulmer, Ramalho oder Junuzovic. Das waren Spieler, die den Jungen allein mit ihrer Aura, ihrer Präsenz helfen konnten. Also nein, es gibt keine Trendwende, wir werden unsere DNA behalten.
Trainer Thomas Letsch hat zwei Titel als Ziel ausgegeben. Stimmen Sie ihm zu?
Wenn ich jetzt sagen würde „nein“, dann hätten wir den Titel für dieses Interview (lacht). Spaß beiseite, wir als Red Bull Salzburg haben die höchsten Ziele. Wenn es noch realistisch, noch machbar ist, dann wollen wir diese auch erreichen. Jetzt wollen wir aber erst einmal zusehen, dass wir alle fit werden, dass wir die Champions League bestmöglich bestreiten und dann im Cup gegen den LASK bei 100 Prozent sind.
Sie haben „Cup“ gesagt, nicht „Pokal“ – heißt das, Sie sind sprachlich auch schon angekommen in Österreich?
Ich habe mich letztens mit einem Fan unterhalten und er hat sich plötzlich entschuldigt, er müsse wohl ein bisschen anders sprechen. Ich habe gesagt, nein, er müsse sich nicht anpassen, ich muss das tun, weil ich bin als Deutscher nach Österreich gekommen. Ich mag die Sprache und wenn ich es mit „Cup“ schon in Ihr Notizbuch geschafft habe, freut mich das und ich werde mich weiter bemühen.
Was erwarten Sie sich vom Spiel gegen Real?
Wir müssen das ordentlich einordnen. Wir werden maximal ambitioniert reingehen, wir müssen nach dem Spiel sagen können, dass wir alles probiert und alles abgerufen haben. Wir wollen uns bestmöglich verkaufen, wir wollen sehen, dass jeder sein Herz auf dem Feld lässt. Es weiß aber auch jeder, der sich nur ein wenig mit Fußball beschäftigt, gegen welche Mannschaft wir da antreten.
Was macht den Menschen Rouven Schröder aus? Stimmt es, dass Ihr Großvater da eine große Rolle gespielt hat?
Da haben Sie gut recherchiert. Ich war immer in den Ferien bei meinem Opa und meiner Oma. Mein Opa war ein sehr selbstständiger Mensch, der viel Verantwortung getragen hat und Menschen geholfen hat. Er hat mir gesagt: „Du bist nicht alleine auf der Welt, du musst auch für andere Menschen da sein.“ Er hat mir beigebracht, dass man sich nicht wegducken darf, dass man auch wenn es einmal nicht so läuft, seinen Mann steht. Er war sicher ein Vorbild für mich. Es spielt keine Rolle, ob man Bürgermeister, Postbote, Sportmanager oder Chefredakteur ist, man trägt immer Verantwortung für die Mitmenschen. Das habe ich auch immer so in meine Mannschaften getragen. Jeder von uns hat ein Ego, aber trotz allem sollte man immer die Gruppe sehen.
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