Grödiger Alltag im Schatten des Skandals

Wasserball: Bei tristem Wetter und vor trister Kulisse lieferten sich Wr. Neustadt (Christoph Martschinko) und Grödig (Philipp Huspek) ein feuchtes Duell – Endstand 0:2.
Beim ersten Spiel nach dem Geständnis von Verteidiger Taboga wurde ganz genau geschaut.

Samstagabend, knapp über fünf Grad. Und der Himmel weint, angesichts österreichischer Bundesliga-Tristesse in Wr. Neustadt. „Wer soll denn bei dem Sauwetter kommen“, sagt ein Zuschauer auf der Tribüne. „Und außerdem, wer soll denn da noch Vertrauen haben.“

Das Vertrauen in die Integrität des österreichischen Fußballs hat in den letzten Tagen ordentlich gelitten. Die Partie zwischen Wr. Neustadt und Grödig war die erste, seit ein neuer Wettskandal die Liga erschüttert hat. Die erste mit Grödig, aber ohne den Hauptdarsteller.

Dominique Taboga hat am 12. November eine Lawine losgetreten. Erst hatte der Verteidiger von Grödig behauptet, er sei erpresst worden, um Spiele zu manipulieren. Dann gestand er, dass er selbst es war, der aktiv Spiele manipuliert haben. Schließlich sagte er gar, dass er auch Mitspieler anstiften wollte.

Häme

Es ist nicht bekannt, wo sich Taboga aufhält. „Ich habe keinerlei Kontakt zu ihm, weiß auch nicht, wo er ist“ , sagt Adi Hütter, der Trainer der Grödiger. Tabogas Frau hatte sich beim TV-Sender Sky Austria einmal kurz telefonisch gemeldet, hat aber untersagt, dass das Gespräch gesendet wird.

Aber Taboga ist seit Samstag ein Phantom, das noch länger im österreichischen Fußball herumgeistern wird. Als am Freitag Mattersburg gegen Lustenau spielten, trafen einander die Ex-Mattersburg-Kicker Jürgen Patocka und Markus Schmidt. Der Lustenauer Spieler und der Mattersburger Jung-Betreuer machen gemeinsam die Ausbildung zum B-Lizenz-Trainer. „Einen Kollegen werden wir wohl nicht mehr sehen“, meinten sie. Dominique Taboga, das Phantom. Der Mann, weshalb es ironisch erscheint, wenn auf Banden in Wr. Neustadt ein Gebäudereiniger mit dem Slogan „Für ein sauberes Spiel“ wirbt.

Es herrscht Generalverdacht. Ist das Elferfoul absichtlich? Ist der Verteidiger absichtlich zu spät? Wer ist Täter, wer Opfer?

Zudem hat es bei der Partie in Salzburg „Alle Neune“ gespielt. Aufsteiger Grödig hat am 31. August 3:6 verloren.

Die Liga hat den Schaden, Taboga hat den Spott. Im Internet erschienen Satire-Bilder im Internet. „Tipp it like Taboga“ hießt es und „Betman“.

Die Bundesliga hat die Klubs gebeten, dass die Spieler zu diesem Thema zurückhaltend agieren sollen. Doch Trainer Hütter redet vor der Partie Klartext. „Ich habe Vertrauen zu den Burschen.“ Er meint damit jene Spieler, die der mittlerweile suspendierte Dominique Taboga angeblich zur Spielmanipulation gewinnen wollte, die abgelehnt haben, aber den Versuch auch nicht gemeldet haben.

Vertrauen

Hütter hat Leitgeb und Zündel in der Startelf gelassen, hat Nutz nach der Pause gebracht. Gegen die Spieler stehen jedoch nach wie vor Sanktionen im Raum – wegen „Unterlassen der Meldeverpflichtung“ laut Paragraf 115a der ÖFB- Rechtspflegeordnung.

Hütter konzentrierte sich in den letzten Tagen mit der Mannschaft auf das Sportliche. Er wollte Revanche für das 3:6. Was auch gelang. Und zwar ohne fragwürdige Szenen. Die hätte es aber durchaus geben können. Denn die Spieler sagten schon zur Pause, dass der Zustand des Spielfelds kein reguläres Spiel zugelassen habe. Vor allem vor der Tribüne blieben Ball und Spieler immer wieder in den knöcheltiefen Lacken stecken. Aber Schiedsrichter Muckenhammer war sogar zwei Mal im Laufe des Samstags über das Grün gestapft, hatte nach dieser doppelten Kommissionierung angepfiffen. Wr. Neustadt hatte die erste Chance nach einem Kopfball von Pichlmann, der aber – sicherlich unabsichtlich – das Tor nicht traf. Das tat Zulechner vor und nach der Pause, jeweils nach genauem Zuspiel von Tomi. Und die Verteidiger waren sicherlich nicht absichtlich zu langsam oder standen absichtlich zu schlecht.

Sie sind eben nicht besser.

SC Wiener Neustadt - SV Grödig 0:2 (0:1)

Stadion Wiener Neustadt, 1.700, SR Muckenhammer.


Tore: 0:1 (36.) Zulechner
0:2 (50.) Zulechner

Wiener Neustadt: Vollnhofer - Pollhammer (79. Schöpf), Mally, Sereinig, Stangl - Mimm, Hlinka (61. Dobras) - Rauter, Witteveen (46. Säumel), Martschinko - Pichlmann

Grödig: C. Stankovic - Potzmann, Cabrera (46. Nutz), Karner, Zündel - Tschernegg, M. Leitgeb - Huspek, Tomi (87. Elsneg), Boller (78. Salamon) - Zulechner

Gelbe Karten: Hlinka bzw. Cabrera

Tabelle

Heimo Pfeifenberger (Trainer Wiener Neustadt): "Die erste Spielhälfte von uns war sehr schlecht. Da ist nichts gegangen, wir haben ängstlich gespielt und waren auch zu passiv. Die Grödiger Führung war verdient. In der zweiten Spielhälfte war es dann besser von uns, auch durch die Einwechslung von Säumel. Da haben wir auch ein paar Chancen vorgefunden, aber leider vergeben."

Adi Hütter (Trainer Grödig): "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, die die richtige sportliche Antwort auf die Ereignisse der letzten 14 Tage gegeben hat. Diese drei Punkte haben wir uns absolut verdient. Auch spielerisch war es eine sehr gute Vorstellung. Ich habe keinen schwachen Punkt gesehen. Die Revanche für das 3:6 ist damit ebenfalls geglückt."

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