Brigitte Annerl: Die Frau hinter Hartbergs Hoch

TSV Hartberg legt Einspruch gegen Bundesliga-Entscheid ein
Die Unternehmerin und Präsidentin des Aufsteigers freut sich auf das Duell mit Rapid.

Volksfeststimmung in Hartberg: Rapid kommt, und die Rekorde purzeln. „Wir sind mit 5100 Zuschauern komplett ausverkauft“, erzählt Brigitte Annerl. Noch nie waren in der steirischen 6600-Einwohner-Stadt so viele Fans bei einem Fußball-Spiel wie heute ab 17 Uhr beim Duell Aufsteiger – Rekordmeister in der Profertil-Arena.

Der ungewöhnliche Stadionname geht auf das Engagement von Brigitte Annerl zurück. Die 49-jährige Wienerin ist nicht nur die Präsidentin des TSV, sondern auch die Frau hinter dem Erfolg.

Profertil ist das bekannteste und erfolgreichste Produkt ihrer Firma Lenus Pharma. Als Weltmarktführer in der Behandlung von männlicher Unfruchtbarkeit gilt das Unternehmen. „Speed für Spermien“ lautet der pfiffige Werbe-Slogan.

Mit Annerl wurde auch der Weg nach oben von Hartberg beschleunigt. „Ich bin vor sechs Jahren als Sponsor eingestiegen und liebe diesen Spirit in Hartberg. Im Verein habe ich mich immer wohlgefühlt. Da ich stark nach Bauchentscheidungen lebe, gab es später meine Zusage, das Präsidentenamt beim damaligen Regionalligisten anzunehmen“, erzählt die Wienerin im KURIER-Gespräch.

Der Durchmarsch

Dass das Ehrenamt sehr anspruchsvoll sein kann, hat Annerl in der vergangenen Saison erlebt. Üblicherweise besucht die 49-Jährige die Heimspiele, „danach richte ich meine Arbeitstermine aus.“ Aber im Dezember 2017 wurde dem Aufsteiger plötzlich bewusst, dass mit Trainer Ilzer der Durchmarsch möglich wäre. „Ich habe immer an die Lizenz für die Zwölferliga geglaubt. Aber das war schon eine ganz schwierige Phase für den Verein, den Trainer und die Spieler: Du konntest nicht fix sagen, wohin wir uns orientieren.“ Sportlich klappte es mit Platz zwei tatsächlich, aber die Bundesliga verweigerte vorerst die Lizenz.

In Wien ging ein Bonmot um: „Was hat Hartberg bei der Infrastruktur zu bieten? Warmes Wasser haben sie schon.“ Annerl lacht heute darüber, auch wenn der Erfolgstrainer und einige Stammspieler den Absprung suchten: „Das ist doch das Schöne im Fußball: Niemand hat an uns geglaubt, und wir haben das Unmögliche doch geschafft.“ In letzter Minute, also letzter Instanz. „Während des Kampfes um die Lizenz war es extrem intensiv, ich konnte über Monate nicht viel für meine Firma tun.“

Auch wenn der Aufstieg „passiert“ ist, wollen die Steirer langfristig oben bleiben. Durch eine breite Streuung der Geldgeber neben ihrem Sponsoring sei auch „das Risiko minimiert: Es gibt keine Vergleiche mehr mit Grödig. Das oberste Ziel des Vereins ist, den Erfolg nachhaltig zu bestätigen.“

Für die kommende Saison muss die mobile Tribüne in eine befestigte verwandelt werden, 5000 Zuschauer sollen trotzdem noch Platz finden. „Dann können wir weiterschauen, Schritt für Schritt. Ich gehe davon aus, dass wir mit Hartberg in den nächsten Jahren für weitere positive Überraschungen sorgen werden“, meint die einzige Präsidentin in der obersten Spielklasse.

Kein Frauen-Thema

Ein „Frauen-Thema“ gibt es für die Unternehmerin interessanterweise gar nicht: „In der zweiten Liga habe ich mich gefreut, wenn ich Wattens-Präsidentin Diana Langes-Swarovski treffe – genauso wie jetzt bei Michael Krammer oder Karlheinz Kopf. Da gibt es für mich keine Unterschiede zwischen Mann und Frau.“ Auf die Frage nach Unterschieden zu ihren männlichen Amtskollegen meint Annerl nach längerem Nachdenken: „ Ich sehe und fühle keine. Ich habe mich aber auch nie benachteiligt gefühlt. Mehr als das Geschlecht zählen für mich Werte wie Loyalität und Begeisterung.“

Heute wird Annerls Begeisterung in der ganzen Stadt spürbar werden: „Wir empfangen den Rekordmeister, Rapid ist noch immer etwas Besonderes für die Region. Die Stimmung, das Rundherum – es wird großartig.“

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