Bilanz des ÖFB-Teams vor dem Jahr der Wahrheit

Bilanz des ÖFB-Teams vor dem Jahr der Wahrheit
Foda sieht das Team auf einem guten Weg – 2019 wird weisen, ob er tatsächlich zum EM-Ziel führt.

Das Länderspieljahr 2018 ist zu Ende. Ein Jahr, in dem Franco Foda als Teamchef die Verantwortung trug. Zeit für statistische Abrechnungen, Rück- und Ausblicke, sowie für subjektive Ansichten. Was geschehen ist und warum, was geschehen müsste. Auch der Teamchef zog Bilanz, ein naturgemäß positionsabhängiges Resümee.

- Der Trainer

Franco Foda war zufrieden mit dem letzten Auftritt in Belfast, weil er gewonnen wurde, weil sich die Mannschaft nicht aufgegeben und „kontinuierlich gesteigert“ hat. Eine Leistungsverbesserung erkannte und lobte Foda auch schon im Spiel gegen Bosnien-Herzegowina am Donnerstag. Ein optimistisches, ein gefärbtes Bild ergibt der Blick durch die Teamchefbrille.

Franco Foda über den Trainerjob

Immerhin räumt der Trainer ein, so mancher Journalist habe „das Spiel etwas anders gesehen“ als er selbst, der eher das konturlose Wandeln der Mannschaft durch die erste Halbzeit gegen die Nordiren nicht zum Hauptkritikpunkt macht. „Das heißt nicht, es gäbe keine Defizite“, erklärt der Deutsche. Eine Verniedlichung, die zeigt, dass er in seinem Job möglicherweise eines sein muss: ein Positivdenker. Dass Franco Foda zuletzt mit mehr Gelassenheit der Kritik begegnet, deren Existenz als „gut“ und „normal“ einordnet, spricht für ihn. Die Karten werden ohnehin neu gemischt, wenn im Frühjahr die EM-Qualifikation beginnt.

Der Umbruch

Was Vorgänger Marcel Koller verabsäumt hatte, musste und wollte Foda ohnehin in die Tat umsetzen. Einerseits den nötigen personellen Umbruch, zumal auch einige Spieler ihre Teamkarriere beendeten. Foda schenkte dabei vermehrt Spielern aus der österreichischen Bundesliga sein Vertrauen. 30 Spieler kamen unter ihm zum Einsatz, darunter sechs Debütanten. Eine derartige Veränderung beinhaltet auch einen temporären Rückschritt in manchen Bereichen, dem die angestrebten Fortschritte folgen sollen. Im Jahr 2019. Die Bewerbspiele hielten nicht, was die Tests davor versprochen hatten. „Alle Spiele in der Gruppe waren eng, Kleinigkeiten entschieden.“ Nicht ganz: In beiden Spielen gegen Bosnien-Herzegowina hatte man nicht das Gefühl, dass Österreich dem Sieg näher war.

Auf der anderen Seite gestaltete Foda auch die taktische Ausrichtung des Teams flexibler, verpasste der Mannschaft mehrere Systeme. „Wir haben in der Abwehr mit Dreierkette wie mit Viererkette gespielt“, so Foda, der auch Alaba als Linksverteidiger in einer Viererkette gegen Bosnien-Herzegowina einsetzte.

Die Problemzone

Ausgerechnet in der Nations League hatte Österreich zusehends Probleme, das gegnerische Tor zu finden. Zwei Gegentore in vier Spielen zeugen von guter Defensivarbeit, drei geschossene Treffer jedoch von fehlender Gefährlichkeit. Foda bricht dennoch eine Lanze für Stürmer wie Gregoritsch und Burgstaller, „weil ich Angreifer nicht nur an Toren beurteile“. Doch die wird es benötigen, will man das Ziel, die EM-Endrunde 2020 auch tatsächlich erreichen. Bosnien zeigte auf, dass Österreich keinen Edin Dzeko vorweisen kann. Und zu befürchten ist: Ohne Marko Arnautovic gerät Sand ins Getriebe.

Die nötigen Schritte

Am 2. Dezember bekommt Österreich die Gegner für die EM-Qualifikation zugelost. 2019 möchte Foda Fortschritte im spielerischen Bereich sehen, wo im Angriffsdrittel oft die Mittel fehlten, wenn der Gegner kompakt agiert und Räume eng macht. Foda forderte schnelleres Umschaltspiel und mehr Mut zum Risiko. „Wir müssen auch unter Druck mehr Fußball spielen.“

Junge Spieler? „Sie brauchen Zeit, damit sie mehr Verantwortung übernehmen können. Wir sind jedenfalls auf einem sehr guten Weg“. Wenn man will, hilft dem Optimismus die Statistik auf die Sprünge: 2018 wurden von den elf Spielen sieben gewonnen. Nur 1982 war einer mehr gelungen – als Österreich auch an der Weltmeisterschaft in Spanien teilgenommen hatte.

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