Admira trennt sich von Toni Polster

Stadion Südstadt, Samstag, 9.31 Uhr. Toni Polster parkt seinen gesponserten Privatwagen, holt eine leere Tasche aus dem Kofferraum und schlendert Richtung Kabinengebäude. Zehn Minuten später ist seine kurze Ära als Admira-Trainer auch offiziell zu Ende. Nachdem sich der 49-Jährige von den Spielern verabschiedet und seine sieben Trainer-Sachen gepackt hat, stellt er sich den Fragen der wartenden Journalisten.

Es habe Auffassungsunterschiede mit der Klubführung gegeben, konkreter wollte Polster nicht werden. „Wir haben viele routinierte Spieler abgegeben und dafür Junge eingebaut. Wir hätten Zeit gebraucht, die mir der Klub nicht gegeben hat“, sagte Polster enttäuscht. Erst am 17. Juni war der Rekord-Teamtorschütze präsentiert worden. Nur vier Pflichtspiele dauerte Polsters späte Premiere als Bundesliga-Coach. Auf ein 2:0 im Cup in Seekirchen folgten drei Niederlagen in der Bundesliga – 0:2 bei Austria, 1:2 gegen Innsbruck und ein 1:7 in Grödig.

Umstellungen

Laut KURIER-Informationen gab es Differenzen wegen einer taktischen Veränderung. Der Ex-Torjäger hatte auf ein System mit einem Stürmer umgestellt, während Vorgänger Dietmar Kühbauer meist mit zwei Männern stürmen ließ. „Es ging um Spielsysteme und -formen“, bestätigt Admira-Manager Friedl.

Beim Abschlusstraining am Freitag für das Heimspiel gegen Sturm am Samstag war Polster noch im Amt. Dass er erst zehn Minuten verspätet auf den Trainingsplatz kam, wunderte niemand. Das war Südstädter Normalität.

Polster ist ein gefragter Mann. Da soll schon einmal ein Sponsorentermin wichtiger gewesen sein als ein Training. Dass Polsters Gehalt von einer Zeitung, bei der er auch Kolumnist ist, bezahlt wurde, bezeichnet Friedl als „absoluten Schwachsinn“. Polster selbst bestätigte, dass er Sponsoren mitbringen habe dürfen, weil „mein Salär nicht üppig war“. Dass – entgegen seiner Ankündigung – weiterhin Polster-Kolumnen zur Bundesliga erschienen sind, kam nicht gut an. „Wir konnten ihm das nicht verbieten. Ich hätte das aber nicht gemacht“, sagt Friedl.

Zumindest dieses Problemfeld hat die Admira beseitigt. Oliver Lederer, bisher Assistent, steigt zum Cheftrainer auf. Der 35-Jährige ist nicht nur ein unbeschriebenes Blatt als Coach, er befüllt auch keines als Kolumnist bei einer Zeitung.

Toni Polsters Karriere

Anton "Toni" Polster

• Geburtsdatum: 10. März 1964
• Geburtsort: Wien
• Gelernter Beruf: Industrie-Kaufmann
• Position als Spieler: Stürmer
• Stationen als Spieler: 1973 bis 1982 Austria Wien, 1982 bis 1982 SC Simmering (8 Tore), 1982 bis 1987 Austria Wien (11/13/24/33/39), 1987 bis 1988 AC Torino (9), 1988 bis 1991 FC Sevilla (9/33/13), 1991 bis 1992 CD Logrones (14), 1992 bis 1993 Rayo Vallecano (14), 1993 bis 1998 1. FC Köln (17/17/11/21/13), 1998 bis 1999 Borussia Mönchengladbach (11/4), Frühjahr 2000 SV Salzburg (1)
• Nationalteam: 95 Länderspiele mit 44 Toren (ÖFB-Rekordschütze)
• Stationen als Trainer: 2010 bis 2011 LASK Juniors (Aufstieg in Regionalliga Mitte), 2011 bis 2013 Wiener Viktoria (Aufstieg in Stadtliga und Regionalliga Ost), 17. Juni bis 10. August 2013 Admira Wacker Mödling (nach drei Bundesliga-Runden als Schlusslicht beurlaubt)
• Erfolge: Gewinner "Goldenen Schuh" für Europas besten Torjäger (1987) Gewinner "Bronzenen Schuh" für Europas drittbesten Torjäger (1986) 2 x WM-Endrunde (1990/Italien und 1998/Frankreich) 2 x "Fußballer des Jahres in Österreich" (1986 und 1997) 1 x "Österreichs Sportler des Jahres" (1997) 1 x "Kölns Sportler des Jahres" (1997) 3 x ÖFB-Meister (1984, 1985 und 1986/jeweils mit Austria) 1 x ÖFB-Cupsieger (1985/mit Austria) 3 x Torschützenkönig der österreichischen Bundesliga 1 x Zweiter der spanischen Primera-Division-Torschützenliste (1990) 2 x Zweiter der deutschen Bundesliga-Torschützenliste (1994, 1997) Bester Austria-Torschütze einer Saison (1986/87 mit 39 Treffern) und bester Austria-Torschütze aller Zeiten (120 Treffer)

Oliver Lederer:

• Geburtsdatum: 02.01.1978
• Geburtsort: Wien
• Position als Spieler: Abwehr/Mittelfeld
• Stationen als Spieler: Rapid (Jänner 1996 - Juli 1997), Admira (Juli 1997 - Juli 1998), Vienna (Juli 1998 - Juli 1999), Rapid (Juli 1999 - Juli 2002), Panionios Athen (GRE/Juli 2002 - Jänner 2003), LASK (Jänner 2003 - Jänner 2005), Admira (Jänner 2005 - Juli 2005), Schwadorf (Juli 2005 - Jänner 2008), Admira plus Amateure (Jänner 2008 - Juli 2010), Leopoldsdorf/Wien (Gebietsliga NÖ/Juli 2010 - Juli 2012), Pfaffstätten (1. Klasse NÖ/ab Juli 2012)
• Bilanz: 62 Bundesliga-Spiele, 104 Erste-Liga-Spiele (5 Tore)
• Größter Erfolg: Meister 1996 mit Rapid
• Stationen als Trainer: Admira Wacker Mödling Amateure (26. April 2010 - 17. Juni 2013), Admira Wacker Mödling (Co-Trainer ab 17. Juni 2013, Cheftrainer ab 10. August 2013)