Berlusconi wünscht sich ein Milan ohne Ausländer

Silvio Berlusconi mit seiner Tochter Barbara, die einst Geschäftführerin des AC war.
Der Präsident des AC Milan träumt von einem Kader nur aus jungen Italienern.

In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung Quotidiano Nazionale, äußerte sich Silvio Berlusconi kritisch über die Ausländeranteile im italienischen Fußball. "Es tut mir weh, italienische Mannschaften mit elf Ausländern auf dem Platz zu sehen. Für die Zukunft wünsche ich mir bei meinem Milan einen Kader nur aus jungen Italienern", so der Boss des AC Milan.

Ein Wunschtraum, von dem die Mailänder aber noch weit entfernt sind. Im aktuellen 28-Mann-Kader der „Rossoneri“ befinden sich 14 Italiener und ebenso viele Ausländer, wovon lediglich fünf Italiener jünger als 25 Jahre sind. Im Nachwuchs von Milan sieht es aber schon ganz anders aus. 21 von 23 Spielern die in der Primavera zum Einsatz kommen, haben italienische Wurzeln.

Nachwuchs

In der zweiten Mannschaft des AC Mailand wäre durchaus genug Potenzial vorhanden, um den Wunschtraum von Berlusconi zu erfüllen. Nach sieben Spielen in der italienischen Jugendliga liegen die Rot-Schwarzen hinter dem Stadtrivalen Inter auf Platz zwei. Mit Andrea Vassallo (17) und Davide Di Molfetta (18) befinden sich auch zwei Spieler des AC unter den Top-Torschützen der Primavera. Die beiden Nachwuchs-Nationalteamspieler sind nur zwei Beispiele, die für die Profis in Zukunft eine Verstärkung sein könnten.

Glanzzeiten

Eine Verstärkung, die der AC Mailand durchaus benötigen könnte. Von den Glanzzeiten, wie unter Carlo Ancelotti, kann der 18-fache Meister derzeit nur träumen. Die Saison 2013/14 wurde lediglich auf Platz acht beendet und in der Champions League scheiterte Milan im Achtelfinale am späteren Finalisten Atlético Madrid. Bereits zur Saison davor wurde ein Umbruch bei den Norditalienern eingeleitet. Superstars wie Thiago Silva und Zlatan Ibrahimović wurden verkauft, Vereinsikonen wie Alessandro Nesta, und Filippo Inzaghi beendeten ihre Karrieren. Schon damals wurde von einer Verjüngungskur gesprochen, umso verwunderlicher war es, dass Nigel de Jong und Giampaolo Pazzini (damals beide 28 Jahre alt) verpflichtet wurden.

Auch in der aktuellen Saison läuft es für Milan noch nicht nach Wunsch. Nach zehn gespielten Runden liegen die „Rossoneri“ auf dem siebenten Platz, neun Punkte hinter Tabellenführer Juventus Turin. Im Sommer wurden erneut vermehrt „ältere“ Spieler unter Vertrag genommen. Durch die Verpflichtungen von Diego López (32), Alex (32) und Fernando Torres (30) beträgt der aktuelle Altersdurchschnitt der Mailänder 28 Jahre. Von den sieben U-25-Spielern bekommen lediglich Stephan El Shaarawy (23) und Mattia De Sciglio (22) vermehrt Einsatzzeiten.

Trend

Ein hoher Altersdurchschnitt ist in der Serie A allerdings keine Seltenheit, von den aktuellen Top Fünf der Liga hat nur Sampdoria Genua einen Schnitt von unter 26 Jahren. Ein Phänomen, das auf die Spielweise in Italien zurückzuführen ist, da im italienischen Fußball sehr viel Wert auf Taktik und Defensiv-Arbeit gelegt wird. Obwohl bereits in den Nachwuchsakademien richtiges taktisches Verhalten gelehrt wird, fehlt den Jungkickern zumeist aber die Erfahrung um mit dieser Spielweise im Profifußball klar zu kommen. In der höchsten italienischen Liga werden daher vor allem Routiniers und ältere Spieler mit internationaler Erfahrung bevorzugt.

Bevor sich dieser Trend im italienischen Fußball nicht ändert und neue Überlegungen in der Jugendförderung und Ausbildung in Betracht gezogen werden, wird das Anliegen von Berlusconi wohl weiterhin nur ein Wunschtraum bleiben.

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