Beckenbauer: "Toller Vertrauensbeweis für Uli"

epa01947581 Bayern Munich Manager Uli Hoeness (l) and President Franz Beckenbauer during the annual members meeting in Munich, Germany, 27 November 2009, seen in front of the club logo. Uli Hoeness was elected Bayern Munich president on moving on at the German Bundesliga football top club after three decades as their general manager. Hoeness received 4,458 of 4,490 votes to take the place of Franz Beckenbauer, who had led Bayern for the past 15 years. Beckenbauer is now Munichës honorary president. EPA/ANDREAS GEBERT
Bayerns Ehrenpräsident begrüßt die Entscheidung des Aufsichtsrates für ein Festhalten an Uli Hoeneß.

Uli Hoeneß bleibt trotz seiner Steueraffäre Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München. Wie der deutsche Rekordmeister am Montag mitteilte, lehnte das Führungsgremium ein Angebot des 61-Jährigen ab, sein Amt ruhen zu lassen, "bis die zuständigen Behörden über die strafbefreiende Wirkung seiner Selbstanzeige entschieden haben". Laut Mitteilung hat Hoeneß, gleichzeitig Präsident des Vereins, vor dem Gremium sein Bedauern über den Vorfall ausgedrückt und sich entschuldigt.

"Im Interesse des FC Bayern, der sich voll und ganz auf das Erreichen der weiteren sportlichen Ziele im Champions League Finale am 25. Mai und im Deutschen Pokalfinale am 1. Juni 2013 konzentrieren soll, hat der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG nach intensiver Diskussion einvernehmlich entschieden, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG weiter ausüben soll", hieß es in der Mitteilung der Münchner, die rund eineinhalb Stunden nach Sitzungsbeginn versandt worden war.

Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hat die Entscheidung des Aufsichtsrates begrüßt. "Es spricht für Uli, dass der Aufsichtsrat sein Angebot abgelehnt hat. Ein toller Vertrauensbeweis für Uli. Jetzt kann ich nur hoffen, dass er möglichst gut aus der Steueraffäre herauskommt", sagte Beckenbauer der Bild-Zeitung am Dienstag.

"Die Entscheidung des Aufsichtsrates ist Beweis der Qualität, Einheit und Stärke dieses Gremiums. Er hat sie am Ende des Tages mit großer Seriosität und hohem Verantwortungsgefühl getroffen. Sie zeigt: Der Klub steht sehr eng zusammen", betonte auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. "Ich glaube, Uli war sehr erleichtert, dass der Aufsichtsrat ihm das Vertrauen geschenkt hat."

Geschlossenheit

Die Vizepräsidenten Karl Hopfner und Rudolf Schels sowie der vom ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber angeführte Verwaltungsbeirat stimmten der Entscheidung des Aufsichtsrates am Dienstag "vollinhaltlich zu", wie der Verein mitteilte. Hopfner und Stoiber gehören auch dem neunköpfigen Aufsichtsrat an.

Die Vorstandsbosse von Audi (Rupert Stadler) und Adidas (Herbert Hainer), deren Unternehmen mit jeweils 9,1 Prozent Anteilseigner an der FC Bayern München AG sind, nahmen ebenso wie VW-Chef Martin Winterkorn oder Timotheus Höttges vom Hauptsponsor Telekom eine Glaubwürdigkeitsdebatte in Kauf, wie sie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück umgehend eröffnete. Die Entscheidung der Räte sei falsch, kritisierte Steinbrück: Sie hätten die Verhaltensregeln, die sie ihren Unternehmen auferlegten, auch auf das "Fußball-Unternehmen" Bayern München übertragen müssen, rügte der SPD-Politiker.

Die Anerkennung der Lebensleistung des von vielen Aufsichtsräten bewunderten Fußball-Machers Hoeneß sowie der mögliche Profit und Imagegewinn eines Münchner Champions-League-Triumphes könnten moralische Bedenken überwogen haben. Vor den "zwei extrem wichtigen Endspielen" (Rummenigge) hatte ein Schulterschluss auf höchster Ebene wohl Priorität. Am Rande der Pokalübergabe in Berlin "begrüßte" Nationalspieler Toni Kroos stellvertretend für die Mannschaft den Verbleib von Hoeneß: "Bayern München ohne Uli Hoeneß ist nicht vorstellbar."

Es sei wichtig gewesen, "dass der Verein in der aktuellen Phase Geschlossenheit demonstriert", betonte auch Rummenigge: "Es war ein Zeichen an die Mannschaft, die Fans und die Mitglieder." Die ersten eingegangenen Reaktionen von Fans seien "extrem positiv" gewesen. Eine Entmachtung von Hoeneß hätte die Finalwochen mit der Aussicht auf das historische Titel-Triple mit einer Führungsdebatte belastet.

Atempause

Einen Persilschein haben die Räte dem Steuersünder Hoeneß, gegen den ein Haftbefehl nur gegen Kaution außer Vollzug gesetzt worden war, nicht ausgestellt. Beim "Vorliegen neuer Erkenntnisse" käme das Thema zurück auf die Agenda, hieß es ausdrücklich. Hoeneß hat mit der Zwischenlösung Zeit gewonnen, amtiert aber auf Bewährung. Der Ball liegt bei der Münchner Staatsanwaltschaft, die auch am Dienstag noch "keinen bestimmten Zeitpunkt nennen" konnte, "zu dem das Ermittlungsverfahren abgeschlossen sein wird", wie Sprecher Ken Heidenreich sagte.

Trotz der ungewissen Zukunft von Hoeneß, dem weiter eine Anklage und eine Haftstrafe ohne Bewährung drohen, hat der Aufsichtsrat für Kontinuität in der Vereinsführung gesorgt. Der Vertrag mit Rummenigge (57), der seit 2002 an der Spitze der Bayern-AG steht, wurde vorzeitig um drei Jahre bis Ende 2016 verlängert, der seines Stellvertreters Andreas Jung (51) bis zum 30. Juni 2016.

Beteiligungen

Zwei große Unternehmen sind Miteigentümer des Klubs: Adidas und Audi. Sie halten jeweils 9,1 Prozent der FC Bayern München AG. Auf den eigentlichen Verein (Bayern München eV) entfallen noch 81,8 Prozent der Anteile.

Adidas hatte ursprünglich Mitte 2002 ein zehnprozentiges Paket für 77 Mio. Euro erworben. Damals wie heute steht der Sportartikel-Hersteller unter großem Druck, weil Marktführer Nike stärker in den Fußball-Bereich drängt und Adidas vor allem in seinem Kernbereich treffen will.

Die jetzige Beteiligung von Audi wird seit Mitte 2011 gehalten. Der Ingolstädter Auto-Hersteller hat für 2,5 Millionen Aktien 90 Mio. Euro auf den Tisch gelegt.

Kontrolle im Aufsichtrat

Der langjährige Adidas-Boss Herbert Hainer und Audi-Chef Rupert Stadler sind stellvertretende Vorsitzende im Bayern-Aufsichtsrat. VW-Chef Martin Winterkorn und Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges sind einfache Mitglieder des Gremiums. Auch der frühere HypoVereinsbank-Chef Dieter Rampl kontrolliert den Verein, der jährlich 300 Mio. Euro umsetzt und im Gegensatz zu manchen Konkurrenten auch finanziell zu den solidesten Fußball-Klubs in Europa zählt.

Ausrüster

Adidas ist seit über 50 Jahren Sponsor und Ausrüster des FC Bayern. Zuletzt wurde die Partnerschaft im April 2011 bis 2020 verlängert. Medienberichten zufolge zahlt die Marke mit den berühmten drei Streifen rund 25 Mio. Euro pro Saison. Offizielle Zahlen dazu gibt es nicht.

Haupt-Trikotsponsor ist seit einem Jahrzehnt die Deutsche Telekom. Laut Experten kassieren die Bayern dadurch ebenfalls etwa 25 Mio. Euro im Jahr - die genaue Summe hängt von den Erfolgen auf dem Platz ab. Dieses Jahr stehen die Bayern schon als Meister fest, können zudem noch den DFB-Pokal und die Champions League gewinnen. Kein anderer deutscher Verein nimmt mit Trikot-Werbung mehr Geld ein. Telekom und Bayern haben den Vertrag bis 2017 verlängert.

Auto-Flotte

Audi stellt dem FC Bayern rund 50 Fahrzeuge zur Verfügung. Limousinen wie der A8 kosten in der einfachsten Version mindestens 70.000 Euro, der Geländewagen Q7 geht bei rund 52.000 Euro los. Je nach Ausstattung und Motorisierung sind die Modelle aber in den ausgelieferten Versionen noch wesentlich teurer.

Die Steueraffäre um FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß trübt die Laune der Adidas-Aktionäre. Trotz Rekordzahlen für das vergangene Jahr und ziemlich guter Aussichten für den deutschen Sportartikelhersteller musste sich Vorstandschef Herbert Hainer am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Konzerns teils harsche Kritik an seinem Kurs im Fall Hoeneß anhören.

Auf Fakten warten

Wie ein "dunkler Schatten" liege die Dauerdiskussion um Hoeneß über den Erfolgszahlen des Konzerns, sagte Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und forderte den Rücktritt des Bayern-Chefs von allen Ämtern. Hainer hingegen verteidigte sein Vorgehen und das Verhalten der übrigen Aufsichtsräte bei der FC Bayern München AG.

Das Gremium habe am Montag einstimmig beschlossen, abzuwarten, bis neue Fakten auf dem Tisch liegen, sagte Hainer. "Wir sollten ihn nicht vorverurteilen, sondern abwarten, was Gerichte und Behörden beschließen." Hoeneß hatte den Aufsehern angeboten, den Vorsitz ruhen zu lassen, bis über die strafbefreiende Wirkung seiner Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung entschieden sei.

Reebok schwächelt

Das hatten Hainer und seine acht Kollegen im Aufsichtsrat des FC Bayern abgelehnt. Adidas hält 9,1 Prozent an der FC Bayern München AG. Daneben ist auch der Autobauer Audi am FCB beteiligt, neben dem Chef der VW-Tochter, Rupert Stadler, sitzt auch VW-Boss Martin Winterkorn im Aufsichtsrat des Fußballklubs.

Neben der Affäre Hoeneß bot auch die schwächelnde Adidas-Tochter Reebok Grund zur Kritik, da der Umsatz 2012 um 18 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro zurückging. "Den Aktionären fehlt allmählich der Glaube", sagte Sabrina Jost von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Hainer sieht jedoch Chancen, Reebok als Fitnessmarke auf Erfolgskurs zu führen.

Für die Aktionäre gab es aber auch gute Nachrichten: Der Konzern konnte den Gewinn im ersten Quartal 2013 um 6 Prozent auf 308 Mio. Euro steigern. Das Management wird deshalb auch die Dividende um 35 Prozent auf 1,35 Euro anheben. Bereits 2012 brachten die Olympischen Spiele in London und die Fußballeuropameisterschaft in Polen und der Ukraine einen Rekordumsatz. Die Erlöse stiegen um sechs Prozent auf 14,9 Mrd. Euro.

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