Schlager mit vertauschten Rollen

Thiago of FC Barcelona (L) lies on the pitch while watching his goal next to Bayern Munich's Diego Contento during their final match against Bayern Munich at the Audi Cup friendly soccer tournament in Munich July 27, 2011. REUTERS/Michaela Rehle (GERMANY - Tags: SPORT SOCCER)
Barcelona ist gegen Bayern erstmals nicht Favorit. Alaba widerspricht dieser Einschätzung allerdings.

Barcelona ist im Semifinale nicht Favorit. Erstmals seit Jahren. Allein das unterstreicht die Leistung der Bayern in dieser Saison.

Bei den Wettanbietern kann man mit einem Sieg der Spanier in München viel mehr Geld verdienen (3,50 Euro für 1 Euro) als mit einem Erfolg der Bayern (Quote 2,30). Billiger geben es die Buchmacher, wenn Barcelona nach zwei Jahren wieder den Titel holt (3,0), mit den Bayern kann man das 3,8-Fache verdienen.

Schlager mit vertauschten Rollen
epa03662176 PSV Eindhoven's team captain Mark van Bommel reacts during the Dutch Eredivisie league soccer match between PSV Eindhoven and Ajax at the Philips-Stadion in Eindhoven, Netherlands, 14 April 2013. Ajax won 3-2. EPA/KOEN VAN WEEL
Mark van Bommel, der vier Jahre bei den Bayern und eines bei Barcelona spielte, meint: "In dieser Partie gibt es keinen Favoriten." Der Niederländer, der am Montag seinen 33. Geburtstag gefeiert hat und noch immer bei PSV Eindhoven kickt, sagt weiter: "Die Bayern spielen eine großartige Saison auf sehr hohem Niveau. Aber es fällt mir schwer zu sagen, dass eine Mannschaft, die Lionel Messi in ihren Reihen hat, nicht Favorit ist."

Die Sporttageszeitung Marca fragte bei den Spaniern Domínguez (Gladbach), Joselu (Hoffenheim) und Juanan (Düsseldorf) nach, die in Deutschland beschäftigt sind. Was das Geheimnis der Bayern sei, wie sie zu knacken wären und welcher Spieler ihnen denn am besten gefalle. Der Tenor: Barcelona und Bayern wären auf Augenhöhe. Beide Klubs würden auf Ballbesitz setzen. Nicht die Physis sei entscheidend, sondern wer sich mit dem Ball behaupten und so das Zentrum dominieren könne.

Favoritenrolle

Bei den Lieblingsspielern lagen Schweinsteiger und Ribéry ganz weit vorn. Auch Iñaki Bea kam zu Wort. Der ehemalige Innsbruck-Verteidiger arbeitet jetzt für die Beraterfirma Promosport in Deutschland. Er sagte: "Schweinsteiger ist der Wichtigste. Aber mein Lieblingsspieler ist Alaba: Frohsinn, Bescheidenheit, Intelligenz, Selbstvertrauen ..."

Doch der Österreicher will sich gar nicht in die Favoritenrolle drängen lassen. "Ich hab’ von den Quoten gehört, aber ich lass’ mich davon nicht beeindrucken. Ich denke nicht, dass wir Favorit sind", sagt Alaba. Das Duell mit Messi und den Barcelona-Stars ist aber etwas Besonderes für ihn. Damit, dass er der erste Österreicher ist, der gegen Lionel Messi spielen darf, habe er sich aber nicht beschäftig.

Als die Katalanen im Juli 2011 beim freundschaftlichen "Audi-Cup" in München auf Alaba und die Bayern trafen, weilte der Superstar noch auf Urlaub. Marko Arnautovic saß 2010 in der Champions League im Halbfinal-Hinspiel gegen Barcelona auf der Tribüne und beim Rückspiel auf der Ersatzbank von Inter Mailand.

Genussversuch

Schlager mit vertauschten Rollen
Barcelona's Cesc Fabregas celebrates a goal against Levante during their Spanish First division soccer league match at Camp Nou stadium in Barcelona, April 20, 2013. REUTERS/Albert Gea (SPAIN - Tags: SPORT SOCCER)
Trotz der schon regelmäßigen Auftritte in der Champions League ist das Aufeinandertreffen auch für ihn ein Highlight. "Natürlich ist es das, und ich merke schon, dass die Vorfreude mehr und mehr wächst, je näher das Spiel rückt." Ob man solche Spiele auch genießen kann, bei all der Anspannung? "Ich sollte es schon zumindest versuchen", sagt der 20-Jährige. "Für mich als jungen Spieler ist es immer noch wie ein Traum, gegen Barcelona zu spielen. Das ist einfach geil."

Nicht nur Messi taugt ihm, vor allem Cesc Fàbregas hat es ihm angetan. "Er war neben Patrick Vieira mein größtes Vorbild, als ich in meiner Jugend ein Fan von Arsenal war. Wie er als junger Spieler Arsenal als Kapitän geführt hat, war für mich beeindruckend."

In Ehrfurcht wird Alaba deshalb aber nicht erstarren. "Ich geh’ wie immer ins Spiel. Respekt ist da, Angst aber auf keinen Fall."

Abidal-Besuch

Bei den Bayern war jedenfalls Messi das Thema. Während Trainer Heynckes, Kapitän Lahm und Mittelfeldspieler Martínez vor die Presse traten, landeten die Barça-Stars um ungefähr 13 Uhr in München. Bei zehn Grad waren die Spanier nicht gerade glücklich über den unterkühlten Empfang.

Als Glücksbringer hatte Barcelona zur Überraschung der Journalisten den Cousin von Eric Abidal mitgenommen. Der hatte Eric einen Teil seiner Leber spendiert. Vor einem Jahr fand die Transplantation statt, jetzt steht der 32-Jährige vor einem Comeback in der Startformation in der Champions League.

Der Stratege Xavi, der kongeniale Partner Iniesta und der Vollstrecker Messi – dieses Trio verleiht dem Spiel von Barcelona die Magie:

Schlager mit vertauschten Rollen
epa03407130 FC Barcelona's midfielder Xavi Hernandez celebrates his goal against Granada CF during their Spanish Liga Primera Division match at Camp Nou stadium in Barcelona, north-eastern Spain, 22 September 2012. EPA/ALBERTO ESTEVEZ
Xavi Hernandez:Der 33-jährige Katalane ist seit seinem elften Lebensjahr bei Barcelona. Bei den Profis debütieren ließ ihn im Frühjahr 1998 in der Copa Catalunya übrigens José Mourinho. Der damalige Co-Trainer (1996 – 2000) setzte das Talent auf der Position des Stammspielers Josep Guardiola ein. Mourinho durfte das, weil er von Cheftrainer Van Gaal gefördert wurde und in Testspielen öfters die Betreuung der Profis übernahm. Und: Bei Xavis Debüt spielte der aktuelle Barça-Trainer Tito Vilanova für Gegner Lleida.

In der Zeit von Trainer Frank Rijkaard (2003 – 2006) wäre Xavi gerne zu AC Milan abgewandert, doch die Mutter setzte sich durch. Der Stratege aus dem zentralen Mittelfeld hat nach 15 Jahren im Profi-Kader sein Vorbild übertroffen – Guardiola, liebevoll "Mite" ("der Mythos") genannt. Bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz wurde Xavi Europameister und als bester Spieler ausgezeichnet.

Schlager mit vertauschten Rollen
Spain's Andres Iniesta attends a training session at the Dinamo stadium in Minsk, October 11, 2012. Spain will face Belarus in their 2014 World Cup Group I qualifying soccer match on Friday. REUTERS/Vasily Fedosenko (BELARUS - Tags: SPORT SOCCER)
Andrés Iniesta:Der Offensivspieler stammt aus der Provinz Albacete, südwestlich von Valencia. Als Zwölfjähriger wurde er bei einem im TV ausgestrahlten Kinderturnier entdeckt. Fast hätte Iniesta den Weg zu Real gefunden, doch seine Eltern entschieden, dass das Talent in der Barça-Schule "La Masia" besser aufgehoben wäre. Anfangs litt Andrés, der Michael Laudrup verehrte, unter der Trennung von seiner Familie.

Neben der perfekten Technik auch in höchstem Tempo verhalfen ihm seine Freundlichkeit, Intelligenz und Bescheidenheit zum Durchbruch. Iniesta ist ein Mann für die großen Momente, wie das goldene Final-Tor bei der WM 2010 in Südafrika und die Auszeichnung als bester Spieler der EURO 2012 beweisen. Der populäre "Don Andrés" macht auch eine hervorragende Figur in Zeichentrickfilmen.

Lionel Messi:Am 14. Dezember 2000 unterzeichneten Carles Rexach für Barcelona und Papa Jorge Messi auf einer Papierserviette den Entwurf des Vertrags für den damals 13-jährigen Lionel. Die Finanzierung der wegen Wachstumsstörungen nötigen Hormonbehandlung brachte den Argentinier zum Klub.

Vier Mal, von 2009 bis 2012, wurde der Stürmer zum besten Kicker der Welt gewählt. Coach Rijkaard ließ ihn anfangs oft auf der Bank schmoren. Die Förderer des Linksfußes hießen damals Ronaldinho und Deco. Rexach spielt seine Bedeutung beim Messi-Engagement herunter: "Selbst unsere Hausmeisterin hätte das außergewöhnliche Talent dieses Buben schnell erkannt."

Kommentare