Umstrittene Pläne: Finden europäische Ligaspiele bald weltweit statt?

Barcelonas Lamine Yamal beim Torjubel
Spanien und Italien wollen künftig Ligaspiele im Ausland veranstalten. Die Genehmigung der UEFA fehlt dazu (noch). Kritik kommt von Fans und der EU.

Der FC Barcelona in Miami, der AC Mailand in Australien. Was bislang nach den jährlichen Sommertourneen europäischer Topklubs rund um den Globus klang, könnte künftig mitten in der Saison Realität werden. Spanien und Italien planen nämlich, reguläre Ligaspiele ins Ausland zu verlegen.

Barcelona in Miami, Milan im 14.000 Kilometer entfernten Perth

So soll das Spiel zwischen Barcelona und Villarreal am 20. Dezember in Miami stattfinden. Milan gegen Como soll wegen der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele im Giuseppe-Meazza-Stadion am 6. Februar gar im 14.000 Kilometer entfernten australischen Perth ausgetragen werden. Die nationalen Verbände beider Länder haben diesen Plänen bereits zugestimmt.

Ganzer Spieltag der Serie-A im Ausland?

Begründet wird die Entscheidung mit der notwendigen wirtschaftlichen Weiterentwicklung. „Entweder wir sind innovativ, oder wir werden irrelevant“, betonte Spaniens Ligapräsident Javier Tebas in der Zeitung AS.

Überlegungen, Partien im Ausland auszutragen, gibt es schon länger. Serie-A-Präsident Ezio Simonelli etwa sagte, er hätte „gerne den gesamten ersten Spieltag im Ausland gespielt“.

"Keine gute Sache": UEFA-Genehmigung fehlt (noch)

Zunächst liegt der Ball allerdings ohnehin bei der UEFA. Laut Statuten müssen Spielverlegungen ins Ausland von der UEFA genehmigt werden. Am Donnerstag wird das Thema in der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees besprochen. Zu einer Abstimmung wird es jedoch nicht kommen, wie die Sportschau berichtet.

UEFA-Präsident Aleksander Čeferin äußerte sich gegenüber dem Politico kritisch und erklärte, dass Meisterschaftsspiele außerhalb Europas „keine gute Sache“ seien.

Hintertür für Vereine bleibt offen

Gleichzeitig ließ er eine Hintertür offen: Bei einem triftigen Grund, oder in Ausnahmefällen, könne eine Verlegung des Spielortes genehmigt werden.

Im Fall von Milan wäre die Olympia-Eröffnung ein Grund, Barcelona könnte als Ausnahme gelten. „Grundsätzlich sollten europäische Teams in Europa spielen, weil ihre Fans in Europa leben“, betont Čeferin, der sich wiederum vorstellen kann, das Champions-League-Finale in den USA abzuhalten.

"Büchse der Pandora" öffnen: Viel Kritik von Fans und der EU

Zwar hat nach wie vor die FIFA das letzte Wort, doch gerade ihr Präsident Gianni Infantino gilt als Freund von Expansionen.

Mehr als 500 Fangruppen aus über 25 Ländern haben sich in einer unterzeichneten Erklärung gegen die Pläne ausgesprochen. Sie warnen davor, dass mit einer Genehmigung die „Büchse der Pandora“ geöffnet werden würde. EU-Sportkommissar Glenn Micallef bezeichnet die angedachten Verlegungen gar als „Verrat“.

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