Barça: Guardiola geht, Vilanova übernimmt

Barça: Guardiola geht, Vilanova übernimmt
Nach vier Jahren ist Schluss, Josep "Pep" Guardiola verlässt Barça. Assistent Tito Vilanova wird sein Nachfolger.

Die Online-Ausgaben der spanischen Medien lieferten sich am Freitag Vormittag einen Wettflug durch das Cyberspace. "Guardiola geht" – lautete einhellig die Schlagzeile. Eine Meldung, dass der Trainer von Barcelona gemeinsam mit Klubchef Rosell und dem sportlichen Leiter Zubizaretta um 13.30 Uhr vor die Presse treten wollen, trat in Spanien die mediale Lawine los.

Eine, die nur wenige Stunden später rekordverdächtige Ausmaße erreichte. In Live-Tickern konnten die Fans das Geschehen verfolgen. Bald schon gab es eine neue Schlagzeile. "Adios Pep, hola Tito" lautete eine davon. Der Alttrainer wurde verabschiedet, der Neue begrüßt. Überraschend folgt Assistent Vilanova auf Trainer Guardiola.

Abschied

Barça: Guardiola geht, Vilanova übernimmt
Geht er oder bleibt er: Pep Guardiola steht am Scheideweg.

Am Vormittag gab Guardiola den Spielern die Entscheidung bekannt und machte sich noch während des Trainings auf den Weg ins fünf Kilometer entfernte Nou-Camp-Stadion. Im dortigen Pressesaal war Guardiola am 17. Juni 2008 als Trainer des FC Barcelona – davor hatte er ein Jahr lang die B-Mannschaft betreut – präsentiert worden. Fast vier Jahre und 13 Titel danach steigt Guardiola aus.

Kurz vor halb zwei wurde das Aus dann tatsächlich verkündet.

"Ich fühle mich leer, vier Jahre sind eine Ewigkeit, besonders als Trainer des FC Barcelona. Diese vier Jahre haben mich ausgelaugt", sagte Guardiola. Er gilt als Besessener dieses Sport, als Tüftler, der viel Energie in seine Arbeit investiert. Das Aus in der Champions League war der Tupfen auf dem i im Wort Abschied. Schon vor einem Jahr hatte man ihm die Erschöpfung angemerkt. Er hatte auch nur noch einer Vertragsverlängerung um ein Jahr zugestimmt. "Mir fehlt ein bisschen die Freude, um weiterzumachen", bekannte er zudem. Die Entscheidung habe er eigentlich schon im Dezember getroffen. "Aber ich konnte es den Spielern nicht sagen." Zu viele Ziele waren noch zu verfolgen. Mit der Meisterschaft und der Champions League wurden aber zwei verpasst. Nur noch der Sieg im Cupfinale gegen Bilbao ist noch möglich.

Nur zehn Minuten nach Beginn der Pressekonferenz gab es dann die nächste Überraschung, nannte der Klubchef den Namen des neuen Trainers. Wer aufgrund der Suche nach einem Nachfolger mit einem europaweiten Trainerkarussell gerechnet hatte wurde enttäuscht. Rosell verkündete den Namen des Nachfolgers: Tito Vilanova. Und mit dem weithin Unbekannten setzt Barcelona auf Kontinuität.

Der 32-jährige Vilanova ist Katalane, spielte mit Guardiola Ende der 80er-Jahre in der B-Mannschaft von Barcelona. Während sein Freund eine Weltkarriere machte, kickte Vilanova nur ab und zu bei Klubs in der ersten Liga. 2007 übernahm Guardiola als Trainer die B-Mannschaft von Barcelona, holte sich seinen Freund als Assistenten, ein Jahr später stiegen beide in die A-Mannschaft auf.

Auftritt

Bekanntheit erlangte Vilanova im August des Vorjahrs, weil ihm im Verlauf des Supercupspiels Real-Madrid-Trainer José Mourinho mit dem Finger ins Auge fuhr. Und im November bekam der beliebte Assistent von den Stars viel Zuspruch: Vilanova wurde wegen eines Ohrspeicheldrüsen-Tumors operiert. Nun ist er wieder gesund und gar Trainer der wohl besten Mannschaft der Welt. Als Guardiolas Nachfolger waren unter anderem Marcelo Bielsa, Laurent Blanc, André Villas-Boas, Luis Enrique und Ernesto Valverde genannt worden.

Guardiola selbst will erst nach einer Auszeit über seine Zukunft entscheiden. Interesse wird aus Mailand (Inter und Milan) kolportiert. Aber auch als englischer Teamchef ist er bereits im Gespräch.

Logischer Nachfolger

Für Sportdirektor Zubizarreta ist Vilanova deshalb der logische Guardiola-Nachfolger. "Wenn wir für die Kampfmannschaft Spieler suchen, schauen wir uns ja auch zuerst im eigenen Verein um", sagte der Ex-Goalie und sprach von einem "Langzeit-Projekt" mit dem designierten neuen Cheftrainer.

In dieser Funktion heißt für Vilanova vor allem, den Erzrivalen Real Madrid hinter sich zu lassen. Mit dessen Coach Jose Mourinho machte der Katalane bereits im vergangenen August im spanischen Supercup nähere Bekanntschaft: Damals fuhr ihm Mourinho mit dem Finger ins Auge und wurde dafür mehrere Wochen gesperrt. Wenig später, im November des Vorjahres, wurde Vilanova wegen eines Ohrspeicheldrüsen-Tumors erfolgreich operiert.

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