Bei der Austria brodelt es: Zwei Alphamänner im Machtkampf

Jürgen Werner vs. Harald Zagiczek
Machtrausch, Missgunst, Neid, Rache. Die Wiener Austria bietet sämtliche Ingredienzien für ein bühnenreifes Drama. Im Hintergrund geht es um ein Duell zweier Machtmenschen.

Auch wenn das 0:0 gegen die WSG wieder ein kleiner Rückschlag war: Man könnte meinen, bei der Austria wäre wieder Ruhe eingekehrt nach dem Wechsel des Sportdirektors von Manuel Ortlechner zu Michael Wagner. Jürgen Werner hatte seinen Rücktritt als Sportvorstand im September vollzogen, weshalb die Hoffnung bestand, dass der Machtkampf in Violett endgültig im Abseits stehen würde. Weit gefehlt.

Nach der Generalversammlung, bei der Kurt Gollowitzer als Präsident bestätigt wurde, geht es bei der Austria mehr denn je rund. Dabei hatte man beim Stadionkredit einen Schulden-Cut erreicht und das Stadion an die Stadt Wien verkaufen können. Doch dieser Deal hat offensichtlich noch ein Nachspiel.

Vor mehr als einem Jahr verhandelte die Austria-Spitze mit Lörinc Meszaros, einem milliardenschweren Freund des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Der KURIER berichtete damals, dass es mindestens drei Treffen gegeben hatte. Einmal verhandelte AG-Vorstand Harald Zagiczek im August 2025, im September wiederum Sportvorstand Jürgen Werner, dann wiederum beide gemeinsam.

Schwarzgeld?

Die Ungarn zeigten Interesse an der Austria und deren Stadion. Somit handelte es sich mehr als nur um ein Ablenkungsmanöver, die Stadt Wien sah sich unter Zugzwang und kaufte letztlich die Generali Arena, um den violetten Schuldenberg damit deutlich abzutragen.

Laut Kronenzeitung hat Zagiczek bei diesen Treffen einem Mittelsmann eine Vermittlungsgebühr von 10.000 Euro zukommen lassen. Der AG-Vorstand dementiert dies und weist den Vorwurf einer Schwarzgeldzahlung zurück.

Die Austria ist seit fast zwei Jahren in zwei Lager gespalten. Hier der Verein, dort die Investorengruppe WTF um Jürgen Werner. Der Sportvorstand soll damals von der Bestellung von Zagiczek zum Finanzvorstand nicht begeistert gewesen sein und hätte einen in den Hearings besser gereihten Kandidaten bevorzugt, der sich lediglich um die Zahlen kümmern sollte. Das war beim leidenschaftlichen Fußball- und Austria-Fan Zagiczek nicht der Fall, der Mitsprache forderte, da er das Sportliche auch zu finanzieren hatte.

Der vom Aufsichtsrat nicht genehmigte Kauf des Spielers El Azzouzi verbreiterte den Graben zwischen Zagiczek und Werner, der dem Finanzvorstand vorwarf, sich ins Sportliche einzumischen. Ende des Sommers kam es nach Erhöhung des Drucks auf Jürgen Werner endgültig zum Bruch und dessen Rücktritt.

Als Investor ist Werner bei den Veilchen aber nach wie vor an Bord. Die Austria unternahm mehrere Versuche, die WTF-Gruppe rauszukaufen, hatte bisher aber nicht das nötige Kleingeld von mittlerweile fast neun Millionen Euro.

Gegenseitige Vorwürfe

Jürgen Werner kann sich somit zurücklehnen und taktisch klug zurückschießen (lassen). Mittlerweile handelt es sich bei der Austria nicht mehr um einen Kampf verschiedener Lager, sondern um ein Duell zweier Männer, die um ihren Einfluss rittern. Beide wissen voneinander viel, es überrascht daher nicht, dass man sich gegenseitig Vorwürfe an den Kopf wirft.

Es ist davon auszugehen, dass der Wechselpass an Vorwürfen weiterhin gepflegt wird. Gut möglich, dass Jürgen Werner nach seinem Rückzug auch Harald Zagiczek „mitreißt“. Wie auch immer, das Image beider Verantwortlicher ist bei der Austria kräftig angepatzt.

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