Werner-Abgang als Vorbeben? Wie es bei der Austria weitergeht

Krisen-Zentrum Generali Arena
Seit Mittwoch ist es amtlich: Jürgen Werner ist nicht mehr Sportvorstand bei der Wiener Austria. „Ich glaube, dass es in der derzeitigen Phase des Klubs der richtige Schritt ist, mich als Sportvorstand zurückzuziehen und so den Druck von der Mannschaft und vom Klub zu nehmen“, erklärte der 63-jährige Oberösterreicher, der sein Amt auf eigenen Wunsch niederlegte.
Dass bei den Violetten etwas passieren wird, war klar. Nach dem 1:3 gegen Hartberg – es war die dritte Niederlage im vierten Bundesliga-Spiel, dazu kommen das Aus in Cup und Europacup – wurde viel geredet. Eine Krisensitzung folgte der nächsten, am Mittwoch dann mit Werners Rücktritt das erste Ergebnis. Doch was bedeutet der Abgang von Jürgen Werner für die Austria? Und: War’s das, oder folgen weitere Abgänge?
Die Chancen stehen gut, dass es sich bei Werners Abgang nur um ein Vorbeben am Verteilerkreis gehandelt hat.
Wie kam es zum Rücktritt von Werner?
Die Austria sah sich nach dem total verpatzten Saisonstart zum Handeln gezwungen. Dass es im Verein mehrere Lager und Grabenkämpfe gibt, ist nichts Neues. In Zeiten des sportlichen Erfolgs wurde darüber hinweggesehen – das geht jetzt nicht mehr. Der Verein fürchtete, dass Jürgen Werner bei den Veilchen zu viel Macht erlangt. Also versuchte man, eine Einigung zu finden und sich von Werner zu trennen. Nach mehreren Krisen-Gesprächen hat man sich geeinigt.
Ist Werner jetzt ganz weg von der Austria?
Nein. Jürgen Werner ist als Sportvorstand zurückgetreten. Als Investor mit seiner Gruppe WTF ist er allerdings weiter bei der Austria tätig. Um die WTF-Anteile zurückzukaufen, müsste die Austria rund acht Millionen Euro auf den Tisch legen. Geld, das die Violetten nicht haben.
Werner dazu: „Austria Wien hat sich zu einem Herzensprojekt entwickelt, dem ich auch weiterhin in meiner Rolle als Investor und Mitgesellschafter eng verbunden bleiben werde. Ich habe volles Vertrauen in die Mannschaft, dass sie den Turnaround schaffen wird.“
Muss Trainer Helm um seinen Job zittern?
Definitiv. Der Burgenländer – er hat Vertrag bis 2026 – sitzt alles andere als sicher auf seinem Stuhl. Anders als von anderen Medien berichtet, wird er am Sonntag zu Hause gegen Altach noch auf der Bank sitzen. Allerdings sieht es ganz danach aus, als ob sein 49. Spiel als Austria-Trainer auch sein letztes sein wird. Mit Jürgen Werner hat er einen Fürsprecher verloren, der sportliche Misserfolg ist nicht zu leugnen. Am Montag soll jedenfalls über seine Zukunft entschieden werden – wobei selbst ein Sieg gegen Altach zu wenig für den 42-Jährigen sein dürfte. Er wäre nicht der erste Trainer, der in der Länderspielpause seinen Hut nehmen müsste.

Jürgen Werner
Wer übernimmt Werners Aufgaben?
Die Austria will künftig auf die Position des Sportvorstandes verzichten (und so auch Geld sparen). Somit rückt der Sportdirektor mehr in die Verantwortung. Der heißt aktuell Manuel Ortlechner. Doch auch er muss um seinen Job bangen. Es gilt als äußerst ungewiss, ob er über die aktuelle Transferperiode hinaus im Amt bleibt. Auch wenn er vorerst von Jürgen Werner übernimmt. „Ich werde meine Agenden in den kommenden Tagen übergeben und schauen, dass wir die Transferperiode erfolgreich abschließen“, erklärte der scheidende Sportvorstand Werner.
Was bedeutet Werners Abgang für die Spieler?
Es ist kein Geheimnis, dass die Austria noch Geld braucht. Aufgrund der verschärften Lizenz-Regeln muss das negative Eigenkapital pro Jahr um zehn Prozent verringert werden. Mit dem Verkauf von Dominik Fitz hat man einen ersten Schritt getan, ein weiterer Verkauf steht noch auf dem Plan. Fraglich bleibt nur, ob man weiter sportliche Qualität abgeben mag und ob man mit einem weiteren Spielerverkauf genug Geld lukrieren kann. Gefragt ist jetzt jedenfalls Sportdirektor Manuel Ortlechner, der allerdings nicht mehr viel Zeit hat. Das Transferfenster in vielen Ligen schließt bereits am 1. September.
Für den Fall der Fälle bastelt die Austria aber auch schon an einem Plan B. So wurde bei einigen Gönnern im Vereinsumfeld bereits angeklopft, ob es ein Darlehen in Höhe von fünf Millionen Euro geben könnte.
Wie geht es weiter, wenn Helm gehen muss?
Eines ist klar: Noch hat die Austria einen Trainer. Sollte sich das nächste Woche ändern und Stephan Helm gehen müssen, wie geht es dann weiter? Zwei Namen werden seit Wochen immer wieder mit den Veilchen in Verbindung gebracht: Markus Schopp und Peter Pacult. Ersterer gilt als absoluter Fußball-Fachmann, kennt die Liga und war bis April beim LASK. Allerdings wäre Schopp wohl eine teure Lösung. Seine Kontakte zu Jürgen Werner müssen auch kein Vorteil (mehr) sein.
Peter Pacult ist seit seinem Abschied aus Klagenfurt im April vereinslos. Sein Name wird bei mehreren Austria-Granden hoch gehandelt. Seine Erfahrung ist unumstritten, Pacult stand in 303 Bundesliga-Spielen an der Seitenlinie. Als Spieler verbrachte er das Ende seiner aktiven Karriere in Wien Favoriten und erzielte in 38 Spielen für die Austria vier Tore.
Jürgen Werners Rücktritt war ein Paukenschlag – aber wohl auch nur ein Vorspiel zu weiteren Unruhen am Verteilerkreis.
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