Aufatmen nach dem WM-Desaster: Deutschland schlägt Peru
Der erste Schritt ist gemacht - vor allem dank Niclas Füllkrug. Der Bremer Torjäger sorgte mit seinem ersten Doppelpack im DFB-Trikot maßgeblich dafür, dass die Nationalmannschaft ihren Fans 114 Tage nach dem bitteren WM-Aus in Katar beim 2:0 (2:0) gegen Aufbaugegner Peru einen schönen Fußballabend bescheren konnte.
Das runderneuerte Team von Hansi Flick mit drei eingesetzten Debütanten um den dynamischen Dortmunder Marius Wolf erfüllte vor 25 358 Zuschauern in der Mainzer Arena die zentralen Vorgaben des Bundestrainers: Es zeigte angeführt von Kapitän Joshua Kimmich Einsatz, Wille, defensive Stabilität und zumindest in Person von Mittelstürmer Füllkrug (12./33. Minute) auch die beim WM-Turnier vermisste Effizienz. Der eingewechselte und sehr dynamische Serge Gnabry traf nach der Pause spektakulär die Latte (60.), der spielfreudige Kai Havertz schoss einen Foulelfmeter an den Pfosten (68.).
Immerhin geriet der Sieg gegen die limitierten Peruaner zu keiner Zeit in Gefahr. Schon am Dienstag kommt es in Köln auf dem Weg zur Heim-EM 2024 gegen Belgien zu einem Kräftemessen mit einem stärkeren Gegner.
Nach zwei Tagen mit riesigem Bayern-Wirbel um die Trainer Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel lief Kimmich als einziger Münchner Profi in der Startelf auf - eine Seltenheit in der DFB-Auswahl. Flicks personelle und taktische Änderungen mit Füllkrug und Timo Werner als neuer Doppelspitze zahlten sich aber schon in der Anfangsphase aus.
Der Bremer Torjäger, der kurz zuvor nach einer Ecke noch am starken und oft geforderten peruanischen Torwart Pedro Gallese gescheitert war, traf nach starker Vorlage von Havertz, der einen langen Ball mustergültig mit der Brust weiterleitete. Mehr Präsenz im Strafraum und höheres Tempo im Angriffsspiel waren zwei von Flicks Vorgaben nach dem blamablen WM-Aus. „Wir wollen Leidenschaft sehen, wollen begeisternden Fußball sehen und Überzeugung“, hatte der Bundestrainer kurz vor dem Anpfiff im ZDF gesagt.
Dass knapp vier Monate nach dem letzten WM-Gruppenspiel gegen Costa Rica „nicht alles funktionieren“ könne, wurde zwar auch immer wieder deutlich. Hier und da fehlten die Präzision im Spielaufbau und wie bei der vergebenen Doppelchance der während der WM verletzt fehlenden Rückkehrer Florian Wirtz und Werner in der 20. Minute die letzte Entschlossenheit vor dem Tor. Die DFB-Auswahl wirkte nach der Führung aber deutlich selbstbewusster und zielstrebiger. Die neue Nummer eins Marc-André ter Stegen im deutschen Tor musste kaum eingreifen. Das gefiel den Fans und der DFB-Führungsspitze.
Der neue Sportdirektor Rudi Völler, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke verfolgten die Partie auf der Tribüne nebeneinander und augenscheinlich gut gelaunt, auch Flicks Vorgänger Joachim Löw war im Stadion. Ein „Funke“ solle auf die Fans überspringen, hatte Neuendorf gesagt. Besonders lautstark waren in der ausverkauften Mainzer Arena allerdings auch die Fans des Weltranglisten-21. Peru zu hören. Gefeiert wurden beim deutschen Anhang insbesondere die Füllkrug-Tore.
Eingesetzt von Havertz flankte der immer stärker werdende Wolf, der sich zunächst mit einem schlimmen Fehlpass eingefügt hatte (3.), in den Strafraum - und Füllkrug lief dahin, wo ein Torjäger sein muss, und traf im fünften Länderspiel zum fünften Mal. Völler, einst selbst von den Fans verehrter Stürmer, lächelte beim Torjubel der Nationalspieler. Fast hätte Füllkrug kurz vor der Pause sogar einen Hattrick erzielt, aber Luis Advíncula stand beim Abschluss des Bremers im Weg (44.). Wieder war Havertz der Initiator.
Zur zweiten Halbzeit wechselte Flick dreimal, Leon Goretzka, Gnabry und Mario Götze kamen für Emre Can, Werner und Wirtz in die Partie. Die neben Wolf weiteren fünf Neulinge im DFB-Kader mussten sich zunächst weiter gedulden - Mergim Berisha und Kevin Schade kamen erst für die Schlussphase. Gnabry musste nach einem Zusammenstoß mit Gallese kurz nach dem Wiederbeginn länger behandelt werden, der 27-Jährige verließ mit Nasenbluten den Rasen, kam aber wieder zurück.
Den Schwung der ersten Halbzeit hatte die DFB-Auswahl zu diesem Zeitpunkt etwas verloren, das Spiel litt unter vielen Unterbrechungen und Diskussionen beider Teams auch mit Schiedsrichterin Maria Caputi. Der Seitfallzieher von Gnabry nach Kimmich-Vorlage an die Latte nach einer Stunde Spielzeit weckte dann wieder die Hoffnung auf weitere Tore - die Havertz vom Elfmeterpunkt nicht erfüllte. Den Strafstoß hatte Nico Schlotterbeck herausgeholt. Die DFB-Auswahl spielte weiter auf den dritten Treffer, belohnte sich aber nicht erneut.
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