Grünwald über die Stripfing-Pleite: „Irgendwann werden die Sorgen zu groß“
Stripfing ist am Boden
Es geht dem Ende zu. Der finanziell schwer angeschlagene Zweitligist SV Stripfing droht in den kommenden Tagen endgültig seine Spielberechtigung zu verlieren. Die Bundesliga hat beim Senat 5 Anzeige auf Entzug der Zulassung eingebracht, gab die Liga bekannt. „Es wird angestrebt, das erstinstanzliche Verfahren bis Ende nächster Woche abzuschließen“, teilte die Bundesliga mit.
Die Bundesliga entschloss sich zu diesem Schritt, nachdem der Verein aus dem Marchfeld „entgegen der mündlichen Ankündigung ... bis dato keine Erklärung über die freiwillige Zurücklegung der Zulassung“ übermittelt habe, so die Liga. Ein Entzug bzw. Wettbewerbsausschluss würde bedeuten, dass alle Spiele des SV Stripfing annulliert und aus der Wertung genommen werden.
Schriftlich informiert hat der Verein die Liga, dass die Mannschaft zu dem am Freitag angesetzten Meisterschaftsspiel beim SKU Amstetten nicht antreten wird. Das Spiel wird demnach mit 0:3 strafverifiziert.
Guter Charakter
Arbeitslos ist somit auch Stripfing-Sportdirektor Alexander Grünwald. Die Austria-Legende äußerte sich im „Sport Talk“ auf KURIER TV erstmals ausführlich zu der Pleite des Dorfklubs. „Es war natürlich keine einfache Zeit, weil die Geldprobleme vorhanden waren. Wir haben versucht, den sportlichen Bereich hochzuhalten, und alles gegeben.“
Die Spieler hatten immerhin noch die Möglichkeit, sich in die Auslage zu dribbeln, und das, obwohl sie die vergangenen drei Monate kein Gehalt mehr erhalten hatten. „Das zeigt aber, welchen Charakter sie haben“, sieht Grünwald durchaus auch positive Seiten im negativen Fall.
„Gefühlt sind wir in den vergangenen Wochen immer besser in die Liga gekommen, auch wenn aufgrund der Umstände in der Kabine nicht immer beste Stimmung war.“
Vergangenen Freitag kam die Spielergewerkschaft VdF vorbei und riet den Spielern zum Austritt aus den Verträgen, danach folgte die andere Spielervertretung younion. „Das war eine eigenartige Situation für mich. Als Sportdirektor bin ich ebenso Angestellter des Klubs, da sitzen wir alle im selben Boot. Dass man sich nach den Rechten in so einer Situation erkundigt, ist ganz normal. Aber irgendwann werden die Sorgen einfach zu groß.“ Wichtig sei, dass nun Klarheit herrscht.
Die Außendarstellung sei bei so einer Pleite natürlich keine gute. Stripfing ist bekanntlich kein Einzelfall. „Ich verstehe die Kritik und auch die Fans, wenn man beispielsweise als Verein keine richtige Heimstätte hat. Das geht nur kurzfristig, aber nicht langfristig.“ Stripfing pendelte zwischen FAC-Platz und Generali-Arena, trainierte bei der Austria.
Gute Erfahrung
Für Grünwald war aber nicht alles schlecht. „Stripfing hat jungen Spielern eine gute Bühne geboten, auch mir als Sportdirektor oder Emin Sulimani als Trainer. Da war schon viel Positives dabei.“
Der Ex-Kicker hat den Fußball aus einer neuen Perspektive kennengelernt. „Die zwei Jahre waren für mich der absolut richtige Schritt, ich habe im Sportmanagement Fuß fassen können.“ Bei Dorfverein Stripfing war Grünwald zeitweise Mädchen für alles.
„Wenn wir einen Spieler aus dem Ausland verpflichtet haben, dann habe ich den Flug gebucht, ihn vom Flughafen abgeholt und hatte davor noch dessen Wohnung geputzt“, so Housekeeper Grünwald, der weiterhin im Profifußball tätig sein möchte. „Diese Position hat mir gut gefallen, dazu habe ich eine Trainerausbildung und ein abgeschlossenes Studium. Und jetzt auch Praxis-Erfahrung.“
Die Wiener Austria hat derzeit keinen Sportvorstand. „Austria ist für mich eine Herzensangelegenheit, das stimmt. Alles zu seiner Zeit. Derzeit sind die meisten Positionen dort besetzt.“
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