Admiral-Chef: "Doppelt so viele Wetten auf ÖFB-Frauenteam wie auf Rapid"
Jürgen Irsigler über das Engagement des Wettanbieters im Frauen-Fußball, EM-Erlebnisse auf Champions-League-Niveau und die Gefahr von Spielmanipulationen.
Vor fünf Jahren wurde Admiral zum ersten Sponsor das Frauen-Nationalteams. Der damalige Glücksfall mit dem EM-Semifinale wurde nun bei der EURO 2022 zu einer echten Erfolgsgeschichte. Admiral-Geschäftsführer Jürgen Irsigler war bei der Endrunde vor Ort und spricht über Frauenfußball, Sponsoring und Wettbetrug.
KURIER: Wie haben Sie die EM bisher erlebt?
Jürgen Irsigler: Das Auftaktspiel in Manchester zwischen England und Österreich war ein Erlebnis: Das war aufgezogen wie ein Champions-League-Finale.
Sie wurden 2016 überraschend zum ersten Sponsor des Frauen-Nationalteams. Wie kam es dazu?
Ich bin ein großer Fußballliebhaber, der Sport begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich verfolge das Team intensiv seit 2012. Ich persönlich habe auch Spiele der U-19- und der U-17-Nationalteams gesehen und früh das Talent von Spielerinnen wie Billa, Dunst oder Naschenweng gesehen. Ich habe von da an immer wieder ein Sponsoring ausgelotet, aber es wurde erst 2016 konkret.
Wie waren die Reaktionen darauf?
Es gab viele, die das infrage gestellt haben. Auch intern konnten die wenigsten damit etwas anfangen. Ich habe eine Chance gesehen. Es gab nachher aber auch einige, die gratuliert haben. Ein gewisser Mut wurde belohnt. Und es ist schön, dass es 2017 nicht nur ein Glücksfall war, sondern diese Leistung 2022 auch bestätigt wurde.
Wie war das Interesse punkto Wetten?
Das EM-Spiel gegen Deutschland war letzten Donnerstag das Spiel mit dem höchsten Umsatz. Es wurden doppelt so viele Wetten platziert wie auf das Europacupspiel Rapid gegen Gdansk.
Was muss passieren, damit das Interesse hoch bleibt?
Es muss in der Breite mehr getan werden. Und die Liga muss professioneller werden.
In welcher Größenordnung bewegt sich die Sponsortätigkeit Ihrer Firma?
Wir haben rund 260 Vereinbarungen, davon 30 im Profi- oder Halbprofisport, den Rest im Breitensport.
In der jüngsten Saison war Ihre Firma bei den Männern erstmals Namenssponsor der Bundesliga und 2. Liga.
Wir sind der erste Sponsor, der beide Bundesligen sponsert. Das war uns wichtig. Wir haben rund 250 Filialen und sind bis auf Lafnitz in jeder Stadt oder Gemeinde, die in der Bundesliga spielt, mit einem Standort vertreten.
Ist die Bundesliga so wichtig für Ihr Wettgeschäft?
Die Reihung nach Umsatz schaut derzeit so aus: Premier League vor Deutschland, Spanien, Europacup, Italien und Österreich.
Sind Sie zufrieden mit der Bekanntheit durch das Sportsponsoring?
Das Institut FOCUS hat im Vorjahr 16.000 Marken im Sportsponsoring aufgelistet. Wir sind die Nr. eins unter den Wettanbietern und die sieben insgesamt. Vor uns sind nur bekannte Marken wie Audi, Red Bull, A1 oder Raiffeisen.
Die Markenpräsenz in Österreich hat einen starken Hang zum Wintersport, wo Admiral nicht so präsent ist.
Der Wintersport spielt eine untergeordnete Rolle im Wettgeschäft. Dafür ist die Saison zu kurz. Es gibt zu wenige Veranstaltungen. Das ist übrigens auch das Problem der Formel 1 und der Motorrad-Weltmeisterschaft. In Summe gibt es zu wenige Ereignisse, um für das Wettgeschäft relevant zu sein. Aufgrund der Vielzahl von Spielen im Fußball oder auch im Tennis ist dies in diesen beiden Sportarten völlig anders.
Wie ist die Wettbranche durch die Corona-Pandemie gekommen?
Die schlimmste Zeit waren die Wochen zwischen März und Mai 2020, als der internationale Sport quasi eingestellt wurde. Damals gab es nur noch Fußball in Weißrussland oder Basketball in der Ukraine. Der Wetteinsatz ist auf zehn Prozent der früheren Werte eingebrochen. Zu dieser Zeit wusste niemand, wann und wie es weitergeht. Unser Glück war damals, dass Mitte Mai 2020 die Deutsche Bundesliga als erste Profiliga weltweit wieder den Spielbetrieb aufgenommen hat.
Der gebürtige Linzer ist Geschäftsführer der Admiral Sportwetten GmbH und Präsident des Österreichischen Sportwettenverbandes. Der 59-Jährige baute aus einem einzigen Wettlokal ein Netz von 14 Filialen und 85 Mitarbeitern auf und verkaufte 2004 an Admiral.
Admiral
Die Nummer 1 im österreichischen Filial-Wettgeschäft wurde 1991 gegründet und beschäftigt über 500 Mitarbeiter. Die Admiral Sportwetten GmbH gehört zur Novomatic-Gruppe, die in mehr als 50 Ländern rund 22.000 Mitarbeiter beschäftigt und im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro gemacht hat.
Haben Online-Wetten im Lockdown geboomt?
Während der Pandemiezeit hat sich das Wettbusiness deutlich Richtung Online-Wetten verschoben. Im März 2020 kamen 50 Prozent der Erlöse aus den Wettlokalen, 50 Prozent aus dem Online-Bereich. Jetzt sind wir bei 70 Prozent Online-Anteil. 2020 und 2021 betrug das Minus im Vergleich zu 2019 rund zehn Prozent.
Ende 2021 gab es in der Regionalliga Ost Spielmanipulationen. Was sagen Sie dazu?
Wettbetrug ist eine der größten Herausforderung für die Wettbranche. Neben dem wirtschaftlichen Schaden für die Wettunternehmen verliert der Sport massiv an Glaubwürdigkeit.
In Österreich hat sich viel getan, es gibt eine enge Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden und den Verein Play-Fair-Code, um das Problem hintanzuhalten. Die Mitarbeiter des Vereins schulen in vielen Sportarten Aktive, um auf die Gefahren von Wettbetrug hinzuweisen.
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