Wie Admira um die Zukunft kämpft: "Dann kommt der radikale Schnitt"

Admira-Präsident Christian Tschida (l.) kämpft um die Zukunft der Admira
Admira-Präsident Christian Tschida spricht über die dringende Suche nach frischem Geld, seine Ziele mit dem Zweitligisten und das mögliche Aus für die Akademie.

Selten sind die Saisonen, in denen alle Vereine der 2. Liga die Lizenz zum Weiterspielen erhalten. Heuer war bereits im Oktober klar, dass es sich nicht ausgeht: Stripfing ging pleite, alle Partien der Niederösterreicher mussten annulliert werden.

Weiter gezittert werden darf um Klagenfurt: Die Austria nimmt extreme Finanzsorgen mit ins Frühjahr.

Und auch bei Admira Wacker ist die Lage dramatisch.

Der Traditionsverein kassierte erst im letzten Ligaspiel (1:2 in Amstetten) die erste Niederlage, es fehlt ein Punkt auf Winterkönig SKN St. Pölten. Finanziell fehlt in der Südstadt viel mehr.

"Klarstellen, was Sache ist" 

Der KURIER sprach mit Vereinsmitarbeitern, langjährigen Begleitern, Fans – und dem Präsidenten. Christian Tschida, in den beiden ersten Saisonen als Klubboss noch zurückhaltend, stellt klar: „Ich habe seit Sommer viel Zeit in den Verein investiert, will jetzt klarstellen, was Sache ist und wie es mit der Admira weitergehen kann.“

Wie es nicht weitergehen kann, stellt der Unternehmer Tschida, der ebenso Sponsor und einer von zwei Geschäftsführern des Zweitligisten ist, auch klar: „Ich habe mit meinen Partnern die Admira die letzten beiden Jahre mitgetragen. Das ist finanziell gesehen so über den Sommer hinaus nicht mehr machbar.“

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Millionen für Magath

Dass die Admira knapp bei Kassa ist, gehört ebenso zur Tradition wie der Ruf als exzellente Talenteschmiede.

Warum die Lage jetzt besonders prekär ist, erklärt Tschida ebenfalls.

Es liegt an den früheren Plänen, besonders jenen ab 2020: „Hauptsponsor Flyeralarm hatte hohe Ziele, Felix Magath und dessen Ideen waren sehr kostspielig. Gleichzeitig war der Fokus auf die Ausbildung weg.“

Geworden ist es nicht die Meistergruppe, sondern 2022 der Abstieg mit Trainer Andreas Herzog und den damals sechsthöchsten Personalkosten in der Zwölferliga.

"Flyeralarm hat Löcher gestopft" 

„In der 2. Liga hat dann Flyeralarm die Löcher gestopft.“ Damit ist seit der Vorsaison Schluss, der Sponsor reduzierte die Beträge und steigt mit Saisonende 2026 komplett aus.

Der angepeilte Wiederaufstieg 2025 scheiterte gegen Ried knapp.

Tschida betont, wie viel abseits davon passiert ist: „Mithilfe unseres damaligen Sportchefs Peter Stöger haben wir wieder Toptrainer in den Nachwuchs geholt, mit Thomas Janeschitz einen echten Fachmann für die Akademie. Auch die Wiedereinführung der Panthers als zweites Team war mir sehr wichtig.“

FUSSBALL-2.-LIGA: PK FC FLYERALARM ADMIRA PRÄSENTATION DES NEUEN SPORTDIREKTORS - STÖGER/TSCHIDA

Kritik gab es aus der aktiven Fanszene, warum die Rückkehr zum Konzept „Ausbildungsverein“ bei den Profis nicht sichtbar wird: Trainer Thomas Silberberger vergab im Herbst lediglich 20 Prozent der Spielzeit auf selbst ausgebildete Kicker.

PK BUNDESLIGA VOR SAISONSTART 2. LIGA: SILBERBERGER

„Aufstieg essenziell“

Tschida verweist auf einen heiklen Spagat: „Ich stehe für ,Jugend first‘. Aber gleichzeitig ist der Aufstieg essenziell. Wir brauchen die höchste Ausbildungsstufe, um mit unseren Talenten, die hauptsächlich aus Österreich kommen sollen, genug Gelder lukrieren zu können.“

Was schwebt Christian Tschida vor? „Wir untermauern unseren Anspruch als Top-5-Adresse der Ausbildung und schaffen es mittelfristig oben in die Top 6.“

In der harten Realität geht es um den monatlichen Kampf, alle Gehälter überweisen zu können, nicht bezahlte Rechnungen zu bedienen und verärgerte Partner wie das BSFZ (Bundessport- und Freizeitzentren) zu besänftigen.

Wie vom KURIER berichtet, mussten Nachwuchstrainings abgesagt werden, weil aufgrund ausstehender Zahlungen Talenten der Zugang zur Südstadt verweigert wurde.

Aus dem Verein ist zu hören, dass früher höhere Ausstände vom BSFZ nicht so scharf sanktioniert wurden. Ein Problem sei, dass beim Pachtvertrag um rund 9.000 Euro pro Monat auch die Verpflichtung zur Erhaltung der Sportstätten in der Klub-Verantwortung liege.

"Bemüht, uns das Licht auszudrehen"  

Gemeinsam mit Bernhard Schmidt, der im August als Geschäftsführer kam, hat Tschida umstrukturiert, gespart und Mitarbeiter verabschiedet – eine hohe sechsstellige Summe wurde eingespart.

Gerüchten, dass der Winter ohne Einnahmen zum Aus führen würde, widerspricht Tschida: „Es haben sich einige bemüht, uns das Licht abzudrehen. Aber wir stehen nicht schlechter da als vor einem Jahr.“

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Letzter in der Politik-Liste

Jetzt geht es darum, frisches Geld aufzustellen. Der Verein hat über alle Kanäle die Politik kontaktiert, bis hinauf zu Sportminister Babler (SPÖ).

Zwei gewichtige Argumente bringen die Admiraner ein:

1. 180 Kinder pro Saison werden seit Langem auf hohem Niveau ausgebildet, das beweisen die WM-Teilnehmer Sabitzer und Posch. Ein Zusperren der Akademie wäre auch von sportpolitischer Bedeutung.

2. Der Traditionsverein bekommt von allen Profivereinen am wenigsten Sponsorgelder aus öffentlicher Hand.

Wie vom KURIER berichtet, führen hier die Linzer Vereine LASK (4,4 Mio.) und Blau-Weiß (3,5 Mio.), noch vor Rapid (2,8).

Von allen Zweitligisten kassiert Lustenau am meisten über die öffentliche Hand: 350.000 Euro. SKN St. Pölten wird mit 245.000 € gefördert, die Admira mit nur 15.000 €.

Parallel zur Politik werden Unternehmer kontaktiert, die Interesse am Einstieg hätten. Tschida betont, dass er kein Sesselkleber wäre: „Irgendeinem Zauberer würde ich die Admira nicht anvertrauen. Aber wenn jemand mit seriösen Ideen und Kapital kommt, soll es wirklich nicht an mir scheitern.“

Radikaler Plan B 

Und wenn nichts klappt? Also weder der Aufstieg noch mehr Hilfe durch die Politik oder frisches Investorenkapital?

Tschida: „Dann kommt im Sommer der radikale Schnitt, das Aus für unsere Akademie. Und hoffentlich eine Zukunft als massiv verkleinerter Zweitligist.“

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