79 Punkte und noch immer nicht Meister
Mit dem 3:1-Heimsieg vom Samstag hat die Austria bereits 79 Punkte auf dem Konto - und den 24. Meisterstitel der Klubgeschichte immer noch nicht fix.
In allen bisherigen Bundesliga-Saisonen hätten ebendiese 79 Zähler leicht zum Titel gereicht. Nur einmal hatte eine Mannschaft mehr Punkte gesammelt: Sturm Graz 1997/98 mit 81. Die Grazer sind damals jedoch mit am Ende 18 Punkten Vorsprung auf Rapid klar vor Saisonende als meister festgestanden.
"Wir werden es am Mittwoch fertig machen." Dass seine Mannschaft auf ein Remis spielen wird, schloss Stöger aus. "Ich werde den Herrn Pucher (Mattersburg-Boss, Anm.) sicher nicht anrufen", merkte Stöger lächelnd an.
Vielmehr wolle man mit einem Sieg gegen Mattersburg den Grazern die Bestmarke entreißen "Wenn wir schon so eine Saison spielen, dann wollen wir auch den Rekord brechen. Wir wollen im eigenen Stadion Meister werden und Sturm den Rekord wegnehmen", gab Stöger die Marschroute für Mittwoch vor.
"Das war vielleicht in den 80er-Jahren so"
Zumal: "Ein Ergebnis verwalten und schauen, dass die Zeit vergeht, das ist nicht unser Spiel", so Trainer Stöger. Kapitän Manuel Ortlechner fand klare Worte. "Das war vielleicht in den 80er-Jahren so, dass man sich ein X ausmachen konnte. Wir haben ja nichts zu verschenken, wie Niki Lauda sagen würde. Wir sind den Fans einen Sieg schuldig und wollen die Partie gewinnen und danach feiern."
"Wenn man auf ein Unentschieden spielt, geht das meistens in die Hose", sagte auch der violette Mittelfeldmotor Alexander Grünwald, der per Elfmeter das 2:0 (37.) erzielte. Der Vorsprung auf die Salzburger, die Wacker Innsbruck daheim ebenfalls 3:1 bezwangen, beträgt zwei Partien vor Schluss weiter sechs Zähler. "Wir werden es am Mittwoch richten, das ist eine machbare Aufgabe. Und wir werden natürlich auf Sieg spielen", stellte Austrias Goalgetter Philipp Hosiner klar.
"Ein bisschen zu schön für uns"
Einen ähnlichen Leistungsabfall wie nach der Pause gegen Wiener Neustadt, als angesichts des Salzburger Rückstands gegen Wacker bereits Partystimmung in der Generali-Arena aufgekommen war, gelte es tunlichst zu vermeiden.
"Da war alles schon ein bisschen zu schön für uns, da ist dann der Schlendrian reingekommen. Die Mannschaft und die Fans sind eingeschlafen, das darf am Mittwoch nicht passieren", forderte der Burgenländer, der beim 1:0 (29.) seine ganze Klasse zeigte und mit 32 Treffern - sechs mehr als Salzburgs Jonatan Soriano - praktisch als Torschützenkönig feststeht.
"Regenerieren, regenerieren, regenerieren"
"Regenerieren, regenerieren, regenerieren", beschrieb Ortlechner den Countdown Richtung Mittwoch. Noch am Samstagabend kletterten die Austrianer in der Generali Arena auf die Ergometer und radelten aus, am Sonntag um 10.00 Uhr stand eine leichte Trainingseinheit auf dem Programm. "Ruhig bleiben alle miteinander. Wir bereiten uns wie auf jedes andere Spiel vor", versuchte Ortlechner kühlen Kopf zu bewahren. Aber auch der Oberösterreicher gestand: "Von locker sind wir weit entfernt."
Die ewigen Fragen nach Schlüsselspielen und Nervosität beginnen Ortlechner und Co. sichtlich zu nerven. Die Hartnäckigkeit der Salzburger in den vergangenen Wochen setzt der Austria merklich zu, man kann den möglichen Druckabbau offensichtlich kaum mehr erwarten. "Wir haben seit zehn Wochen Schlüsselspiele, und so ist es auch am Mittwoch", meinte Ortlechner.
Rechtzeitig zu Spielbeginn zeigte sich die Sonne über Favoriten. Die Generali Arena war voll, die Stimmung ausgezeichnet. Die Austria-Fans übten sich zum Aufwärmen in Beschwörungs-Theorien: "Der Meister in diesem Jahr, ist wieder die Austria" hallte es von der Osttribüne.
Der Wunsch war Vater des Gesanges, immerhin konnte man mit einem Sieg über Wr. Neustadt Meister werden, sofern Salzburg keinen Sieg gegen Innsbruck landet. Soweit die Theorie, in der Praxis machten die Salzburger mit dem 3:1 dem Ganzen einen Strich durch die meisterliche Rechnung.
Immerhin: Die Wiener können am Mittwoch mit einem Punktgewinn daheim gegen Mattersburg den Titel fixieren.
Die Austria stürmte drauf los, als wollte sie die schnelle Führung erzwingen. Man hudelte in den Aktionen, durch diese Ungenauigkeiten wurden die Wiener vorerst nicht wirklich gefährlich. Zumal auch Wr. Neustadt, in der Vorwoche noch von Salzburg durchgebeutelt, darauf achtete, in der Defensive solide zu agieren.
Die Vorentscheidung
Fest im Griff
In der 29. Minute war die Austria plötzlich Meister. Dilaver schickt mit einem Traumpass über rund 50 Meter Hosiner auf die Reise, der Stürmer nimmt sich den Ball perfekt an und trifft punktgenau ins lange Eck zum 1:0. Damit war der Widerstand der in der Offensive harmlosen Niederösterreicher vorerst gebrochen.
Die Austria hatte in Folge alles fest im Griff, kam durch einen fragwürdigen Elfmeter zum 2:0. Schiedsrichter Drachta sah ein Foul von Rauter an Gorgon, Grünwald bedankte sich aus elf Metern. Um 19.10 Uhr drohte die Generali Arena zu bersten, als bekannt wurde, dass Innsbruck 1:0 in Salzburg führte. „Wir werden Meister“, kündigten die Fans von den Rängen an. Zur Pause war die Austria schon 16 Minuten lang neuer Titelträger.
Weil das Spiel in Wien nach 45 Minuten entschieden schien, riskierte man immer öfter einen Seitenblick in Richtung Westen. Um 19.38 Uhr erfolgte der moralische Dämpfer für die violetten Anhänger, Salzburg glich aus. Für den nächsten Tiefschlag sorgte dann Wr. Neustadt, Tadic gelang das 1:2 (50.). Als Salzburg im Parallelspiel in Führung ging, war klar, dass die Austria vorerst nur 39 Minuten lang sich als Meister fühlen durfte.
Dürftig
Vielleicht ein Vorgeschmack auf Mittwoch.
Die Darbietung der Austria nach dem Wechsel war dürftiger Natur, kaum konnte man Chancen kreieren, schon gar nicht wurden die Wiener ernsthaft gefährlich vor dem Wr. Neustädter Tor. Als bangte man noch um den so sicher scheinenden Sieg. Für allgemeine Ruhe sorgte der eingewechselte Kienast mit dem 3:1.
Die Titelentscheidung ist somit vertagt, den nächsten Anlauf dürfen die Austrianer am Mittwoch gegen Mattersburg machen. Mit einem Remis wäre man vor der letzten Runde uneinholbar.
Für eine Feier wäre die Austria gerüstet.
FK Austria Wien - SC Wiener Neustadt 3:1 (2:0)
Wien, Generali-Arena, 12.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Drachta.
Tore
1:0 (29.) Hosiner
2:0 (37.) A. Grünwald (Foul-Elfer)
2:1 (50.) Tadic
3:1 (85.) Kienast
Austria: Lindner - Dilaver, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Mader, Holland, A. Grünwald (74. Kienast) - Gorgon (84. Simkovic), Hosiner, Jun (82. Barazite)
Wiener Neustadt: Siebenhandl - M. Berger, Ramsebner, M. Wallner, Hofbauer - Hlinka, Freitag (67. Offenbacher) - Rauter, D. Wolf (75. Friesenbichler), Martschinko - Tadic (67. Rakowitz)
Gelbe Karten: Ortlechner bzw. Wolf, M. Wallner, Martschinko, Offenbacher
Die Besten: Dilaver, Hosiner bzw. Siebenhandl, Tadic
Red Bull Salzburg - FC Wacker Innsbruck 3:1 (0:1)
Salzburg, Red-Bull-Arena, 7.520, SR Kever/SUI.
Tore
0:1 (38.) R. Wallner
1:1 (48.) Kampl
2:1 (68.) Alan
3:1 (79.) Mane
Salzburg: Gustafsson - Schwegler, Sekagya, Rodnei, Ulmer - Kampl (89. Nielsen), Hierländer, Berisha (84. Teigl), Mane - Alan (80. Ilsanker), Soriano
Innsbruck: Safar - Bergmann, Siller, Dakovic, Hauser - Kofler, Wörgetter (58. Saurer) - Löffler (74. Hinterseer), Merino (82. Piesinger), Wernitznig - R. Wallner
Gelbe Karten: Kampl, Schwegler, Soriano bzw. Bergmann, Hauser, Kofler, Siller
Die Besten: Kampl, Berisha, Mane, Soriano bzw. Safar, R. Wallner
SV Mattersburg - SK Rapid Wien 2:0 (0:0)
Mattersburg, Pappelstadion, 9.400, SR Schüttengruber.
Tore
1:0 (53.) Bürger
2:0 (93.) Klemen
Mattersburg: Borenitsch - Farkas, Majstorovic, Steiner, Mravac - Höller (82. Klemen), Lovin, Prietl, Röcher (90. Potzmann) - Mörz - Bürger (85. Rodler)
Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Pichler (89. Grozurek), Katzer - Heikkinen, Kulovits (63. Schaub) - Burgstaller, Boskovic, Sabitzer - Boyd (77. Starkl)
Gelbe Karten: Mravac, Mörz bzw. Trimmel, Heikkinen, Pichler, Boskovic
Die Besten: Lovin, Bürger bzw. keine
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