100 Milliarden Euro mit Wettbetrug gewaschen
Kriminelle Banden nützen den Sport-Wettbetrug, um 140 Milliarden US-Dollar (102 Milliarden Euro) jährlich weißzuwaschen (Sie wetten illegal mit Schwarzgeld, der Gewinn ist reingewaschen). Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des in Katar ansässigen Internationalen Zentrums für Sicherheit im Sport, das daran mit der Pariser Sorbonne-Universität zwei Jahre gearbeitet hat. Chris Eaton, Direktor des ICSS und ehemaliger Sicherheitschef des Fußball-Weltverbandes FIFA aus Australien, sagt zum KURIER: „Es gibt nichts Besseres, um Geld zu waschen, als Sportwetten. Analysen ergeben, dass das Geschäft lukrativer ist als Drogenhandel. Das Ganze ist komplex und erinnert an Abläufe in der Hochfinanz: Du brauchst Experten, es geht sehr schnell und ist großteils übers Internet zu organisieren.“
Die großen Wettpaten sitzen als Drahtzieher in Asien. Dort blüht der illegale Sportwetten-Markt mit rund 400 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr für (Live-)Wetten auf alles – von der nächsten Gelben Karte bis zum nächsten Outball beim Tennis.
Beeinflussbar
Wolfram Kessler, Leiter der Rechtsabteilung des legalen Wettanbieters Tipico, sagt zu den sogenannten Ereigniswetten: „Die müssen wir einschränken.“ Vor allem solche Ereignisse, die ein Einzelner stark beeinflussen kann. Wer das nächste Tor schieße, sei okay. Wer das nächste Foul begehe, sei bedenklich. Kessler: „Wenn es keine gesetzliche Regulierung gibt, wollen wir mit den anderen großen Anbietern eine Selbstregulierung ausarbeiten.“ Er hofft, dass es noch in diesem Jahr eine Einigung gibt. Rund eine Milliarde Wettscheine verarbeitet Tipico im Jahr. Insgesamt werden mit legalen Sportwetten rund 460 Milliarden Euro umgesetzt.
Österreich ist keine Insel der Seligen in Sachen Manipulation: Zuletzt wurde gegen zehn Personen Anklage erhoben. Der ehemalige Grödig-Spieler Dominique Taboga soll 14 Spiele manipuliert haben, Ex-Teamspieler Sanel Kuljic zehn. Die Bundesliga hat trotzdem mit Tipico einen legalen Wettanbieter ab Sommer für drei Jahre als Bewerbssponsor gefunden.
Liga-Boss Hans Rinner sagt zum neuen Sponsor: „Wettfirmen sind Teil des Sportbusiness. Und ich bin überzeugt, dass wir mit einem seriösen Partner arbeiten.“ Tipico-Chef Jan Bolz sagt: „Ich weiß, welches Image unsere Branche hat. Aber wir sind bei Manipulationen ja die Geschädigten.“
Zurück zum ICSS und Chris Eaton: Der hat die FIFA nicht im Unfrieden verlassen. „Die Wettkriminalität versucht, auch andere Sportarten zu korrumpieren. Und dagegen kann ich mit dem ICSS aktiv ankämpfen.“ Fußball und Cricket sind die am meisten gefährdeten Sportarten (dabei hat der Schiedsrichter großen Einfluss), betroffen sind aber auch Tennis, Basketball oder Motorsport. Die Autoren der Studie schlagen resümierend vor, künftig Steuern auf Sportwetten einzuheben, um den Kampf gegen Wettbetrug und eine engere Kooperation zwischen Wettanbietern und Sport-Institutionen zu fördern. Chris Eaton: „Das müssen die Regierungen global angehen.“
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