"Tauben-Killer" Pavard ist Frankreichs großer Gewinner

Football: Russia 2018, World Cup
Der "Mr. Zuverlässig" von Stuttgart steigerte seinen Marktwert - unter anderem mit einem Traumtor gegen Argentinien.

Die L'Equipe hat ihn auf der Titelseite zusammen mit Kylian Mbappe schon zum neuen Helden gekürt und widmete Benjamin Pavard gleich drei komplette Seiten. Der Stuttgart-Legionär selbst wähnt sich in diesen Tagen wie in einem "Traum". Als Ergänzungsspieler gerade so für die WM in Russland nominiert worden, gehört er bisher zu den großen Gewinnern bei Mitfavorit Frankreich.

Stammspieler, ein Tor der Extraklasse beim 4:3 gegen Argentinien - es könnte für Pavard in Russland kaum besser laufen. Wäre da nicht diese eine Sache. Sein Spitzname "Jeff Tuche" gefällt dem 22-Jährigen so gar nicht. "Am Anfang war es ja noch lustig, aber ...", sagte der rechte Außenverteidiger. Teamkollege Adil Rami, besser bekannt als Freund von Baywatch-Blondine Pamela Anderson, hatte ihm den Namen in Anlehnung an die von Jean-Paul Rouve gespielte Filmfigur mit dem ausgeprägten Lockenkopf aus der Komödie "Les Tuche" verpasst.

Tauben-Killer

Der Mann aus Maubeuge, einem Örtchen ganz im Norden Frankreichs, ist in erster Linie ein richtig guter Defensivspezialist. "Ich liebe es zu verteidigen", sagt Pavard. Das hat gegen Argentinien zuletzt Paris-Star Angel di Maria derart zu spüren bekommen, dass Teamkollege Paul Pogba geradezu ins Schwärmen geriet, "mit welcher Mentalität und Aggressivität" Pavard seinen Job erledigte.

Und dann auch noch dieses Traumtor, volley ins Kreuzeck. "Das schönste Tor dieser WM", wie Frankreichs Keeper Hugo Lloris bemerkte. "Ich mag Volleyschüsse, aber im Training habe ich meist die Tauben getötet", scherzte Pavard, der als erster französischer Verteidiger seit Lilian Thuram im Halbfinale 1998 in einem WM-Spiel traf. "Eine Karriere wie Thuram zu machen, würde ich sofort unterschreiben", sagt Pavard, der am Montag in der "L'Equipe" zusammen mit Mbappe gefeiert wurde.

Thuram ist mit 142 Länderspielen Rekord-Nationalspieler und trug das Trikot der AS Monaco, von Juventus Turin und des FC Barcelona. Für Pavard ging es bisher von der Ersatzbank des OSC Lille zum VfB Stuttgart. Ob er da dort auch nächste Saison spielt, wird immer fraglicher. "Ich kann es nicht versprechen. Denn wenn ich verspreche, dass ich in Stuttgart bleibe und es dann nicht tue, werden mich die Fans auf dieser Welt nicht mehr mögen. Aber ich will Champions League spielen", sagte der Abwehrspieler jüngst dem TV-Sender Sky.

Gestiegener Marktwert

In Stuttgart haben sie "Mr. Zuverlässig" längst schätzen gelernt. Alle 34 Ligaspiele, von Anfang bis zum Ende, stand er in der abgelaufenen Saison. Fünf Millionen hat er im Sommer 2016 gekostet, mittlerweile liegt der Marktwert des bis 2021 an den Klub gebundenen Verteidigers weit über 30 Millionen Euro. Tendenz steigend. Stuttgarts Sportdirektor Michael Reschke stellte klar, dass er nicht einmal für 50 Millionen Euro gehen könne.

Eine derartige Karriere hätte ihm so schnell aber kaum einer zugetraut. Erst im Herbst vergangenen Jahres war Pavard erstmals von Didier Deschamps einberufen worden, für die WM war er als Backup für Djibril Sidibe vorgesehen. Als dieser in der Vorbereitung patzte, schlug die Stunde von Pavard. "Dafür habe ich hart gearbeitet", sagte er glücklich.

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