ÖFB-Generalsekretär Hollerer in WM-Disziplinarkommission
Die rot-weiß-rote Nationalmannschaft ist zwar bei der Fußball-WM zum Zuschauen verurteilt, dennoch spielt ein Österreicher bei der am Donnerstag beginnenden Endrunde eine nicht unwesentliche Rolle. ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer sitzt in Russland in der FIFA-Disziplinarkommission, die unter anderem über Sperren für Spieler entscheidet.
Bei einer rein Roten Karte oder auch bei einer vom Schiedsrichter übersehenen Tätlichkeit treten der Wiener und seine Kollegen in Aktion. Die Aufgaben des Gremiums beschränken sich allerdings nicht nur auf das Sanktionieren von Übeltätern auf dem Rasen. "Wir werden bei allen Disziplinarfällen tätig, zum Beispiel auch bei Pyrotechnik und Rassismus auf den Tribünen oder Trainer-Fehlverhalten", sagte Hollerer der APA - Austria Presse Agentur.
Die Disziplinarkommission fungiert dabei als erste Instanz. Berufungsmöglichkeiten gibt es beim FIFA-Protestkomitee und zuletzt beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS). Keine Befugnis hat die Disziplinarkommission im Zusammenhang mit möglichen Ausschreitungen außerhalb des Stadions. "Weder die FIFA noch der ÖFB in Österreich können sich anmaßen, in das Gewaltmonopol eines Staates einzugreifen, und das ist gut so", erklärte Hollerer.
Fokus auf Videoschiedsrichter
Seine Konzentration gilt ausschließlich den Geschehnissen innerhalb des Stadions, und da vor allem der Kooperation mit dem erstmals bei einer WM eingesetzten Videoschiedsrichter. "Das wird sehr interessant und muss sich vielleicht am Anfang noch einspielen", vermutete Hollerer. Bei den vorangegangenen Weltmeisterschaften wurde die Disziplinarkommission nach vom Referee nicht wahrgenommenen Vergehen tätig, diesen Job sollte nun der "VAR" übernehmen. "Das könnte sicher zur Entlastung unserer Kommission führen", meinte der ÖFB-Generalsekretär.
Einen erhöhten Arbeitsaufwand könnte es dafür bei - im WM-Vorfeld befürchteten - Rassismus-Vorfällen geben. Die FIFA engagierte eigens für das Turnier drei Anti-Diskriminierungs-Beauftragte und kündigte für die WM den sogenannten Drei-Stufen-Plan an: Zunächst veranlassen die Schiedsrichter bei rassistischen Schmähungen eine Stadiondurchsage, bei einem neuerlichen Vergehen wird die Partie unterbrochen. Falls dann noch immer keine Besserung eintritt, wird das Match abgebrochen.
Ein derartiges Szenario würde Hollerer gerne vermeiden. "Wenn solche Dinge passieren, wird man sich damit beschäftigen müssen, aber jetzt hoffen wir alle auf ein tolles Turnier mit wenig Arbeit für die Disziplinargremien."
In K.o.-Phase nicht mehr im Einsatz
Hollerers Job beginnt mit dem Eröffnungsmatch am Donnerstag zwischen Russland und Saudi-Arabien und endet mit dem letzten Spieltag der Gruppenphase am 28. Juni. Der Wiener gehört jenem Teil der 19-köpfigen Disziplinarkommission an, die in den Gruppenpartien im Einsatz ist - in der K.o.-Phase kommt es zum Schichtwechsel.
Hollerer entschied sich bewusst gegen die Finalspiele und für die wohl unspektakulärere Gruppenphase. "Für mich ist das interessanter, weil es mehr Spiele gibt. Das bedeutet zwar mehr Arbeit, aber dadurch lernt man mehr."
Der Jurist wurde im Mai 2017 für vier Jahre in das FIFA-Gremium berufen und steht nun in dieser Funktion vor seiner ersten großen Bewährungsprobe. "Meine Vorfreude ist sehr groß, es freut mich aber auch, dass dem ÖFB als Verband die Möglichkeit gegeben wird, dort vertreten zu sein. Ich sehe das nicht auf mich bezogen - das ist eine Ehre für den ÖFB", betonte Hollerer.
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