Nach der WM: Arenen ohne Zukunft

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Ein Großteil der WM-Stadien ist viel zu groß und wird nach dem Turnier in dieser Form nicht benötigt.

Die zwölf WM-Stadien waren ein würdiger Rahmen für die 64 WM-Spiele. Doch nur die Hälfte wird von russischen Erstliga-Klubs genutzt, die die Ränge in Zukunft wenigstens halbwegs füllen können, in fünf Arenen werden Zweitligisten vor wenigen Zuschauern antreten.

Was wird aus den Schauplätzen der WM 2018?

Moskau, Luschniki-Stadion: Das Finalstadion und mit 81.000 Sitzplätzen größte WM-Stadion wird auch künftig die Heimat der Sbornaja sein. Doch auf mehr als fünf bis sechs Heimspiele im Jahr wird das russische Nationalteam kaum kommen. Daher gilt als sicher, dass das Luschniki auch für Konzerte und Kundgebungen genutzt werden wird. Errichtet schon in den 1950er-Jahren, war es immer die Bühne für das sportliche Russland. 1980 fanden in der Arena auch die Sommerspiele statt.

Moskau, Spartak-Stadion: Die Arena mit dem Spartakus-Denkmal vor dem Eingang dürfte auch künftig regelmäßig ausverkauft sein. Das Stadion mit 45.000 Plätzen ist die Heimat des Moskauer Traditionsklubs und russischen Rekordmeisters Spartak, der die größte Fanbasis in der Hauptstadt hat. Vergangene Saison kamen im Schnitt über 30.000 Zuschauer zu den Ligaspielen.

Kasan: Das Stadion am Ufer der Wolga bietet 45.000 Menschen Platz und wurde bewusst als Multifunktionsarena angelegt. 2015 wurde hier die Schwimm-WM ausgetragen. In der Arena spielt zwar der Erstligist Rubin Kasan, aber mit einer durchschnittlichen Auslastung von knapp 10.000 Zuschauern bleibt noch Luft nach oben.

Sotschi: Nach den Olympischen Winterspielen 2014, dem Confed-Cup 2017 und der WM stehen vorerst keine sportlichen Großereignisse mehr im Badeort am Schwarzen Meer mehr an. Einen Erstligisten hat Sotschi nicht. Aber kurz vor dem WM-Turnier wurde der Profiverein Dynamo St. Petersburg aus der zweiten Liga in den FK Sotschi umgewandelt. Er soll künftig im Fischt-Stadion spielen. Doch die Fanbasis des umgesiedelten Klubs dürfte noch sehr dünn sein an der Schwarzmeerküste.

St. Petersburg: Mit fast einer Milliarde Euro ist die neu gebaute Arena in der nördlichsten Millionen-Metropole der Welt das teuerste WM-Stadion. Die Ränge zu füllen, dürfte in der Großstadt an der Newa ein Leichtes sein, denn in dem Stadion mit 67.000 Plätzen spielt Zenit St. Petersburg, einer der national und international erfolgreichsten russischen Vereine. Zuletzt lag der Zuschauerschnitt in der Premier Liga bei immerhin 44.000.

Jekaterinburg: In der östlichsten WM-Stadt Jekaterinburg wird das Stadion nach dem Turnier wieder rückgebaut. Mehrere Tribünen sollen demontiert werden, so dass die Zahl der Plätze von 35.000 auf 25.000 sinkt. Bei einem Zuschauerschnitt von knapp 9000, den der Erstligist FK Ural zuletzt hatte, dürfte das Stadion aber trotzdem zu groß sein.

Kaliningrad: Die Ostseemetropole, die früher einmal Königsberg hieß, gehört zu jenen Städten, die keinen Erstligisten haben. Der Klub Baltika spielt in der zweiten Liga, wurde in der vergangenen Saison Fünfter, hatte aber mit rund 8000 Zuschauern den höchsten Besucherschnitt. Um das neu gebaute WM-Stadion auszulasten, bedarf es daher gewiss zusätzlicher Veranstaltungen. Rund um die Arena will die Stadt zudem Sportschulen und Büros von Sportorganisationen ansiedeln.

Nischni Nowgorod: Die Behörden in der Wolgastadt Nischni Nowgorod rechnen gar nicht damit, dass das WM-Stadion mit 45.000 Plätzen in den kommenden Jahren rentabel sein wird. Möglich ist, dass die Behörden ausländische Investoren für den Betrieb suchen. Der FC Nischni Nowgorod spielt in der zweiten Liga – in der vergangenen Saison kamen zu allen Heimspielen insgesamt nur 98.000 Zuschauer.

Rostow am Don: Regelmäßig 45.000 Tickets zu verkaufen, wird für den Erstligisten FK Rostow schwierig werden. Doch es könnten wieder glorreiche Zeiten kommen. Erst 2016 hatte der südrussische Verein den FC Bayern in der Champions League geschlagen. In der vergangenen Saison reichte es allerdings nur zu Platz elf in der Premier Liga – vor durchschnittlich 12.700 Zuschauern pro Partie.

Samara: In der Industriestadt an der Wolga vertrauen die Behörden nicht darauf, dass die Spiele von Erstliga-Aufsteiger Krylja Sowjetow für die Auslastung des WM-Stadions mit 45.000 Sitzplätzen reicht. Auch hier soll die Arena für andere Sportarten und Veranstaltungen genutzt werden. Die Stadtverwaltung hofft jedenfalls darauf, dass die russische Regierung einen Teil der Betriebskosten mitträgt.

Saransk: In der kleinsten WM-Stadt (300.000 Einwohner) gab es ursprünglich Pläne, das Stadion mit rund 45.000 Plätzen deutlich zu verkleinern. Was daraus wird, ist aber noch offen. Es wird gehofft, dass der gerade in die zweithöchste Liga aufgestiegene Klub Mordowija den Durchmarsch in die Premier Liga schafft. Pläne, das Stadion zum Teil in ein Einkaufszentrum umzufunktionieren, hat Russlands Präsident Wladimir Putin jedenfalls schon abgelehnt.

Wolgograd: Auch im ehemaligen Stalingrad steht nach der WM nur Zweitligafußball an. Der Verein Rotor, der sportlich sogar abgestiegen wäre und nur die Klasse gehalten hat, weil Kuban Krasnodar keine Lizenz erhalten hat und Wolgar-Gasprom Astrachan aus finanziellen Gründen freiwillig abgestiegen ist, hatte zuletzt eine durchschnittliche Zuschauerzahl von weniger als 3700 Fans. Das WM-Stadion fasst 45.000 Menschen.

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