Japans Coach zweifelte nach "Tragödie" an seiner Taktik
Der historische erste Viertelfinaleinzug schien für Japan bei der Fußball-WM zum Greifen nahe, Belgiens "goldene Generation" spielte aber nicht mit. Aus dem 2:0 wurde in der Nachspielzeit einer dramatischen Partie in Rostow am Don am Montagabend noch eine 2:3-Niederlage, die die "Blauen Samurai" fassungslos zurückließ. "Es fühlt sich wie eine Tragödie an", sagte Trainer Akira Nishino.
Mit ihrer kompakten Defensivarbeit samt gefährlicher Nadelstiche im Konter hielt Japan den Kontrahenten in der ersten Hälfte in Schach und drehte nach der Pause auf. Genki Haraguchi (48.) und Takashi Inui (52.) befeuerten mit ihrem Doppelschlag die kühnsten Träume. Doch nach dem Ausgleich durch Jan Vertonghen (69.) und Marouane Fellaini (74.) schafften es die Japaner nicht einmal mehr in die Verlängerung, weil sie in der Nachspielzeit alles auf eine Karte setzten. Nacer Chadli bestrafte dies mit seinem Kontertor.
Man könnte es als späte Strafe für das Ballgeschiebe im letzten Gruppenspiel gegen Polen bezeichnen, als man sich zulasten des Senegals mit einem 0:1 zufrieden gab. Für Nishino war es schlicht der falsche Plan zur falschen Zeit. "Die Spieler sind nicht die Schuldigen", meinte der 63-Jährige. Ich gebe mir die Schuld und zweifle an meiner Taktik", sagte er im Hinblick auf die Schlussphase, in der man einen Hauch zu viel Offensivwillen an den Tag gelegt und sich schließlich aufgrund mangelnder Eckball-Absicherung den entscheidenden Konter eingefangen hatte.
Umbruch steht bevor
"Es fühlt sich wie eine Tragödie an. Ich bin sehr enttäuscht und niedergeschlagen", schloss Nishino. Seine Schützlinge empfanden ähnlich. "Ein Moment hat uns gekillt", sagte Abwehrspieler Maya Yoshida. "Es ist schwer, das zu akzeptieren." Makoto Hasebe rang um Worte. "Ich bin sehr traurig und kann gar nicht sagen, was in mir vorgeht. Das ist zu schwierig", sagte der Profi des deutschen Cupsiegers Eintracht Frankfurt.
Der 34-jährige Hasebe, der sich so wie Keisuke Honda (32) wohl aus der Nationalmannschaft zurückziehen wird, fand aber auch Positives. "Wir haben gezeigt, dass wir sehr gut Fußball spielen können. Aber leider hat das Ergebnis nicht gestimmt", stellte er frustriert fest. In der Tat hinterließen die Japaner einen guten Eindruck und agierten auf Augenhöhe. Dafür gab es sogar Lob vom Gegner. "Was sie gezeigt haben, war eine taktische Meisterleistung", sagte Belgiens Abwehrspieler Vincent Kompany.
Nishino hofft nun darauf, dass die Zeit die seelischen Wunden heilt. "Die Spieler haben das Beste aus sich herausgeholt. Aber ich kann das Ergebnis deswegen nicht als Erfolg bezeichnen", sagte der 63-Jährige. "Aber wenn wir beim nächsten Turnier in vier Jahren zurückblicken, können wir es vielleicht als einen solchen bezeichnen."
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